
Deutschland schwitzt. In dieser Woche wurden die bisher heißesten jemals in Deutschland gemessenen Temperaturen erreicht. Was kann man tun, um der drückenden Wärme entgegenzuwirken? Welche Tipps helfen, um die Temperaturen im Büro angenehm zu halten? Wir haben die Antworten:
Richtig Essen und Trinken
Grilllfans, für die ein Steak an einem heißen Sommertag einfach dazugehört (zum Beispiel aus einem der Fleischautomaten in OWL), sollten wissen: Das tierische Eiweiß regt die körpereigene Wärmeproduktion an. Leichtes Essen wie Salat, Obst oder rohes Gemüse hingegen bieten eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr und versorgen den Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen.
Viel zu trinken ist sehr wichtig. Besonders Mineralwasser, Saftschorlen oder alkoholfreies Bier enthalten Elektrolyte, die dabei helfen, Flüssigkeiten besser im Körper zu verteilen. Alkohol hingegen weitet die Blutgefäße und entwässert den Körper, was den Kreislauf zusätzlich belastet. Getränke sollten dabei nicht eiskalt, sondern eher lauwarm genossen werden.
Auch wenn die Sonne brennt, sind regelmäßige Mahlzeiten wichtig.
Dann kommt es aber umso mehr auf die passenden Speisen an. Anja Luci, Ernährungsexpertin bei der KKH Kaufmännische Krankenkasse, rät von schwerer Kost ab, vor allem in der Mittagshitze: „Der Körper ist durch die hohen Temperaturen bereits stark beansprucht. Ein fetter Braten etwa belastet dann nur noch zusätzlich, weil er aufwendig verdaut werden muss."
Gut geeignet sind dagegen Gemüse und Obst. Diverse Sorten liefern außer Vitaminen und Mineralstoffen auch Wasser. „Viele Menschen machen das schon automatisch richtig. In einer Forsa-Umfrage haben wir herausgefunden, dass sich jeder Vierte im Sommer gesünder ernährt als im Winter", sagt Luci. Vor allem Melonen, Tomaten und Gurken können den Flüssigkeitshaushalt aufbessern. Auch Beerenfrüchte sind eine tolle Alternative.
Hitze als Gesundheitsrisiko
Die Hitze bringt besonders für Babys, chronisch Kranke sowie Senioren gesundheitliche Risiken mit sich. Warnzeichen des Körpers wie Kreislaufbeschwerden, Bauchkrämpfe oder Schwächegefühl sollten ernstgenommen werden. Die Notaufnahmen der Krankenhäuser erwarten in dieser Woche vermehrt Patienten mit hitzebedingten Beschwerden. An heißen Tagen erhöhe sich der Flüssigkeitsbedarf erheblich, heißt es.
Im Sommer 2018 starben allein in Berlin etwa 490 Menschen aufgrund der Hitzeeinwirkung, wie aus einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts hervorgeht. Ärzte empfehlen, mindestens zwei Liter pro Tag zu trinken, sich möglichst nicht in der Sonne aufzuhalten und lockere Kleidung zu tragen: „Wichtig ist für Senioren und Kranke, sich genau an die Ratschläge des Hausarztes zu halten", sagt Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Arbeitskreises Notfallmedizin der „Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin".
Das könne auch mal bedeuten, dass Medikamente – nach Rücksprache mit dem Arzt – in einer anderen Dosierung eingenommen werden sollten als an kühleren Tagen. Außerdem sollten alte Menschen Anstrengungen in die Morgen- oder Abendstunden verlegen.
Vorsicht beim Badespaß
Nicht nur Freibäder erfrischen bei sommerlichen Temperaturen. Auch Badeseen und Flüsse sind beliebt. Aber Vorsicht: Wer sich unbedarft ins kühle Nass stürzt, begibt sich schnell in Gefahr. „Die Leute denken, dass Baden in Flüssen und Seen das gleiche ist wie im Freibad. Und das stimmt einfach nicht", sagt Bastian Wiebusch, technischer Leiter der Wasserwacht Westfalen-Lippe.
