Vorerst Rückzug aus Politik

Beben bei der SPD: Generalsekretär Kevin Kühnert tritt zurück

Kühnert begründet den Schritt mit seinem gesundheitlichen Zustand. Ein Nachfolger für sein Amt soll den Gremien noch am Montagabend vorgeschlagen werden.

Kevin Kühnert tritt als SPD-Generalsekretär zurück. | © AFP or licensors

07.10.2024 | 07.10.2024, 17:27

Berlin (anwi/nibu/dpa). Kevin Kühnert tritt als Generalsekretär der SPD zurück. Er habe die beiden Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil vor wenigen Tagen darüber informiert, schrieb der 35-Jährige in einer Mitteilung.

Kühnert begründete seinen Schritt mit seinem Gesundheitszustand. Die Energie, die der anstehende Wahlkampf erfordere, brauche er „auf absehbare Zeit, um wieder gesund zu werden“.

Die Bundestagswahl findet am 28. September 2025 statt. Für einen Wahlsieg brauche es den vollen Einsatz der gesamten SPD. „Jeder von uns muss und wird in dieser Kampagne über sich hinauswachsen“, schrieb Kühnert weiter. „Ich selbst kann im Moment nicht über mich hinauswachsen, weil ich leider nicht gesund bin.“

Bei der Bundestagswahl werde er auch nicht erneut als Abgeordneter kandidieren. Damit zieht sich der Berliner vorerst aus der Politik zurück.

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Die SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken am Montag vor einem Statement zum Rücktritt Kevin Kühnerts. - © Michael Kappeler
Die SPD-Bundesvorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken am Montag vor einem Statement zum Rücktritt Kevin Kühnerts. | © Michael Kappeler

Zuspruch für Kühnert von SPD-Vorsitzenden

„Diese Entscheidungen haben mich Überwindung gekostet und sie schmerzen mich, weil ich meine politische Arbeit mit Herzblut betreibe“, erklärte er. Doch er trage Verantwortung für sich selbst und für die SPD. „Indem ich mich jetzt ganz um meine Gesundheit kümmere, glaube ich, meiner doppelten Verantwortung am besten gerecht zu werden.“

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„Diese Entscheidung ist im Sinne von ihm selbst, sie ist eine richtige Entscheidung“, sagte der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil am Montag in einem Pressestatement in Berlin zu Kühnert. „Wir alle wissen, wie fordernd das politische Geschäft sein kann. Aber Politik ist nicht alles“, ergänzte er. „Kevin Kühnert hat entscheidend dazu beigetragen, dass es Stabilität in der SPD gab und er hat entscheidend dazu beigetragen, dass unsere Partei sich weiterentwickelt hat.“

Saskia Esken: „Ich nehme die Entscheidung mit Bestürzung und auch mit größtem Respekt entgegen.“ Sie wolle „Danke“ sagen für Kühnerts Leistung. „Ich wünsche Kevin Kühnert die nötige Ruhe, damit er wieder gesund wird.“

SPD-Spitze will schnell Vorschlag für Nachfolge unterbreiten

Nun wolle sich die SPD mit einem möglichen Nachfolger befassen. „Noch heute werden wir für eine Gremiensitzung einladen, und einen Vorschlag für einen Nachfolger zu machen.“ Erst im Anschluss wolle man die Öffentlichkeit informieren – das gebiete der Respekt vor den Gremien und vor der Entscheidung Kevin Kühnerts.

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In einer Mitteilung an die SPD-Mitglieder schrieben Esken und Klingbeil darüber hinaus: „Sehr zügig werden wir jetzt Klarheit über eine Nachfolge schaffen.“ In diesen Zeiten müsse der Fokus darauf liegen, schnell handlungsfähig zu sein. „Unsere volle Konzentration liegt jetzt auf dem anstehenden Bundestagswahlkampf und der Auseinandersetzung mit der Union von Friedrich Merz.“

Dank und Respekt auch aus OWL

Auch Bundestagsabgeordnete aus der Region zollen Kevin Kühnert Respekt und bedanken sich für seine Leistung. Wiebke Esdar, Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Bielefeld und Werther, erklärte: „Kevin war immer Teamplayer für die Sozialdemokratie, mit großer Leidenschaft und einer bewundernswerten Gabe unsere Werte und Ideen so anschaulich und überzeugend zu erklären wie kaum ein anderer.“ Er werde der SPD sehr fehlen, aber es gebe mehr als Politik: Die eigene Gesundheit müsse gerade in diesem harten Geschäft Vorrang haben. „Ich wünsche ihm alles Gute und bin mir sicher, dass wir Bielefelder ihn bald wieder auf der Alm wiedersehen werden!“

Wiebke Esdar ist Bundestagsabgeordnete der SPD für den Wahlkreis Bielefeld und Werther. - © Bernd Von Jutrczenka
Wiebke Esdar ist Bundestagsabgeordnete der SPD für den Wahlkreis Bielefeld und Werther. | © Bernd Von Jutrczenka

Achim Post, Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Minden-Lübbecke, danke Kühnert für den unermüdlichen Einsatz. „All das, was Du in den letzten Jahren gemacht hast, hast Du immer zu 100 Prozent und aus vollster Überzeugung getan.“ Für die Zukunft wünsche er Kühnert alles Gute und gute Besserung. „Ich freue mich, wenn wir uns wieder sehen – auf der Berliner Politikbühne oder auf der Bielefelder Alm.“

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Auch aus der CDU gab es respektvolle Worte. Carsten Linnemann, Generalsekretär der CDU und Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Paderborn: „Kevin Kühnerts Entscheidung verdient Respekt.“ Gesundheit müsse immer vorgehen. „Ich wünsche ihm viel Kraft und eine schnelle und vollständige Genesung.“ Linnemann habe Kevin Kühnert als „verdammt ehrlichen Kollegen“ kennengelernt. „Die Zusammenarbeit war trotz politischer Differenzen immer verlässlich und vertrauensvoll. Unsere gemeinsame Leidenschaft – der Fußball – hat es uns aber auch irgendwie einfacher gemacht.“

Als Vorsitzender der Jusos bundesweit bekannt

Kühnert ist seit 2021 Generalsekretär der Sozialdemokraten und zog im selben Jahr in den Bundestag ein. Zuvor wurde er als Vorsitzender der Jusos bundesweit bekannt – unter anderem, weil er eine Kampagne gegen eine GroKo aus Union und SPD organisierte. 2019 spielte er eine entscheidende Rolle, als die Parteilinken Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans in der Stichwahl gegen den heutigen Kanzler Olaf Scholz und Klara Geywitz an die SPD-Spitze kamen.

Das vollständige Statement von Kevin Kühnert auf Instagram:

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