Frösche, Kröten und Co.

Auf Wanderschaft: Amphibien in Leopoldshöhe suchen Lebensretter

Die Amphibien sind wieder auf dem Weg zu ihren Laichgewässern. Für die sichere Überquerung der Straßen werden dringend helfende Hände gesucht.

Sammeln gerne Kröten ein: Dirk Rosenlicht, Amphibienbeauftragter des Naturschutzbundes (NABU) in Leopoldshöhe, mit Marie und Mutter Carina Vauth. | © Anna-Lena Hinder

Anna Lena Hinder
07.03.2025 | 07.03.2025, 12:06

Leopoldshöhe. Mit den ersten frostfreien Nächten erwachen Kröten, Frösche, Molche und Salamander aus dem Winterschlaf und machen sich auf den Weg zu ihren Laichgewässern. In Leopoldshöhe stehen die Schutzzäune, die Amphibien sind bereits unterwegs – doch es fehlt an engagierten Helferinnen und Helfern, um sie sicher über die Straßen zu bringen.

Besonders kritisch sei die Lage in den Morgenstunden an der Ecke Friedensstraße/Alter Postweg, sagt Dirk Rosenlicht vom heimischen Naturschutzbund (NABU). Zwei erfahrene ehrenamtliche Helfer seien krankheitsbedingt weggefallen, sodass dringend Unterstützung benötigt werde. Rosenlicht, der seit mehr als 15 Jahren mit weiteren Mitgliedern des heimischen Naturschutzbundes Schutzzäune kontrolliert, Eimer mit Amphibien trägt, Tiere zählt und Helfer einweist, organisiert den Schutz der Amphibienwanderung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde.

Seit drei Jahren packt auch Familie Vauth, die direkt am Alten Postweg wohnt, tatkräftig mit an. Carina Vauth und ihre Tochter Marie bringen die kleinen Wanderer sicher über die Straße. Für sie ist das Krötensammeln eine Win-win-Situation. „Wir tun etwas für die Natur – und es macht auch noch Spaß!“, sagt Vauth. An einem Morgen zählten sie ganze 87 Amphibien im Eimer – ein echtes Abenteuer für die kleine Marie, die jedes Mal gespannt nachschaut, welche Tiere sich darin versammelt haben.

Wenn Erdkröten über eine Straße müssen, begeben sie sich in Lebensgefahr. - © Dirk Rosenlicht
Wenn Erdkröten über eine Straße müssen, begeben sie sich in Lebensgefahr. | © Dirk Rosenlicht

Deckel schützt vor Fressfeinden und vor dem Austrocknen

Gut einen Kilometer Zaun kontrollieren die Helfer an der Friedensstraße. Die Amphibien laufen an diesem entlang und fallen am Ende in die aufgestellten Eimer. In die Eimer packen die Helfer noch Laub, etwas Moos und in jedem Fall Stöcke, damit herausklettern kann, wer zwar hineingeplumpst ist, aber nicht sollte. Mäuse zum Beispiel.

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Die Eimer sind nur einen kleinen Spalt geöffnet. Der Deckel schützt die Amphibien vor der Sonne, damit sie nicht austrocknen, und verhindert, dass Vögel sie fressen können, erklärt der Naturschützer. Ein zusätzliches Leitsystem führt die Amphibien zu einem unterirdisch verlegten Rohr, durch das sie sicher auf die andere Straßenseite gelangen können.

Der Eimer ist nur einen Spalt geöffnet, um die Amphibien vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Vögeln zu schützen. - © Anna-Lena Hinder
Der Eimer ist nur einen Spalt geöffnet, um die Amphibien vor direkter Sonneneinstrahlung und vor Vögeln zu schützen. | © Anna-Lena Hinder

Warum Kröte, Frosch und Co. stark gefährdet sind

Die Tierchen sind stark gefährdet, erklärt Rosenlicht. Als Gründe nennt er den Klimawandel, den Rückgang der Insekten – eine bevorzugte Nahrungsquelle der Amphibien – sowie den stark zugenommenen Straßenverkehr und die intensiv betriebene Landwirtschaft, bei der immer mehr Giftstoffe und Dünger ausgebracht würde. Zudem stelle der Waschbär eine ernstzunehmende Bedrohung dar, denn Amphibiengewässer seien vor ihm nicht sicher. Diese Entwicklung beobachten Natur- und Tierschützer des NABU bundesweit mit Sorge. Die Lage sei „dramatisch“, sagt Rosenlicht.

Und trotzdem gibt es Hoffnung. Nicht zuletzt, weil Naturschützer sich für die Amphibien einsetzen. Um den Bestand der Tiere zu sichern, benötige es ehrenamtliche Unterstützung. „Sei es auch nur mal für ein bis zwei Tage, für ein paar Stunden“, erklärt Rosenlicht. Gerade jetzt, wo die milden Temperaturen am Wochenende bevorstehen. Eine Einweisung in die Arbeit gebe es natürlich auch. Wichtig sei es, die Amphibienarten auseinanderzuhalten und unterscheiden zu können, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handele. Diese Informationen werden dann in einer Liste festgehalten.

Welche Tiere auch schon mal aus der Hand hüpfen

Wer denkt, dass Amphibien zu glitschig sind oder gar Angst vor ihnen haben muss, den können Rosenlicht und die Vauths beruhigen. „Sie sind ganz harmlose Tiere, die einfach nur ein wenig Unterstützung brauchen.“ Einzige Ausnahme seien die kleinen Erdkröten, die mit etwas Vorsicht behandelt werden sollten. „Das sind kleine Hüpferlinge, die einem regelrecht aus der Hand springen – so schnell können wir gar nicht gucken“, erklärt Rosenlicht.

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Neben der Friedensstraße gibt es in Leopoldshöhe weitere Kröten-Hotspots, darunter die Grester Straße, die Heeper Straße, Am Rottfeld sowie das Gut Eckendorf. Verkehrsschilder kennzeichnen die Strecken mit den Schutzzäunen. Dennoch appelliert Rosenlicht an alle Verkehrsteilnehmer, besonders aufmerksam und langsam zu fahren, um die Amphibien nicht zu gefährden.

Auch am Gut Eckendorf suchen die Helfer weiterhin Unterstützung. Wer Interesse hat, wendet sich an die Gemeinde, an Reiner Loer (Fachbereichsleiter für Klimaschutz und Mobilität) unter der Telefonnummer 05208 991271 oder an Dirk Rosenlicht vom Naturschutzbund unter 05208 913441.