„In Flüssen gibt es gefährliche Strömungen, die vom Ufer aus nicht zu sehen sind." Den häufigsten Grund für Badeunfälle kennt Pierre Rojahn vom DLRG in Paderborn: „In 90 Prozent der Fälle ist Alkohol im Spiel." Das belaste das Herz-Kreislaufsystem. Wichtig sei beim Badevergnügen, sich an die Regeln zu halten und langsam mit der Wassertemperatur zu akklimatisieren. Dann stehe dem Vergnügen nichts im Weg.
Eincremen: Auf den Faktor kommt es an
Wer unangenehmem Sonnenbrand vorbeugen will, sollte sich rechtzeitig und ausreichend eincremen. Dabei lautet die Regel: Je heller der Hautton, desto höher der Lichtschutzfaktor. Aber noch wichtiger ist ein regelmäßiges Nachcremen der Körperstellen. Besonders anfällig für Sonnenbrand sind die Gesichtspartien, Dekolletee, Nacken und Arme. Auch die Lippen brauchen Sonnenschutz.
Babys sollten wenn möglich der Sonne gänzlich fern bleiben, Kinder sollten Sonnencreme nutzen, die mindestens einen Lichtschutzfaktor von 30 aufweist. Kommt es trotz Eincremens zum Sonnenbrand, können After-Sun-Produkte Abhilfe schaffen oder zumindest den Schmerz lindern. Bei Schwindelgefühlen, Fieber, starken Schmerzen oder Bläschen auf der Haut, sollten Betroffene jedoch den Weg zum Arzt suchen. Ein Sonnenstich könnte Auslöser sein.
Aufgepasst: Die Waldbrandgefahr steigt
Die Gefahr von Waldbränden steigt am Dienstag in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens auf die zweithöchste Stufe. Dies geht aus dem Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes hervor. Ursache sind die erwarteten hohen Temperaturen von bis zu 37 Grad. Erst am Donnerstag sinkt die Waldbrandgefahr wieder in den meisten Regionen. Eine Sprecherin des nordrhein-westfälischen Landesbetriebs Wald und Holz wies darauf hin, dass von März bis Oktober im Wald ein gesetzliches Rauchverbot gilt. Auch offenes Feuer ist verboten. Besucher sollen außerdem kein Glas im Wald lassen: „Der Brennglaseffekt kann Waldbrände auslösen." Vorsicht auch bei Autofahrten auf Straßen, die durch Wälder führen: Immer wieder kommt es zu Waldbränden, weil glimmende Zigaretten aus dem Fenster geworfen werden.
„Entscheidend ist, dass sich Waldbesucher der Gefährdung bewusst sind und vorsichtig verhalten. Leider Gottes ist das mit Verzicht auf Rauchen, Grillen und Feuern verbunden", sagt Alfred Edelhoff, Experte für forstliche Gefahrenabwehr bei Wald und Holz NRW.
Der FDP-Agrarexperte Karlheinz Busen fordert angesichts der hohen Brandgefahr, den Zutritt zu Deutschlands Wäldern vorübergehend zu verbieten. „Die Wälder in Deutschland sind extrem trocken. Es herrscht höchste Waldbrandgefahr", sagte der Bundestagsabgeordnete dieser Zeitung.
Heißgelaufen: Wenn das Handy streikt
Smartphones, Notebooks oder Tablets erwärmen sich im Betrieb zum Teil stark. Die Umgebungs- heizt die Betriebstemperatur dabei zusätzlich an, so dass bei großer Hitze Schäden drohen, warnt das Fachmagazin Connect. Deshalb sei es zunächst einmal wichtig, das Telefon oder den Rechner keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen. Besonders gefährdet sind alle Geräte mit schwarzen Gehäusen.
