
Die Schlacht am Buffet ist eröffnet. Nur dass es diesmal nicht um Nürnberger Würstchen, Rührei und frisch gepressten Orangensaft geht, sondern um Geld. Die Bundesregierung will die Mehrwertsteuer für die Gastronomie von 19 auf sieben Prozent senken. Und sofort beginnt das Gerangel darum, wer davon profitiert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch höhere Löhne? Die Gäste durch geringere Preise? Oder die Gastronomen, die mehr für sich in der Tasche haben?
Die unterschiedlichen Lobbygruppen von Mitarbeitern und Wirtinnen sind schon unterwegs. Nur die Gäste haben keine Interessenvertretung. Sie können nur mit angepasstem Konsumverhalten reagieren. Alle Seiten haben durchaus Argumente für sich.
Klar müssen Kellnerinnen und Kellner, Küchenhilfen und Köche ordentlich bezahlt werden. Sonst finden die Gastronomen auch niemanden, der den anstrengenden Job machen will. Klar muss sich das Geschäft auch für die Betreiber und Lieferanten lohnen, sonst machen sie den Laden zu. Und klar, auch die Gäste wollen etwas vom Buffet abhaben, das sie sowieso bezahlen. Direkt oder über die Steuern indirekt. Die Preise für Schnitzel & Co haben übrigens schon deutlich angezogen, was die Kunden mit Zurückhaltung quittieren.
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Es geht um eine grundsätzliche Frage
Es geht grundsätzlich um die Frage, welche Unbill der Staat - also die Steuerzahler - ausgleichen soll und welche nicht. Es scheint eine besondere Art von Long Covid zu sein, dass seit der Pandemie jeder und jede den Ausgleich von Rückgängen und Schwierigkeiten durch den Staat verlangt. In der Gesundheitskrise hat Berlin den Gastronomen schon mit Milliarden unter die Arme gegriffen.
Wer ordentlich gewirtschaftet hatte und brav seine Steuern bezahlt, konnte gute Umsätze im Vor-Coronajahr nachweisen und erhielt Unterstützung. Mit zusätzlichem Kurzarbeitergeld, vielerorts Unterstützung von den Vermietern, Solidarität der Stammgäste und pfiffigen eigenen Konzepten erzielten engagierte Wirte beste Ergebnisse. Wer, vorsichtig ausgedrückt, vorher anders gewirtschaftet hatte, kam in Schwierigkeiten. Selbst Schuld.
Corona-Pleiten gelten nicht als Ausrede
Der aktuelle Hinweis der Wirte auf Corona-Pleiten zieht also nicht. Und unter Inflation leidet auch der private Verbraucher. Andere Branchen müssen wie die Gastro übrigens mit höherem Mindestlohn und Tarifabschlüssen zurecht kommen.
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Soll der Staat nun auch noch den Einzelhandel, die Automobilindustrie (macht er schon üppig) und andere Branchen unterstützen, weil es nicht mehr so gut läuft? Das überfordert das Gemeinwesen, das zahlreiche andere Aufgaben hat. Richtig wäre es, Auflagen und Bürokratie für die Gastwirtschaft deutlich zu reduzieren. Nicht jedes Problem sollte mit Geld zu gekleistert werden. Niemand hat gesagt, dass es einfach wird. Es wird für alle schwieriger. Das Buffet ist abgegrast.