Bielefeld/Düsseldorf. Das frühlingshafte Wetter lockt sie in Scharen aus ihren Winterquartieren: Kröten, Frösche und Molche. „Bei milden Nachttemperaturen von über 6 Grad Celsius ist an vielen Orten in Nordrhein-Westfalen mit den ersten Amphibien-Wanderungen zu rechnen“, teilt der Naturschutzbund Nabu NRW mit.
Wann beginnt die Krötenwanderung?
„Wenn es in der Nacht wärmer wird, kommen die Kröten zwischen Dämmerung und Mitternacht aus ihren Winterquartieren und laufen zu ihren Laichgewässern“, sagt Monika Hachtel, Sprecherin des Nabu-Fachausschusses Amphibien- und Reptilienschutz in NRW. Besonders im Tiefland dürfte dann einiges los sein, so die Expertin. Die Saison erstreckt sich in der Regel über zwei bis drei Monate, mit dem Höhepunkt gegen Mitte März.
„Zu 95 Prozent finden sich Erdkröten in den Eimern“, sagt Hachtel. „Bufo bufo“, so der wissenschaftliche Name der Erdkröte, ist in ganz Deutschland vertreten. Die Tiere legen bis zu zwei Kilometer zurück, um zu ihren Laichgewässern zu gelangen. Manchmal werden auch Bergmolche, Salamander, Grasfrösche oder Springfrösche in den Eimern entdeckt.
In Teilen OWLs werden regelmäßig Straßen für die Sicherheit der Kröten während der Wanderungen gesperrt. Etwa in Gütersloh werden erste Straßen ab dem 14. Februar 2025 gesperrt. Auch im Kreis Herford werden ab dem 17. Februar Straßen gesperrt. Der Kreis Minden-Lübbecke stellt ebenfalls ab dem 17. Februar einige Zäune auf, um den Schutz der Kröten zu gewährleisten.
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Warum wandern Kröten zu den Laichgewässern?

Die meiste Zeit des Jahres leben Erdkröten in Wiesen und Wäldern. Doch im Frühling zieht es die Amphibien zur Fortpflanzung zurück zu den Gewässern, in denen sie geschlüpft sind, den Laichgewässern.
Erdkröten sind an diese Orte gebunden und wissen, dass am Ort ihrer Geburt die Lebens- und Wachstumsbedingungen ideal sind. Den genauen Weg zum Laichgewässer finden die Tiere mithilfe eines bestimmten Organs im Gehirn. Zusätzlich orientieren sich die Kröten an Wegen und Waldrändern sowie durch ihren Geruchssinn.
Bei welcher Witterung wandern die Kröten?
Kalte und frostige Nächte würden die wechselwarmen Frösche und Kröten von ihrer Amphibienwanderung abhalten, so der Nabu. Die Tiere würden dann in ihren Winterquartieren bleiben. „Doch nun werden die Bedingungen in den niederen Lagen günstiger“.
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Dies gelte besonders bei mildem und feuchtem Wetter. Doch die Wanderung ist für die Amphibien mit großen Risiken verbunden. Hachtel: „Auf den bis zu zwei Kilometer langen Wanderungen müssen Kröten, Frösche und Molche oftmals Straßen überqueren.“
Autofahrer: Was kann man zum Schutz der Tiere tun?
Der Nabu bittet deshalb Autofahrer, in der Dämmerung vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche auf der Fahrbahn zu nehmen.
Überall, wo Amphibien unterwegs seien, sollte man nicht schneller als Tempo 30 fahren, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. Hinweisschilder an den Straßen weisen Kraftfahrer auf Straßenabschnitte hin, die besonders betroffen seien.
Eine oft unterschätzte Gefahr sei zudem der Strömungsdruck der Fahrzeuge, warnt der Nabu. Bei Geschwindigkeiten von mehr als 30 Stundenkilometern würden auch Amphibien getötet, die am Straßenrand sitzen. Der Strömungsdruck bringe ihre inneren Organe zum Platzen, so Hachtel.
Schutzzäune für Amphibien: Vorsicht auf der Fahrbahn
Die Amphibienwanderung ruft deshalb wieder viele Naturschützer auf den Plan. Hachtel: „Viele Nabu-Gruppen betreuen mobile Schutzzäune, um Amphibien an besonderen Gefährdungsstellen vor dem Straßentod zu retten.“
Insgesamt werden einige Hundert Krötenzaunanlagen in NRW von aktiven Krötenrettern betreut. „Bei entsprechender Witterung heißt es nun, täglich die Krötenzäune abzugehen, die sich in Eimern sammelnden Amphibien zu zählen und sie über die Straße zu tragen“, beschreibt Hachtel die aktuelle Phase. So könne man zum Amphibienschutz beitragen.
Dennoch würden in jedem Frühjahr Millionen Amphibien auf deutschen Straßen überfahren, sagt Nabu-Expertin Monika Hachtel. „Längst nicht jede Straße kann mit Zäunen ausgestattet werden.“ Es sei ein großer Verdienst der vielen helfenden Ehrenamtlichen, „zumindest an einigen Stellen Massaker zu verhindern“. Die Kreise und Städte, die den Schutz selbst übernehmen, seien zu loben.
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Straßensperrungen als weitere Schutzmaßnahme
In manchen Kommunen werden aufgrund der Gefahren auch Straßensperrungen vorgenommen. Je nach Witterungsverlauf kann die Sperrung von März bis in den April hinein andauern. In Gütersloh werden zum Schutz von Fröschen, Kröten und Molchen einige Straßenabschnitte für Durchfahrten von Fahrzeugen ganz oder teilweise gesperrt.
Je nach Wandergeschehen können unterschiedliche Straßensperrungen notwendig sein. Besonders intensiv wandern die Frösche, Kröten und Molche in warmen und feuchten Nächten.
Nabu betreut Wandergeschehen
Seit 2002 dokumentiert der Nabu das bundesweite Wandergeschehen tagesaktuell im Internet. Die Zahl der teilnehmenden Gruppen stieg von 150 auf inzwischen rund 400. Jede helfende Hand sei bei der Krötenrettung willkommen. Eine Übersicht über die Krötenzäune sowie das aktuelle Wandergeschehen findet man unter www.nabu.de.
Was hat die Aprikosenblüte mit der Krötenwanderung zu tun?

Zwischen der Marillenblüte und der Krötenwanderung gibt es laut österreichischen Forschenden einen zeitlichen Zusammenhang. Blühen die Marillen, also zu deutsch die Aprikosen, am 1. März, starten die Amphibien gewöhnlich fünf Tage danach.
Je später jedoch die Bäume dran sind, desto näher an dem Termin beginnen die Tiere zu wandern, heißt es weiter: bei der Blüte am 11. März schon drei Tage danach und am 21. März so gut wie gleichzeitig.
In diesem späten Fall sei es aus Expertensicht von Vorteil, die Knospen im Auge zu behalten, um rechtzeitig Maßnahmen für den Amphibienschutz zu ergreifen. In Gegenden, wo keine Aprikosenbäume wachsen, sei auch die Salweide ein geeigneter Zeitpunktbestimmer.
Erdkröte ist keine Schönheit

Mit dem Körper voller Warzen und ihren hervorquellenden Augen ist die Erdkröte keine Schönheit. Das „feuchtliebende Schattenwesen von recht plumper Gestalt“ sei früher sogar als Zusatz für Hexensalben angesehen worden, berichtet der Nabu. Krötenretter sind aber auch entzückt von den anspruchslosen Tierchen mit goldfarbenen Augen. Die größeren Weibchen schleppen die männlichen Artgenossen huckepack zu den Laichgewässern.