Viele Heilige, Martin Luther und drei Engeraner laden zum Sommerfest ein

Enger. Seit 500 Jahren lugt von einem Altarbild in der Engeraner Stiftskirche - neben den anderen Heiligen und dem Gottessohn - ein Mensch auf die Menschen, die in dieser Zeit auf den Kirchenbänken saßen: Martin Luther. Inmitten der anderen Jesu-Jünger tummelt er sich am rechten oberen Rand des letzten Abendmahles. &bdquo;Und das ist eher ungewöhnlich“, erklären Pastorin Annina Ligniez und Museumsleiter Olav Heinemann. Sie erläutern eine Menge Wissenswertes zum Altar, dessen runden Geburtstag die Gemeinde an diesem Sonntag, 31. August, mit einem Sommerfest für alle feiert. So erklärt die Pastorin, dass es vor 500 Jahren unüblich gewesen sei, einen Menschen auf den einzelnen Darstellungen auf dem Altar so prägnant abzubilden. &bdquo;Da wurden sonst eher Heilige gezeigt.“ Sie und Heinemann sind sich recht einig, dass diese Luther-Darstellung viel mit dem Umbruch der Kirche, dem &bdquo;reformatorischen Ansatz“ zu tun hat. Die evangelische oder protestantische Kirche war als solche zu der Zeit noch nicht präsent. Da gab es aber &bdquo;ein Spannungsfeld durch die entstehende Reformation“. Der Altar hat 40 Gulden gekostet Und so, erläuterten sie, war es auch kein Ausschlusskriterium, dass ein Altar in dieser katholischen Zeit mit Luther einen Protestanten zeigte. Wer genau für diese Darstellung verantwortlich zeichnet, stehe indes nicht fest. Jahrelang galt es als sicher, dass der deutsche Steinmetz und Bildhauer Hinrik Stavoer den Schnitzaltar gestaltet hat. Das, so sagen Ligniez und Heinemann, unisono, sei allerdings nicht mehr so unangefochten. &bdquo;Mittlerweile wird auch ein Anonymus“, sagt die Pastorin, &bdquo;der sogenannte Urbanmeister aus einer Hildesheimer Werkstatt, als Künstler genannt.“ Ebenso unsicher sei auch, wer den Altar in Auftrag gegeben hat. Möglicherweise sei es eine Gruppe von vermögenden Menschen gewesen, die die damals bedeutende Summe von 40 Gulden aufgebracht hätte. Mit im Spiel sei dabei, das vermutete Heinemann, &bdquo;wohl das Stift in Herford“ gewesen. Die Gestaltung des Altars war in dieser Zeit besonders wichtig. Da die Predigten in lateinischer Sprache gehalten wurden, war es für die einfachen Leute, die damals wohl eher das zeitübliche ostwestfälische Platt sprachen, die Bilder auf dem Altar mit biblischen Szenen wahrzunehmen und zu begreifen. Die Szenen seien von Werken Dürers inspiriert und natürlich auch damals schon mit Blattgold prächtig ausgestaltet gewesen. Ob die Gottesdienstbesucher allerdings damals den Reformator Luther erkannt haben, bleibt unbelegt. &bdquo;Wenn der Altar erzählen könnte . . . &bdquo; Theologisch wichtig sei laut Ligniez das größte, mittlere, Bild mit der Darstellung der Kreuzigung, &bdquo;als Nähe Gottes zu den Menschen durch die Kreuzigung und den Tod von Jesus Christus.“ Die Menschen dürfte die Bildgewalt des Altares seit 500 Jahren beeindruckt haben; und weiter beeindrucken. Liginiez: &bdquo;Die haben davor gebetet und gesungen.“ Und: &bdquo;Wenn der Altar selbst erzählen könnte, dann würden es viele Geschichten sein.“ Ein weiteres Kapitel kommt auf jeden Fall am nächsten Sonntag dazu. Dann werden die Kirchenchöre 60-stimmig singen; Erwachsene und Kinder gemeinsam. Mit von der Partie sind dann auch die acht Kindergärten der Stadt, die unter Regie der Presbyterin und Festorganisatorin Tabea Fuhr für ein großes Kinderprogramm mit Spiel und Spaß, Hüpfburg, Riesenrutsche und Gladiatoreninsel für die älteren, Gespensterschleim, Glitzertattoo und Popcorn für die jüngeren Kinder sorgen. Ein Fest für alle Zudem gibts Kaffee und Kuchen, Bratwurst und Pommes. Auch Veganes ist im Angebot. Am Nachmittag steht dann nicht nur der gemeinsame Gesang in der Stiftskirche, sondern auch das Konzert der Band &bdquo;Across“ auf dem Plan. Ligniez: &bdquo;Das wird ein Fest für alle. Für die gesamte Stadt Enger. Alle sind eingeladen, mitzumachen.“ Das Thema ihrer Predigt am Sonntagmorgen um 11 Uhr: &bdquo;Da geht es natürlich um das Geburtstagskind. Um den Altar.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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