Bielefeld

Neuer Mann führt den mächtigen Oetker-Beirat

Die Interne Altersgrenze ist erreicht. Rudolf Louis Schweizer rückt auf. Ist der Familien-Streit damit beigelegt?

Das Bielefelder Unternehmen Oetker leitet einen Generationswechsel ein. | © Wolfgang Rudolf

Stefan Schelp
22.02.2019 | 23.02.2019, 10:21

Bielefeld. Der gordische Knoten scheint durchschlagen: Für den mächtigen Beirat des Oetker-Konzerns ist mit Rudolf Louis Schweizer (51) ein neuer Vorsitzender gefunden. Das berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Schweizer ist der Sohn von Rosely Schweizer, der ältesten Tochter von Rudolf August Oetker aus dessen erster Ehe. Oetker-Sprecher Jörg Schillinger lehnte eine Stellungnahme ab. „Gerüchte kommentieren wir nicht", erklärte er knapp.

Die Entscheidung für den Beirat war überfällig, denn der bisherige Vorsitzende des Beirats, August Oetker, wird am 17. März 75 Jahre alt und erreicht damit die vom Konzern selbst gesteckte Altersgrenze. Laut FAZ soll der Beirat nach dem Geburtstag die Wahl vollziehen. Schweizer könnte dann Ende März offiziell das Amt übernehmen.

Zeit der Enkel gekommen

Rosely Schweizer hatte ihrem Sohn ihren Anteil (12,5 Prozent) laut Lebensmittelzeitung bereits 2010 übergeben. Die Übergabe der Unternehmensanteile noch zu Lebzeiten hat bei den Oetker-Gesellschaftern auch wegen steuerlicher Aspekte Tradition. Der Enkel von Rudolf August Oetker („RAO") sitzt neben August und Alfred Oetker bereits seit einigen Jahren als bisher drittes Familienmitglied im Beirat des Familienunternehmens. Die vier weiteren Mitglieder kommen laut Richtlinien nicht aus der eigenen Familie.

August Oetker: Wird 75 Jahre alt und erreicht die interne Altersgrenze. - © Oliver Krato
August Oetker: Wird 75 Jahre alt und erreicht die interne Altersgrenze. | © Oliver Krato

Nun soll auch Philipp Oetker neu ins Gremium berufen werden. Er würde dann wieder über sieben Mitglieder verfügen und wäre damit komplett. Philipp Oetker ist ein Sohn von August Oetker, er war bislang Leiter des Vertriebs bei der ehemaligen Oetker-Reederei Hamburg Süd, die inzwischen von der dänischen Reederei Maersk übernommen worden ist.

Frage, ob der Streit beigelegt ist, bleibt

Ungewiss ist, ob mit dieser Personal-Entscheidung tatsächlich der langjährige Streit um die Führung im Oetker-Konzern beigelegt ist. Über Jahre hatten die älteren RAO-Kinder um August und Richard Oetker auf der einen Seite und die jüngeren Kinder aus dritter Ehe, Alfred, Ferdinand und Julia auf der anderen Seite, um die Macht im Konzern gekämpft.

 Zuletzt hatte es noch Ärger um die Berufung der Unternehmerin Anna Maria Braun in den Beirat gegeben. Diese Personalie hatte August Oetker durchgesetzt, die jüngeren Kinder waren mit einer Feststellungsklage dagegen vorgegangen. An der Konzernspitze, im operativen Geschäft, ist Ruhe eingekehrt, seit mit Albert Christmann der erste familienfremde Manager das Steuer übernommen hat.