Bielefeld. „Beim Einsatz Künstlicher Intelligenz sind die Chancen unendlich", sagt Richard David Precht. Am Mittwoch sprach der Philosoph auf dem IT-Kongress „Transformation Now". Ausgerichtet wurde dieser vom Bielefelder Unternehmen NTT Data Business Solutions, das bis März noch unter dem Namen Itelligence firmierte.
Dennoch gebe es auch eine Vielzahl an Risiken im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Ein wichtiger Punkt sei die Datensicherheit. „Wir dürfen den Menschen nicht zu gläsern machen", sagt Precht. Es müsse klar abgegrenzt werden, was Datenpersonalisierung darf – und was nicht.
Bei menschlichem Leben Grenze überschritten
Außerdem sehe der Philosoph eine gefährliche Grenze überschritten, wenn KI genutzt werde, um über menschliches Leben zu richten. Ein Beispiel dafür: Eine KI ermittelt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Verbrechens ist. Diese Berechnung fließe dann in die Beurteilung des Strafmaßes mit ein. „Zum Glück aber haben wir in Deutschland das Grundgesetz und auch ein sehr gutes humanistisches Wertefundament", sagt Precht.
Dass KI einen eigenen Willen entwickeln könnte, hält er für unrealistisch. „Nur weil etwas sehr intelligent ist, hat es noch keinen eigenen Willen." Intelligenz entspringe aus dem Willen, nicht andersherum. „Das Szenario, dass uns KI tyrannisieren, schätze ich im kleinsten Promille-Bereich ein", so der Philosoph.
Systeme müssen sehr sorgfältig programmiert werden
Eher sei es möglich, dass Systeme entgleisen, weil Menschen die Komplexität nicht mehr verstehen. „Kein Mitarbeiter, beispielsweise bei Amazon im Lager, versteht das System, mit dem er arbeitet", sagt der 56-jährige Precht. Ähnliches gelte für die Börsen.
Damit Systeme wie diese nicht falsche Muster erlernen, müsse bei der Programmierung sehr sorgfältig und mit hohen Sicherheitsanforderungen vorgegangen werden. Um das zu gewährleisten, benötige es eine klare, eindeutige Rechtssprechung. Zudem plädiert Precht für die Selbstverpflichtung von Unternehmen.
Als wenig hilfreich erachtet der Philosoph hingegen Expertengremien. „Das ist das Letzte, was wir brauchen", sagt Richard David Precht. In den letzten Jahren habe es eine Explosion an Ethikräten gegeben. Er zweifle jedoch, ob diese einen hilfreichen Beitrag leisten. „Oft geht es dort nur um die Eitelkeit Einzelner."
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NTT Data Business Solutions
„Branchenlösungen sind unsere Kompetenz", sagt Vorstandschef Norbert Rotter. Besonders die Automotive-Branche sei sehr digitalisierungsaffin. Rotter schätzt, dass in drei bis fünf Jahren ein Großteil der Software cloudbasiert sein wird.
Die ehemalige Itelligence AG habe die Pandemie gut überstanden. „Seit September laufen die Geschäfte stabil", sagt Rotter. Mit einem erzielten Umsatz von etwa 1,15 Mio. Euro rechne er weiterhin mit einem Wachstum von mindestens drei Prozent.