Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist auch in diesem Jahr ungebrochen, die Einnahmen der großen Hilfsorganisationen liegen mindestens auf Vorjahresniveau oder häufig sogar darüber. Das geht aus einer Umfrage der Redaktion unter karitativen Vereinigungen hervor. Danach spenden die Deutschen häufiger oder auch größere Summen, obwohl die Spendensammlungen auf Straßen und in Kirchen durch die Corona-Pandemie massiv erschwert ist.
Brot für die Welt:
Beim Hilfswerk der evangelischen Kirche ist man sehr dankbar, dass die Spendenbereitschaft auch in diesem Jahr hoch ist und die Spenden erfreulicherweise auf Vorjahreshöhe liegen. "Allerdings blicken wir mit Sorge auf die Kollekten. Aufgrund der Pandemie werden weniger Menschen in die Weihnachtsgottesdienste gehen, und gerade die Kollekte an Heiligabend ist traditionell für Brot für die Welt bestimmt", sagte Anne Dreyer, Leiterin der Abteilung Kommunikation und Fundraising. "Deshalb werben wir für Alternativen wie die Online-Spende." Durch direkte Spenden und die Kollekte hat Brot für die Welt im vergangenen Jahr 76,8 Millionen Euro eingenommen.
Unicef:
"Die Bundesbürger haben trotz eigener Sorgen und Belastungen in der Corona-Pandemie zusammengehalten und große Solidarität bewiesen", schätzt Christine Kahmann, Pressesprecherin des Kinderhilfswerks Unicef Deutschland, das Jahr 2021 ein. Die Spendenbereitschaft für die weltweite Unicef-Hilfe liege bisher sogar über dem Vorjahr. "Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie, Krisen wie in Syrien, dem Jemen und Afghanistan und den Auswirkungen des Klimawandels brauchen Kinder mehr Unterstützung denn je", sagte Kahmann. Die Solidarität der Deutschen sei ein Lichtblick für Millionen Kinder weltweit. 2020 hat Unicef Deutschland Einnahmen von 138,3 Millionen Euro erzielt.
Caritas:
Auch bei der Wohltätigkeitsorganisation der römisch-katholischen Kirche heißt es, dass die Spendenbereitschaft genauso so hoch ist wie 2020. Das sei deshalb bemerkenswert, weil in den vergangenen Monaten coronabedingt Straßensammlungen und Kollekten in den Gottesdiensten geringer ausgefallen sind. "Die Caritas im Bistum Dresden-Meißen verzeichnet dadurch zum Beispiel einen Ausfall von etwa 60.000 Euro", berichtet Mathilde Langendorf, Pressesprecherin des Deutschen Caritasverbandes. Unter dem Strich aber hätten viele Caritas-Organisationen das durch Online-Spenden wettmachen können. Das Spendenaufkommen für die Projekte von Caritas international im Ausland dürfte 2021 einen ähnlichen Wert wie im Vorjahr (36,7 Millionen Euro) erreichen, schätzt Langendorf.
Deutsches Rotes Kreuz:
"Es zeichnet sich ab, dass das Spendenaufkommen beim DRK im Jahr 2021 deutlich über dem Vorjahr von 57 Millionen Euro liegen wird" berichtet Pressesprecher Dieter Schütz. Grundsätzlich sei die Höhe und die Masse von Spenden immer auch sehr stark von aktuellen Ereignissen, wie beispielsweise Katastrophen, abhängig. "In diesem Jahr gingen sehr viele Spenden für die Betroffenen der Flutkatastrophe im Sommer in Teilen Deutschlands ein", erläuterte Schütz. Aber auch das Spendenaufkommen für die Corona-Nothilfe im In- und Ausland, wie beispielsweise für Afrika, Syrien und den Jemen, sei gut gewesen.
Welthungerhilfe:
"Seit Beginn der Corona-Pandemie beobachtet die Welthungerhilfe eine deutlich höhere Spendenbereitschaft", teilte Susanne Fotiadis, Vorständin für Kommunikation, mit. Die Menschen würden höhere Beträge geben und auch häufiger spenden. "2021 erfahren wir bisher eine Unterstützung unserer Arbeit mit privaten Mitteln auf mindestens demselben Niveau wie 2020", schätze Fotiadis ein. In diesem Jahr hat die Organisation viele Spenden unter anderem für Madagaskar, Jemen und Äthiopien erhalten. "Die generelle Hilfsbereitschaft der Menschen ist nach wie vor sehr hoch und wir bedanken uns für die Solidarität der deutschen Bevölkerung im Kampf gegen Hunger und Armut", sagte Fotiadis. 2020 betrugen die Spendeneinnahmen 69,6 Millionen Euro.
Ärzte ohne Grenzen:
Der medizinisch-humanitäre Bedarf weltweit ist weiterhin sehr hoch, teilte die Organisation mit. Das Spendenaufkommen sei im Jahr 2021 bisher gut gewesen. "Wir danken unseren über 770.000 Spenderinnen und Spendern, die uns 2020 unterstützt haben", sagte Barbara Gerold-Wolke, Leiterin der Spendenabteilung. Nur dadurch sei es möglich, dort medizinische Nothilfe zu leisten, wo sie am dringendsten gebraucht werde. "Wir bitten insbesondere um zweckungebundene Dauerspenden", sagte Gerold-Wolke. Das Jahresergebnis kommuniziert Ärzte ohne Grenzen traditionell erst nach der Veröffentlichung des Jahres- und Lageberichts im zweiten Quartal des Folgejahres.