Halle. Über die Namen ist Stillschweigen vereinbart worden: Mehrere Investoren haben beim insolventen Modehersteller Gerry Weber ihr Interesse am Einstieg bekundet. Im Februar hatte das nur noch im General Standard gelistete Börsenunternehmen die Suche nach Investoren vorangetrieben und die Investmentbank Macquarie damit beauftragt. Inzwischen „liegen mehrere erste unverbindliche Angebote von potenziellen Investoren vor", teilte das Unternehmen mit.
„Diese werden nun sorgfältig geprüft, um dann zusammen mit den Gläubigern zu entscheiden, mit welchen Interessenten der Investorenprozess fortgesetzt wird", sagt ein Unternehmenssprecher. Üblicherweise wird in einem nächsten Schritt ausgewählten Interessenten Einblick in die Unternehmenszahlen gegeben. Noch könne der ein oder andere interessierte Investor dazukommen. Allerdings werde die Tür nicht unbegrenzt offen sein, heißt es im Unternehmensumfeld.
Wer einsteigen will, braucht frisches Kapital
Neben Finanzinvestoren sollen auch strategische Investoren, die sich in der Modebranche auskennen, zu den Interessenten gehören. Fakt ist: Wer bei Gerry Weber einsteigen will, braucht dafür frisches Kapital. Nach Informationen der Neuen Westfälischen soll auch die Familie von Unternehmensgründer Gerhard Weber, der weiterhin 30 Prozent der Anteile hält, den Hut in den Ring geworfen haben. Darauf deuten auch Aktienverkäufe von seinem Sohn Ralf Weber hin (insgesamt mehr als 450.000 Stück), der das Unternehmen von Februar 2015 bis Ende Oktober als Vorstandsvorsitzender geführt hatte.
Zudem hat die G. Weber GbR Beteiligungsgesellschaft mit den Eigentümern Gerhard Weber, dessen Frau Charlotte Weber-Dresselhaus und den Erben des verstorbenen Mitgründers Udo Hardieck mehrere Immobilien in Halle verkauft – auch ein Geschäftshaus wurde für 1,6 Millionen Euro zum Kauf angeboten. Die Hardieck-Erben verkauften 18.662 Aktien. Allerdings dürfte für das nötige Kapital ein weiterer Partner nötig sein. Offen ist zudem, ob ein Weber-Angebot eine Chance hätte. Denn die Gläubiger entscheiden darüber, wie sie am meisten ihre Ansprüche befriedigen können, sagen Insider. Sprich die Gläubiger haben die Macht im Unternehmen. Letzte Entscheidungsinstanz ist für das insolvente Unternehmen das Gericht.
Parallel arbeitet das Management weiterhin an einem Insolvenzplan. Im Juni soll die Entscheidung fallen, ob der Investorenprozess weiterverfolgt wird oder der Insolvenzplan. Möglich sei auch eine Mischform, heißt es.
Robus wird wohl Mehrheit an Hallhuber übernehmen
Der High-Yield-Investor Robus Capital, der auf Turnaround-Situationen spezialisiert ist, wird vermutlich im Mai wie geplant die Gerry-Weber-Tochter Hallhuber mehrheitlich (88 Prozent) übernehmen. Ob er angesichts der Synergieeffekte auch für Gerry Weber bietet, ist offen. Robus war auch bei der kriselnden Erotik-Kette Beate Uhse eingestiegen. Im Juni 2018 startete sie als neue be you GmbH. Die Aktionäre von Beate Uhse gingen leer aus.
Bei der Auffanglösung für das Modelabel Laurel hatte der Frankfurter Hedgefonds Robus sich ebenfalls engagiert. Die Insolvenz in Eigenverwaltung lief nach Plan. Dank der neu gegründeten Holding Munich Brand Hub gingen die Anleihegläubiger fast leer aus. Ein Fonds von Robus machte dagegen das weitaus bessere Geschäft. Auch bei Gerry Weber ist es möglich, per übertragender Sanierung den Geschäftsbetrieb herauszulösen.
„Von zentraler Bedeutung ist weiterhin, dass die Gerry Weber Gruppe parallel zum M&A-Prozess operativ weitere Fortschritte macht und das Restrukturierungsprogramm konsequent umgesetzt wird", ließ der Sachwalter Stefan Meyer mitteilen.
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