Corona-Pandemie

Robert-Koch-Institut fordert noch schärferen Lockdown als bisher

Dies sei notwendig, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. RKI-Chef Wieler bezeichnete die derzeitigen Corona-Regeln als nicht ausreichend.

Gestapelte Stühle or einem Restaurant: Die Gastronomie funktioniert derzeit nur mit Abholung. | © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

14.01.2021 | 14.01.2021, 13:52

Berlin (AFP/dpa). Das Robert-Koch-Institut (RKI) ist angesichts der derzeitigen Infektionslage für eine Verschärfung des bisherigen Lockdowns in Deutschland.

RKI-Epidemiologe Dirk Brockmann sagte am Donnerstag in Berlin, es sei eine "totale Konsensaussage" aller Modellberechnungen, dass die Maßnahmen weiter verschärft werden müssten, um das Infektionsgeschehen einzudämmen.

"Für mich ist das kein vollständiger Lockdown"

Auch RKI-Präsident Lothar Wieler befürwortete eine Verschärfung als "Option". Wieler kritisierte dabei die derzeit geltenden Einschränkungen als nicht ausreichend. "Diese Maßnahmen, die wir jetzt machen - für mich ist das kein vollständiger Lockdown, es gibt immer noch zu viele Ausnahmen."

Nach den Feststellungen des RKI schränkt sich die Bevölkerung aktuell deutlich weniger in ihrer Mobilität ein als im ersten Lockdown im Frühjahr. So habe sich an den Sonntagen im Dezember gezeigt, dass die Menschen viel häufiger unterwegs gewesen seien, als im Frühjahr. Die Mobilität sei immer noch zu hoch. Wieler forderte außerdem Unternehmen auf, noch mehr Homeoffice möglich zu machen.


Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte zuvor in einem Interview einen längeren Corona-Lockdown nicht ausgeschlossen. "Völlig klar: Die Lage ist sehr ernst. Es wäre falsch, jetzt etwas auszuschließen", sagte der Bewerber für den CDU-Bundesvorsitz dem Kölner Stadt-Anzeiger auf die Frage, ob die Einschränkungen schlimmstenfalls bis Ostern gelten. Frühestens ab Sonntag (17. Januar) werde es ein "realistisches Bild" von den Corona-Infektionszahlen geben, womit auch das Geschehen der Feiertage abgebildet werde. Derzeit sei auch noch nicht bekannt, wie sich das mutierte Virus aus Großbritannien auf die Infektionslage auswirke.

Bund und Länder hatten einen verschärften Lockdown mit Schulschließungen und strengeren Kontaktbeschränkungen bis zunächst 31. Januar beschlossen. Am 25. Januar wollen die Ministerpräsidenten erneut beraten.

Kretschmer will Bund-Länder-Konferenz vorziehen

Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann glaubt, dass die Einschränkungen voraussichtlich über Januar hinaus ausgedehnt werden. "Wir müssen davon ausgehen, dass wir den Lockdown verlängern müssen", sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Stuttgart. Er will bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) darauf dringen, dass die für den 25. Januar geplante Videokonferenz mit den anderen Ministerpräsidenten auf nächste Woche vorgezogen wird.

Kretschmann sagte, er werde sich für „weitere und schärfere Maßnahmen" einsetzen. Er verwies auf die weiter hohen Infektionszahlen und die neu aufgetretenen Virus-Varianten aus Großbritannien und Südafrika, über deren Verbreitung man noch zu wenig wisse. "Wir befinden uns noch nicht in einem Abwärtstrend", betonte Kretschmann.