Leopoldshöhe/Oerlinghausen. Wenn in Kürze wieder die Krötenwanderung beginnt, sind in Oerlinghausen und Leopoldshöhe die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gefordert, die den Amphibien auf ihren Wegen zu den Laichgewässern helfen. Die Schutzzäune sind an den Straßen aufgestellt, die in den Laichgebieten liegen. Warum diese Aufgabe wichtig ist und was sich an den Schutzzäunen noch so alles abspielt.
„Ohne sie würde ein wichtiges Glied der natürlichen Nahrungskette fehlen“, sagt Wilfried Kohlmeyer von der Oerlinghauser Ortsgruppe des Naturschutzbunds (NABU). Die Lurche fressen Insekten, zum Beispiel Käfer und Mücken, aber auch Schnecken, Kleinkrebse und Spinnen. Zugleich sind sie selbst wichtige Beutetiere für Vögel, Reptilien und Säugetiere.

Sobald im Februar die Temperaturen milder werden, erwachen die Kröten aus ihrer Winterstarre. Dirk Rosenlicht, Amphibienexperte beim Leopoldshöher NABU, rechnet damit, dass sich die Tiere ab diesem Freitag auf den Weg machen könnten, wenn die Temperatur so mild und es feucht bleibe. Für die Amphibien geht es auf direktem Weg zu den Gewässern, in denen sie einst zur Welt kamen. Gefährlich wird es für die Tiere, wenn sie auf diesem Wege Straßen kreuzen müssen.
Wie am Gut Eckendorf in Leopoldshöhe, an der Grenze zum Bielefelder Stadtgebiet, beispielsweise. An der Landesstraße werden die Schutzzäune im Auftrag des Landesbetriebs Straßen NRW aufgebaut. In diesem Jahr waren sie schon am 31. Januar aufgebaut, sagt Dirk Rosenlicht.
Er hat sie sich an dem Tag grad noch einmal angesehen, kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Dass die NABU-Mitglieder die Zäune nach dem Aufbau jedes Jahr aufs Neue erst einmal flicken müssen, das seien sie ja schon gewohnt. Nun hatte vor zwei Wochen aber wohl ein Autofahrer die Gewalt über sein Fahrzeug verloren, ist von der Eckendorfer Straße in Richtung „Runkelkrug“ abgekommen und hat den Schutzzaun sowie Verkehrsschilder beschädigt. Also alles noch einmal herrichten.
Die Zäune sind so angelegt, dass auf der der Straße abgewandten Seite Eimer in regelmäßigen Abständen in den Boden eingelassen sind. Dort plumpsen Kröte, Molch & Co. hinein, wenn sie auf dem Weg zum Laichgewässer sind. Und können von den Amphibienhelfern wie Dirk Rosenlicht und seiner Frau Sigrid Wilharms aufgesammelt und über die Straße getragen werden.
Wie Waschbären die Rettung sabotieren können
Nicht nur der Verkehr bedeutet für die Amphibien bei ihrer Wanderschaft Gefahr. Mittlerweile müssten die Amphibienhelfer in Leopoldshöhe auch einkalkulieren, dass sich Waschbären an den Eimern mit den Kröten und Fröschen bedienen, wenn sie nicht daran gehindert werden.
Bislang reichte es, so erklärt es Dirk Rosenlicht, lose Deckel mit etwas Gewicht draufzupacken. Die Waschbären von heute aber hätten es nun raus, diesen vermeintlichen Schutz einfach abzunehmen. „Sie lernen immer dazu.“ Jetzt werden die Eimerdeckel etwa zur Hälfte durchgeschnitten und fest auf den Eimer getackert, damit die Waschbären nicht an die Kröten herankommen.
Gleichzeitig müssten die Amphibienhelfer darauf achten, für andere einen Ausweg bereitzuhalten. Die zu trockenen vergangenen Jahre hatten zur Folge, dass Maulwürfe ihre Tunnelsysteme verließen, weil sie keine Nahrung mehr finden. Rosenlicht: „Sie kamen hoch und irrten auch über Straßen“ – und landen nun auch in Eimern. Deshalb werde der Boden bis auf einen Rand rausgeschnitten, so dass sich die Maulwürfe unten herausbuddeln können. Säßen sie zu lange im Eimer fest, könne es schnell gefährlich für sie werden, sagt Dirk Rosenlicht. Sie kämen nicht lange ohne Futter aus, stundenlang schon mal gar nicht. Hitze und Trockenheit habe auch die Wanderzeit selbst verlängert. Denn wenn es zu trocken sei, wanderten die Amphibien nicht. Nach dem Laichen geht es für alle wieder zurück – nicht aber bei Hitze. Bis August standen die Schutzzäune im vergangenen Jahr im Gemeindegebiet.
Ausbau der B66 hat neuen Einsatzort zur Folge
In Leopoldshöhe sind es vor allem die Bereiche an der Eckendorfer Straße und in Greste, wo Amphibien unterwegs zu ihren Laichgewässern sind. In Greste kümmern sich Heidi und Ulrich Käthner um sie. Aber auch in Asemissen gibt es einen Amphibienstandort, der neuerdings menschliche Unterstützung benötigt. Weil der Mensch dort eingegriffen hat. Im Zuge des vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße 66 in Asemissen wurde die Alleestraße bis zur Hansastraße verlängert. „Dabei scheint eine Wanderzone durchschnitten worden zu sein“, sagt Dirk Rosenlicht.
Dort kümmere sich nun Friedrich Wehmeier darum, dass die Tiere sicher über die Straße kommen. 13 gehören zum festen Team der Amphibienschützer, die Einsatzzeiten und -orte werden jeweils abgestimmt. Wer noch helfen möchte, kann sich an Dirk Rosenlicht wenden, Tel. 0171 6445260.
In Oerlinghausen gibt es fünf Sammelstellen, drei werden vom NABU Oerlinghausen betreut. Rathausstraße, Dalbker Straße und Im Mackenbruch. In der Saison 2022 seien hier knapp 2.000 Kröten, Frösche und Molche gerettet worden. „Täglich gehen wir die Strecken ab, zählen die Amphibien, die sich in den Eimern gesammelt haben und tragen sie über die Straße“, sagt Kohlmeyer. Wer mitmachen möchte, kann sich gern bei wilfried.kohlmeyer@t-online.de oder Tel. 05202 6596 melden.