
Über Schwangerschaftsabbrüche wird nur selten offen gesprochen. Zu groß ist die Scham noch immer bei Frauen. Gekennzeichnet ist ihr Weg zur Entscheidung zudem von wenig Informationen, hohen Kosten und einer schweren Erreichbarkeit der passenden Praxis oder Klinik. Nun werden wahrscheinlich einige Leser denken, dass es sich bei diesen ersten Zeilen um einen Meinungsbeitrag einer Journalistin handelt. Doch weit gefehlt: Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums, das zeigt, dass die Versorgung von Frauen, die ihre Schwangerschaft nicht austragen möchten, in Deutschland Lücken aufweist.
Fest steht also, dass Frauen in Deutschland nicht überall vollumfänglich medizinisch versorgt werden. Jedes Jahr suchen deshalb Frauen den Weg in die Niederlande und andere Nachbarländer, um eine Schwangerschaft zu beenden. Und zwar auch bei einer medizinischen Indikation für einen Abbruch. In einer Situation größter Not, wenn ein gewolltes Kind nicht lebensfähig ist oder schwere Fehlbildungen aufweist.
Die Schuld daran trägt der Staat, der für die Daseinsvorsorge und damit für die Gesundheitsversorgung verantwortlich ist. Er muss dafür sorgen, dass Männer und Frauen in allen Lebenslagen vollumfänglich versorgt werden. Schafft es aber nicht. Auch deshalb, weil Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland nach dem Strafgesetzbuch nach wie vor rechtswidrig sind. Und auch deshalb, weil der Staat große Teile der Gesundheitsversorgung in die Hände konfessioneller Träger gegeben hat, die Abbrüche verbieten.
Fraglich ist, ob die SPD ihren Worten auch Taten folgen lässt
Hier trifft die SPD mit ihrer Forderung, alle öffentlichen Krankenhäuser mit Frauenkliniken zu Schwangerschaftsabbrüchen zu verpflichten, einen Nerv. Katholische Krankenhäuser versorgen nicht alle Patientinnen in ihren Frauenkliniken vollumfänglich, erhalten aber als Teil der Krankenhauspläne der Länder öffentliche Mittel. Das passt nicht zusammen und entspricht auch nicht mehr der Mehrheitsmeinung, da sich das Gros der Gesellschaft für eine Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und eine gute Versorgung von Schwangeren ausspricht.
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Die Bundesregierung muss sich nun in Absprache mit den Ländern die schwierige Frage stellen, wie sie dafür sorgen will, dass Frauen besser versorgt werden, gleichzeitig aber die katholischen Krankenhausträger als Teil der Gesundheitsversorgung nicht verlieren.
Als Frau bleibt zu hoffen, dass die SPD ihrer Ankündigung auch Taten folgen lässt und sich in der Koalition mit aller Kraft dafür einsetzen wird, dass Frauen in Not nicht länger im Stich gelassen werden. Die Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen fordert die SPD schon lange, umgesetzt hat sie das in Regierungsverantwortung aber nie.