Eichenprozessionsspinner

Gefürchtete Raupe verbreitet sich rasant - alle Fakten zur giftigen Art

Der heiße Sommer 2018 hat den Tieren ideale Bedingungen bereitet

Ein Schild mit dem Schrift "Vorsicht!!-Eichenprozessionsspinner" hängt an einem Baum in Berlin. Die Gesundheitsverwaltung erklärte kürzlich, dass es ein erhöhtes Gefahrenpotenzial gebe und die Bevölkerung mit Eichenprozessionsspinnern befallene Areale meiden soll. | © picture alliance/dpa

25.06.2019 | 25.06.2019, 15:03

Bielefeld. In Wolfsburg wurde ein Marathon abgesagt, in Duisburg eine Schule gesperrt und in Dortmund ein Freibad geschlossen: Der Eichenprozessionsspinner setzt weite Teile Nordrhein-Westfalens in Angst und Schrecken. Auch in OWL sind die Raupen mit den gefürchteten Brennhaaren angekommen.

„In Versmold wurden sie sogar schon auf einem Spielplatz nachgewiesen", sagt Holger-Karsten Raguse, Leiter des Regionalforstamtes Ostwestfalen-Lippe. Und auch an anderen Stellen im Kreis Gütersloh wurden bereits Nester entfernt. Die Raupen sind etwa fünf Zentimeter lang, behaart und haben eine dunkle Rückenlinie.

Eine invasive Art, wie viele Laien glauben, ist der Eichenprozessionsspinner nicht:  „Den hat es schon immer gegeben. Durch den heißen Sommer hat er sich nur deutlich stärker vermehrt", so der Leiter. „Auch diese Organismen gehören ins Ökosystem", sagt auch Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift. Dort ist der Eichenprozessionsspinner derzeit - noch -  kein Problem.

Gefahr ist nicht zu unterschätzen

Die Förster können die drastischen Vorsichtsmaßnahmen in Wolfsburg, Duisburg und Dortmund nachvollziehen: „Die hauptkritische Phase ist jetzt, und die Brennhaare der Raupe, die bei Menschen unter anderem Allergien auslösen können, sind lange aktiv – angeblich sogar mehrjährig", sagt Raguse und erklärt, dass diese Haare die Raupe eigentlich vor Fressfeinden schützen. Nach dieser Jugendphase, in der die Raupe die Haare gebildet hat, ist der Eichenprozessionsspinner übrigens ungefährlich. „Als Schmetterling auch optisch eher unscheinbar", sagt Raguse.

Wie es der Name bereits verrät, bevorzugt die Raupe die Eiche, aber auch andere wärmeliebende Laubbäume. „Wer glaubt, eine solche Raupe entdeckt zu haben, sollte vorsichtig sein und sich direkt an das Ordnungsamt wenden. Die Mitarbeiter dort sind auch für die Bekämpfung zuständig", erklärt der Forstamtsleiter.

Buchen machen dem Förster im Hochstift Sorge

Im Hochstift sorgt derzeit eher ein anderes Phänomen für Sorge bei Waldbauern und Förstern. „In bestimmten Regionen, insbesondere an Kalkstandorten, machen uns die alten Buchenbestände ab 120 Jahren Sorge. Weil sie besondes dem Sonnenschein ausgesetzt sind werden sie derzeit von der Krone her trocken", sagt Schockemöhle. Die Hitze, Buchenborkenkäfer und die Schleimflusskrankheit stressen die Buchen zusätzlich. „Wir müssen uns generell daran gewöhnen, dass der langlebige Organismus Baum ein Problem mit dem Klimawandel hat. Natürlich sind, egal ob die Austrocknung bei den Buchen oder die starke Population der Eichenprozessionsspinner, das alles Folgen des Klimawandels. Wir müssen die Wälder dafür robuster machen", sagt der Forstamtsleiter.

Auszuschließen ist es übrigens nicht, dass der Eichenprozessionsspinner sich auch in OWL weiter verbreitet. In Münster wurden allein in den vergangenen Tagen mehr als 10.000 Nester der Raupen entfernt und laut einem Sprecher der Stadt werden derzeit noch immer mehr Nester gemeldet.

INFORMATION


Das passiert beim direkten Kontakt:


Wenn die winzigen Härchen des Eichenprozessionsspinners in Berührung mit der menschlichen Haut kommen, verursachen sie rote, juckende Pusteln. Bei Einatmung sind auch Atemwegsbeschwerden möglich.
Spaziergänger sollten befallene Bäume und Stellen meiden. Einen Befall sieht man daran, dass die Blätter eines Baumes kahl gefressen sind. Die Eichenprozessionsspinner wandern vor allem nachts in großen Gruppen an Stamm und Ästen entlang – daher auch ihre Name. Die Nester sind etwa tennis- bis fußballgroß.