Feiertag für Martin Luther

Der Reformationstag – alles zum evangelischen Gedenktag im Überblick

In einigen Bundesländern ist der 31. Oktober ein Feiertag. Wo und warum das Reformationsfest gefeiert wird und wie sich der Tag von Allerheiligen unterscheidet. Alle Informationen und Hintergründe rund um den Feiertag, sowie Wissenswertes über Martin Luther, im Überblick.

Martin Luther gilt als Reformator der Kirche. Am Reformationstag wird ihm und seiner Taten gedacht. | © Symbolfoto: Pixabay

Der 31. Oktober ist in vielen Bundesländern ein Gedenktag, der an den Beginn der Reformation, die Erneuerung der Kirche, erinnern soll. Er wird vornehmlich von evangelischen Christen gefeiert. In evangelischen Kirchen wird an diesem Tag mit Gottesdiensten den Geschehnissen 1517 gedacht, die zur Gründung der protestantischen Kirche führten. Der Reformationstag 2024 fällt auf einen Donnerstag. 2025 findet der Feiertag an einem Freitag statt.

Rückblick zum Reformationstag: Was am 31.10.1517 passierte

Der Überlieferung nach soll Martin Luther, der heute als Reformator und Gründer des protestantischen Glaubens bezeichnet wird, am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche in Wittenberg angeschlagen haben.

Schauplatz der Reformation: Der Überlieferung nach schlug Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg an. - © Joern Spreen-Ledebur
Schauplatz der Reformation: Der Überlieferung nach schlug Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg an. | © Joern Spreen-Ledebur

Damit machte Luther Missstände in der katholischen Kirche öffentlich und kritisierte unter anderem die damals gängige Praxis, dass Sünden durch Geldzahlungen erlassen wurden.

Mit seinen Thesen wollte der Augustinermönch die Reformation, eine Erneuerung und Umgestaltung, der Kirche anstoßen. Es folgte die Spaltung der christlichen Kirche in zwei Glaubensrichtungen – die protestantische Kirche und die römisch-katholische Kirche.

Diese Bundesländer feiern den Reformationstag

Der Reformationstag ist seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 in den neuen Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag:

  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Brandenburg
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Thüringen

Seit 2018 ist der Reformationstag auch in diesen Bundesländern im Norden ein gesetzlicher Feiertag:

  • Niedersachsen
  • Hamburg
  • Schleswig-Holstein
  • Bremen

Zuvor waren dort nur neun Feiertage im Jahr und damit weniger freie Tage als beispielsweise in den süddeutschen Bundesländern festgelegt. Um die Zahl der Feiertage anzupassen, entschieden die vier norddeutschen Bundesländer 2018 den Reformationstag einzuführen.

Der Reformationstag am 31. Oktober ist nicht in allen Bundesländern ein Feiertag. Zum Beispiel in NRW ist der Gedenktag nicht gesetzlich als freier Tag verankert. - © dpa
Der Reformationstag am 31. Oktober ist nicht in allen Bundesländern ein Feiertag. Zum Beispiel in NRW ist der Gedenktag nicht gesetzlich als freier Tag verankert. | © dpa

Auch in Österreich wird der Reformationstag am 31. Oktober gefeiert. In der Schweiz begehen die reformierten Kirchen am ersten Sonntag im November den Reformationssonntag.

Der Thesenanschlag: Mythos oder Wahrheit?

Ob der Thesenanschlag mit Hammer und Nagel an der Schlosskirche in Wittenberg wirklich so stattgefunden hat, wie es auf vielen Bildern heute noch dargestellt wird, darüber sind sich Wissenschaftler und Theologen uneinig. Dass Luther die 95 Thesen einen Tag vor Allerheiligen, einem Gedenktag der katholischen Kirche, veröffentlichte, ist jedoch unstrittig.

Reformationsfest und Halloween am selben Tag

Was in den USA schon lange Tradition ist, findet in den vergangenen Jahren auch in Deutschland immer mehr Anklang: Gruseldeko, Kürbisschnitzen, Verkleiden und Süßigkeiten sammeln. Die Rede ist von Halloween. Ursprünglich ist Halloween eine Sammlung von Bräuchen, die vor allem aus dem katholischen Irland entspringen und in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert werden.

