Brackwede/Ummeln. Nachdem Mitte der Woche publik geworden ist, dass die Stadt in Ummeln 500 bis 600 Flüchtlinge in ehemaligen britischen Offizierswohnungen an der Zedernstraße unterbringen will, sind die Telefone bei den Brackweder Bezirksvertretern heiß gelaufen. Umso besser, dass Sozialdezernent Ingo Nürnberger und Susanne Schulz, Leiterin des Sozialamtes, am Donnerstagabend persönlich in der Bezirksvertretersitzung erschienen, um Antworten zu geben.
Ab sofort werden der Stadt wöchentlich 150 bis 170 Asylbewerber zugewiesen (die NW berichtete). "Wir waren über die Zahl wirklich erschrocken", gibt Nürnberger zu. Zumal die Stadt davon ausgehen muss, dass mindestens die Hälfte dieser Menschen dauerhaft bleiben wird.
"Wir hatten die ehemaligen Briten-Wohnungen schon im Blick", so Nürnberger. "Aber wir wollten höchstens ein Viertel der Wohnungen belegen und nicht alle 112." Diese Idee sei zuvor "schwer vorstellbar gewesen". Nun werde es von Tag zu Tag aber wahrscheinlicher, dass die Stadt genau diesen Weg gehen müsse. Möglicherweise wird es auch noch eine Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Ummeln geben. Aber dazu ist im Sozialamt noch keine Entscheidung gefallen.
Angedacht ist, dass der Immobilienservicebetrieb (ISB) die Wohnungen von der Hamburger TAG Immobilien AG mietet. Die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW) wird die Bewirtschaftung übernehmen und für die Stadt die notwendige Sozialarbeit organisieren. "Dort werden Profis arbeiten", betont Nürnberger, "damit dort nichts anbrennt." Diese sollen auch Ansprechpartner für die Nachbarschaft sein.
"Für Brackwede und Ummeln ist das ein dicker Brocken", sagt der Sozialdezernent. "Ich kann Sie nur um Unterstützung bitten, das Ganze positiv zu begleiten." Nürnberger betont, dass die Stadt auch in Ummeln auf viel ehrenamtliches Engagement bei der Begleitung der Flüchtlinge angewiesen sei. Ein Runder Tisch ist in Planung.
Carsten Krumhöfner (CDU) verhehlt nicht, dass er angesichts der hohen Flüchtlingsbelastung, die der Stadtbezirk bereits trägt, "eine andere Lösung besser gefunden hätte". Sein Parteikollege Vincenzo Copertino macht es in Zahlen deutlich: "Polen nimmt jetzt 8.000 Flüchtlinge, Brackwede hat dann 2.000."
Jan Dopheide (UBF) fordert den Sozialdezernenten auf, bei dem nun auch angedachten verstärkten Ausbau von Sozialwohnungen auf eine gleichmäßige Verteilung über das Stadtgebiet zu achten. Nürnberger bestätigt, dass 2016 "bunt über die Stadt verteilt" massiv in den Wohnungsbau eingestiegen wird - insbesondere mit Hilfe der BGW und bewährter Modulbauweise. "Diese Häuser sind aber nicht nur für Flüchtlinge gedacht, sondern für alle, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind." An der Zedernstraße sei daran gedacht, dass die BGW der Stadt später schrittweise die Wohnungen abnimmt und normal vermarktet, sobald sie nicht mehr für Asylsuchende gebraucht werden.
Mit Blick auf die dauerhafte Integration der Menschen, die von Karl-Uwe Eggert (CDU) angesprochen wird, erklärt der Sozialdezernent, dass es diverse Arbeitsgruppen gebe, die sich mit unterschiedlichen Themenbereichen wie Kinderbetreuung, Beschulung, Integration auf dem Arbeitsmarkt beschäftigen. "Ein erheblicher Teil der Bundesmittel wird für die Arbeitsmarkteingliederung genutzt." Außerdem soll es mehr niederschwellige Sprachangebote geben, auch Sprachcafés, damit das Deutschlernen bereits beginnen kann, bevor die Anerkennung als Asylbewerber erteilt ist.