
Paderborn/Düsseldorf. Der Großbrand der Kathedrale Notre-Dame in Paris ist auch in Nordrhein-Westfalen mit Entsetzen aufgenommen worden. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rief zu einem gemeinsamen europäischen Einsatz für die Wiederherstellung auf. „Ganz Europa sollte beim Wiederaufbau des Weltkulturerbes Notre-Dame helfen", sagte er in Düsseldorf.
Der Kölner Dompropst Gerd Bachner sprach den französischen Nachbarn ebenfalls sein Mitgefühl aus. Notre-Dame de Paris stehe genauso symbolisch für Frankreich wie der Kölner Dom für Deutschland. „Deshalb schmerzen uns in Köln die schrecklichen Bilder der brennenden Kathedrale ganz besonders. Das Feuer trifft auch unsere Herzen." Als Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls wurden in Köln sowie an anderen Domstandorten in Deutschland die Glocken geläutet.
Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker schloss sich der Anteilnahme von Kardinal Reinhard Marx an. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz sagte, jetzt sei „dieser Ort der Einkehr selbst ein Ort der Trauer. Die Karwoche mit ihren aufrüttelnden Bildern und Texten ist für Paris, Frankreich und Europa zu einer Woche tiefster Trauer geworden."
Frage nach der Sicherheit großer Gotteshäuser
Vor dem Hintergrund der Bilder aus Paris ergeben sich Fragen nach der Sicherheit großer Gotteshäuser in Deutschland. Vollständig ausschließen könne man nie, dass auch einer der hiesigen Dome Feuer fange, sagte Mario Polzer, Pressesprecher des Erzbistums Paderborn.
Im Falle des Paderborner Doms seien jedoch zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, die das Risiko minimierten. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) wies in Düsseldorf darauf hin, dass die Dachstühle nordrhein-westfälischer Dome häufig nicht komplett aus Holz gezimmert wurden. In Paderborn habe man beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg auch Metall verbaut, sagte Polzer.
Ein Risiko bei Bauarbeiten entstehe durch Funkenflug, etwa bei Flexarbeiten. Um die Gefahr eines zunächst unbemerkten Schwelbrandes zu verringern, dürfe im Dom nur bis zum Nachmittag geflext werden. Einige Stunden später werde dann kontrolliert, ob sich Glutnester gebildet haben. Im Dom seien zudem Steigleitungen verlegt, die der Feuerwehr im Falle eines Brandes die Arbeit erleichterten, erläutert Paderborns Stadtbrandmeister Ralf Schmitz. Schläuche könnten so gleich im oberen Bereich des Bauwerks angeschlossen und eingesetzt werden.
Ständiger Kontakt zur Feuerwehr
Auch der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich gab für den Kölner Dom weitgehend Entwarnung. Das Gotteshaus sei durch seinen eisernen Dachstuhl relativ gut geschützt. „Der Dom-Dachstuhl war seinerzeit eines der größten und modernsten Eisenbauwerke Europas", sagte Füssenich.
Bauingenieur Helmut Maintz hingegen äußerte für den Aachener Dom Bedenken. „Die Gefahr ist sehr groß", sagte er der "Rheinischen Post". Wie Notre-Dame habe der Aachener Dom einen jahrhundertealten Dachstuhl aus Holz. Allerdings gebe es bei Wartung und Bauarbeiten strenge Auflagen, zur Feuerwehr bestehe ständiger Kontakt.
Laschet, Bevollmächtigter der Bundesregierung für die deutsch-französischen kulturellen Beziehungen, ließ für den Wiederaufbau Notre-Dames ein Spendenkonto einrichten. „Mit keinem anderen Land verbindet Deutschland eine so enge Freundschaft wie mit Frankreich", sagte der NRW-Regierungschef. Als Partner der Aktion hat das Land die UNESCO-Kommission in Bonn gewonnen.
In Ostwestfalen-Lippe kam es in der Vergangenheit zu teils schweren Bränden in Kirchen: 1990 brach ein verheerendes Feuer in der Bartholomäuskirche in Brackwede aus. Erst vor gut einem Jahr brannte es im Turm der Espelkamper Thomaskirche.