Irische Einwanderer brachten die Tradition mit in die USA, wo die Bräuche weiter verbreitet wurden. Mit der Geburtsstunde des Protestantismus, dem Reformationstag, hat Halloween also nichts zu tun.

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Unterschied zu Allerheiligen

Traditionell ist der November der Monat im Jahr, in dem die katholische Kirche ihrer Verstorbenen gedenkt. Das Hochfest Allerheiligen wird dem Kirchenjahr nach am 1. November gefeiert. Einen Tag darauf, am 2. November, wird der Totengedenktag Allerseelen gefeiert. Im Gegensatz zu Allerheiligen wird an Allerseelen nicht Heiligen, sondern aller Verstorbenen gedacht. Das Gebet und Fürbitten für Verstorbene an Allerseelen sollen dazu dienen, dass nach dem Tod die Seelen verstorbener Menschen von Gott im Himmel aufgenommen werden – für das ewige Leben.

Nach dem protestantischen Glauben erlangen Christen die Errettung ihrer Seele nicht durch gute Werke, sondern allein durch die göttliche Gnade und ihren Glauben. Evangelische Gläubige gedenken der Verstorbenen daher an einem anderen Tag, dem Totensonntag oder Ewigkeitssonntag. Er findet jedes Jahr vor dem ersten Sonntag im Advent statt.

Sieben kuriose Fakten über Martin Luther

Fakt 1: Martin Luther änderte seinen Namen

„Du Luder!“ Was heute alles andere als positiv klingt, war schon vor 500 Jahren wenig schmeichelhaft. Es klang nach „liederlich“ oder „lotterhaft“. Im Alter von 35 Jahren änderte der Reformator deshalb seinen Nachnamen. Aus dem ursprünglichen Familiennamen Luder wurde Luther. Die Familie Luder soll im Laufe der Zeit insgesamt sieben verschiedene Versionen ihres Namens getragen haben: Lüder, Luder, Loder, Ludher, Lotter, Lutter und Lauther.

Fakt 2: Luther war „Ghostwriter“ für Johann Sebastian Bach

In Eisenach haben sich die Fußspuren des Komponisten Johann Sebastian Bach und die Martin Luthers gekreuzt: Dort ging Luther zur Schule und übersetzte später das Neue Testament, dort wurde Bach geboren und besuchte dieselbe Schule wie zuvor Luther. Beide erhielten hier den ersten Musikunterricht und sangen im Chor der Georgenkirche.

35 Kirchenlieder schuf Luther später – viele von ihnen verwendete Bach in seinen Chorälen, Kantaten und Oratorien. Die berühmte Kantate „Eine feste Burg ist unser Gott“ zum Beispiel stammt genauso wie viele andere Melodien nicht von Bach selbst, sondern von Martin Luther. Dieser bewies nicht nur Talent als Schriftsteller, sondern auch als Musiker.

Fakt 3: Werbeprodukte und Geschenke rund um Martin Luther sind ein Hype

Der Hype um Martin Luther nahm 2017, im sogenannten Luther-Jahr, durchaus kuriose Formen an. Zum 500-jährigen Jubiläum des Reformators gab es eine Menge nützlicher oder skurriler Produkte. Kulinarisch Interessierte konnten beispielsweise eine Kreation aus Joghurteis, Nana-Minze, Apfel und Blaualge namens „Luthers Tinte“ verkosten. Es gab ein Luther-Bier, ergänzt um einen Kräuterlikör, der laut Angaben des Herstellers einen leicht malzigen Geschmack hat. Das solle daran erinnern, dass Luthers Gattin Katarina von Bora ihrem Mann immer das Bier braute.