Der Aufheizeffekt lässt sich schon deutlich abschwächen, wenn das Smartphone etwa draußen beim Musikhören einfach in der Tasche bleibt oder am Strand und im Freibad etwa mit einem Handtuch abgedeckt wird. Keinesfalls sollte man Geräte im Auto liegen lassen, da es im Innenraum bei Sonneneinstrahlung enorm heiß wird. Wer nicht umhin kommt, Technik im Wagen zu lassen, sollte den Kofferraum als Ablageort wählen, weil die Hitze dort im Vergleich weniger stark ist.
Direkt hinter der Windschutzscheibe auf dem Armaturenbrett könne es dagegen so heiß werden, dass Kunststoffgehäuse schmelzen. Navis bringt man beim Parken also besser in Sicherheit. Aber auch daheim oder im Büro gilt, dass technisches Gerät nicht direkt hinter einer Scheibe der Sonne ausgesetzt werden sollte.
Ist ein Gerät aus Versehen doch einmal heißgelaufen, schaltet man es am besten erst einmal aus.
Danach ist langsames Abkühlen angesagt. Das bedeutet: Einfach bei Raumtemperatur abwarten. Denn der Versuch, das Abkühlen zu beschleunigen, kann unter Umständen zu noch größeren Schäden führen.
Hitzetipps für Auto und Arbeitsplatz
Hitze macht müde und unkonzentriert – das kann beim Autofahren schnell gefährlich werden. „Die Unfallgefahr steigt", erklärt ADAC-Sprecher Johannes Boos. Um dieses Risiko zu senken, sollten Fahrer einige Tipps beherzigen. „Vor dem Losfahren Fenster und Türe öffnen. Und beim Starten kurz die Umluft einschalten. Erst dann die Fenster schließen und die Klimaanlage einschalten", rät Boos.Wichtig sei es, die Temperatur nicht zu kalt einzustellen. „Der große Temperaturunterschied schlägt ansonsten auf die Konzentration, belastet den Kreislauf und kann zu Erkältungen und Verspannungen führen."
Tiere und Kinder sollten unter keinen Umständen im geparkten Auto allein gelassen werden – auch nicht für einen kurzen Moment. Innerhalb weniger Minuten kann sich der Innenraum zu einer lebensgefährlichen Sauna entwickeln. Schwebt das Tier in akuter Lebensgefahr, dürfen Passanten die Scheibe einschlagen. Ansonsten müssen vorher entweder der Halter ausfindig oder Polizeibeamte kontaktiert werden. Um die Hitze am Arbeitsplatz auszuhalten, helfen am besten Ventilatoren. Auch ein offenes Fenster sorgt für ausreichend Luft und hilft dem Körper, den Kreislauf in Gang zu halten.
Doch aufgepasst: Wer in ständiger Zugluft sitzt, riskiert eine Erkältung. Am besten sollte morgens und abends, wenn die Sonne nicht direkt auf die Fenster strahlt, gelüftet werden. Anschließend können tagsüber Rollläden und Jalousien Abhilfe schaffen und die Hitze vom Büro fernhalten. Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, für entsprechende Arbeitsbedingungen zu sorgen. Ein allgemeines Hitzefrei für den Arbeitsplatz gibt es aber nicht.
Auch Straßenarbeitern werden die hohen Temperaturen und die sengende Sonne zu schaffen machen, etwa beim Landesbetrieb Straßenbau. „Wir haben spezielle Sonnencreme extra für Arbeiten im Freien", erklärt eine Sprecherin von Straßen.NRW in Gelsenkirchen. Neben der Arbeitskleidung mit Sonnenschutz gebe es mehrere Kappen und Hüte mit Nackenschutz.
Ein kleiner Faktencheck:
Aussage: Mittags ist es am heißesten.
Bewertung: Falsch.