Martin Luther gibt es auch als Playmobil-Männchen. - © Symbolfoto: Pixabay
Martin Luther gibt es auch als Playmobil-Männchen. | © Symbolfoto: Pixabay

Zum Bestseller wurde allerdings etwas ganz anderes: das Luther-Playmobilmännchen. Mit einer Million verkaufter Exemplare die erfolgreichste Einzelfigur aller Zeiten. Und das, obwohl der 7,5 Zentimeter kleine „Reformationsbotschafter“ hauptsächlich aus Fremdmaterial besteht. Der Talar ist eigentlich ein schwarzer Vampirumhang, die Kopfbedeckung ein Polizeibarett.

Fakt 4: Genialer Wortschöpfer – Luther prägte unsere Sprache

Viele Ausdrücke, die wir heute benutzen, hat Martin Luther erfunden. Nächstenliebe, Herzenslust, Ebenbild, Morgenland, Feuertaufe, Judaslohn, Bluthund, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Lockvogel, Lästermaul, Gewissensbisse – tausend Sprachbilder, die der Reformator erfand und unsterblich machte.

Sprichwörtern, die er dem Volksmund entnahm, gab er oft erst den richtigen Schliff: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ – „Hochmut kommt vor dem Fall.“ – „Recht muss Recht bleiben.“ – „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“ Luther war unter denen, die das Chaos der zahllosen Mundarten durch eine überregionale, allgemein verständliche Sprache ersetzt haben, zweifellos der einflussreichste und wirkungsvollste.

Fakt 5: Gut zu Fuß – Luthers Hobby war das Wandern

Das Laufen war zu Luthers Zeiten eine Art der Fortbewegung, die häufiger praktiziert wurde als heute. Autos waren noch nicht erfunden, nicht einmal vernünftige Kutschen – und so blieb gerade ärmeren Bevölkerungsschichten keine andere Möglichkeit, als zu laufen. Aber Luther war vor allem als junger Mann sehr gut zu Fuß.

Zwischen seinem Studienort in Erfurt und seinem Elternhaus im Harz pendelte der Theologe – und brauchte bis zu drei Tage für einen Weg, bei einer Tagesstrecke von ungefähr 30 Kilometern. Martin Luthers weitester Weg führte ihn über die Alpen in die ewige Stadt Rom. Auch da schaffte Luther pro Tag 20 bis 40 Kilometer. Zum Vergleich: Der Durchschnittsdeutsche kommt heute im Alltag nicht einmal auf 1.000 Meter.

Fakt 6: Der Theologieprofessor war ein echter Medienprofi

Natürlich gab es vor 500 Jahren noch kein Internet, kein Telefon und keine sozialen Netzwerke, aber Martin Luther war schon zu seiner Zeit ein Medien- und Kommunikationsprofi. In den damals unruhigen Zeiten bestand ein großer Bedarf an Nachrichten und Streitschriften.

An prominenter Stelle auf dem Marktplatz der Lutherstadt Eisleben erinnert ein Denkmal an den Reformator Martin Luther. - © dpa
An prominenter Stelle auf dem Marktplatz der Lutherstadt Eisleben erinnert ein Denkmal an den Reformator Martin Luther. | © dpa

Als versierter Kommunikationsprofi nutzte Luther die Chancen, mit dem Buchdruck der Reformation einen wachsenden öffentlichen Einfluss zu sichern. Seine Flugblätter erreichten Menschen im ganzen Land. Zudem wurde er selbst rasch als Autor aktiv und berühmt, da er viel auf Deutsch und nicht mehr auf Latein schrieb. Sein wohl bekanntestes Werk, die 95 Thesen gegen den Ablasshandel, nagelte er der Überlieferung nach im Oktober 1517 sichtbar für alle an die Schlosskirche zu Wittenberg.

Fakt 7: Star der Kunstszene - mehr als 500 Bilder von Martin Luther

Luther lebte zu einer Zeit, in der Selfies noch in ferner Zukunft lagen. Aber schon zu seinen Lebzeiten gab es mehr als 500 Bilder von ihm. Alle aus der Werkstatt des berühmten Künstlers Lucas Cranach, mit dem der Reformator befreundet war. Luther gehört zu den Personen, die am häufigsten in der deutschen Geschichte im Bild dargestellt wurden.