Die Sonne steht um die Mittagszeit zwar am höchsten und gibt die stärkste Strahlung ab. Die Lufttemperatur erreicht ihr Maximum aber erst mit einigen Stunden Verzögerung. Hinzu kommt, dass der Höchststand der Sonne in Deutschland nicht um 12 Uhr mittags erreicht wird, sondern wegen der Sommerzeit nicht vor 13 Uhr. Je nach Umgebung wird die höchste Temperatur deshalb erst am späteren Nachmittag zwischen 16 und 18 Uhr gemessen.
Bewertung: Falsch.
Es gibt kein „Hitzefrei-Gesetz", das eine Höchsttemperatur im Klassenzimmer oder am Arbeitsplatz vorschreiben würde.Die meisten Bundesländer haben die Entscheidung darüber, wann der Unterricht im Klassenzimmer nicht mehr zumutbar ist, an die einzelnen Schulen delegiert. Die Kids einfach nach Hause schicken geht ohnehin nicht: Die Schulen sind zur Aufsicht verpflichtet.Im Beruf stehen die Chance auf hitzefrei noch schlechter. In den „Technischen Regeln für Arbeitsstätten" wird zum Thema Raumtemperatur aber keine absolute Höchstgrenze genannt.Die Lufttemperatur in Arbeitsräumen „soll +26 °C nicht überschreiten", geben die Experten im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums vor. Wenn es draußen noch wärmer wird, müssten Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Aussage: Beduinen schützen sich mit dunkler KleidungBewertung: Richtig, aber entscheidend ist eher der Schnitt als die Farbe der Kleidung.
Weiße Kleidung wirft das Sonnenlicht zurück, schwarze dagegen saugt es auf. Dennoch bevorzugen viele Wüstenbewohner in Nordafrika und dem Nahen Osten dunkle Gewänder. Israelische Forscher haben das schon 1980 genauer untersucht. Ergebnis: Die Farbe der Gewänder machte kaum einen Unterschied, wohl aber der Schnitt. Denn die Beduinen tragen ihre Roben locker um den Körper - so kann zwischen den Lagen Luft hindurchströmen, die die Wärme abtransportiert und die Haut so kühlt.
Aussage: Eine kalte Dusche stoppt die Schweißproduktion.
Bewertung: Falsch.
Durch das kalte Wasser geht die Körpertemperatur erstmal runter, das Gehirn bekommt ein Kältesignal. Die unter der Oberfläche gelegenen Blutgefäße ziehen sich zusammen, um Wärmeverlust zu verhindern. Nach der Dusche muss sich der Körper dann wieder auf die heiße Außentemperatur einstellen - die Gefäße reagieren mit verstärkter Schweißproduktion.Experten raten deshalb dazu, im Hochsommer nicht unter Körpertemperatur zu duschen.
Aussage: Warmer Tee erfrischt bei Hitze mehr als kalte Limo
Bewertung: Richtig.
Wie bei kalten Duschen wird mit Kaltgetränken der Stoffwechsel angeregt, der Körper reagiert auf den Kälteimpuls mit Wärmeproduktion. Am Ende fließt sogar mehr Schweiß, der Körper verliert die dringend benötigte Flüssigkeit, man hat mehr Durst - ein gefährlicher Kreislauf.Der menschliche Körper ist darauf eingerichtet, alle Speisen und Getränke an die etwa 36,7 Grad Körpertemperatur anzugleichen. Hitzeprofis bevorzugen deshalb warme Getränke. Das zusätzliche Wärmesignal sorgt dafür, dass sie ständig - aber nur leicht - schwitzen, was zu Verdunstungskühle führt.
Aussage: Bei Sommerhitze können Ventilatoren Abkühlung schaffen.
Bewertung: Ungewiss.
Ventilatoren bringen die Luft in ihrer Umgebung in Bewegung. Wer sich in diesem Luftzug befindet, spürt eine Abkühlung, wenn Schweiß auf der Haut verdunstet. Die Raumtemperatur sinkt durch den künstlich erzeugten Wind aber nicht.