Meinung

Stromtrasse Südlink: Ohne Strom nichts los

Endlich wird die Stromtrasse Südlink auch in Bayern gebaut. Doch weiterhin regt sich dort Protest. Es geht um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands, findet unser Autor Carsten Heil.

Ein Transparent mit der Aufschrift „Lebensgefahr – Bürgerinitiative Marienmünster unter Strom – Stop Monstertrasse“ steht auf einem Feld bei Marienmünster im Kreis Höxter. | © dpa

Carsten Heil
26.07.2025 | 26.07.2025, 17:00

Zehn! Zehn Jahre hat es von ersten Planungen bis zum Beginn der Bauarbeiten in Bayern gedauert. Jetzt starten die Arbeiten für die Stromtrasse Südlink. Im Norden ist man schon einige Zeit dabei. Doch immer noch protestieren Bürgerinnen und Bürger vor Ort dagegen, dass Windstrom aus dem windreichen Norden durch die Trasse nach Bayern geleitet werden soll. Zu teuer und anfällig für Anschläge. Sie fordern, dass Ökostrom dezentral erzeugt wird.

Ach. Vermutlich dieselben Menschen demonstrierten sicherlich gegen die Verspargelung der Landschaft, wenn wie im Paderborner Land große Gebiete in Bayern mit Windkraftanlagen bestückt würden. Was denn nun? Außerdem weisen norddeutsche Windräder, besonders die im Meer stehenden (offshore) eine deutlich höhere Effizienz auf. Der Wind bläst dort stärker und konstanter.

Die gute Windhöffigkeit war es, die bei Paderborn zur großen Dichte der Windanlagen geführt hat. Und weil der dort erzeugte Strom aus Mangel an Leitungen nicht zu den Abnehmern transportiert oder gespeichert werden kann, müssen die Anlagen abreguliert werden.

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Nebenbei ein finanzieller Verlust für die Betreiber

Kurz: Sie erzeugen weniger Strom, als sie könnten. Rein rechnerisch könnte mit dem jährlich nicht erzeugten Strom eine Stadt wie Minden versorgt werden. Nebenbei ein finanzieller Verlust für die Betreiber, auch wenn die teilweise entschädigt werden.

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Das Bayern der CSU war es, das sich jahrelang massiv gegen den Ausbau von Windenergie gewehrt hat. Strom verbrauchen will man gleichwohl. Mangelnde Beteiligung kann nach zehn Jahren Planung und Bürgeranhörungen nicht das Problem sein. In deren Verlauf wurde darauf verzichtet, die Trasse oberirdisch zu verlegen, was die Kosten mehr als verdoppelt hat.

Beteiligung ist richtig und wichtig. Es ist aber unredlich, immer neue Forderungen zu erheben und dann „auf die Politik und die Verwaltung“ zu zeigen, die es mal wieder nicht „gebacken“ bekommen. Alle Milliarden für die Infrastruktur werden Deutschland nichts nutzen, wenn stets Einzelinteressen die Investitionen verhindern oder verzögern.

Höxter und Steinhagen: Hier werden Konverter gebaut

In OWL hat man das inzwischen erkannt. Bei Höxter und auch bei Steinhagen im Kreis Gütersloh werden Konverter für die Stromtrassen gebaut. Ohne allzu großes Lamento.

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Optisch nicht schön, aber das war das Atomkraftwerk Würgassen auch nicht. Es brachte sogar noch weitere bekannte Nachteile und Risiken.

Natürlich geht es nicht, dass die Planer am grünen Tisch ganze Landstriche „rasieren“. Wenn Deutschland aber Industrie, Dienstleister und die Menschen mit Energie versorgen will, müssen Planungen beschleunigt werden. Denn schon jetzt ist abzusehen, dass der Strombedarf massiv steigen wird. Elektromobilität und mehr Digitalisierung samt KI werden zwangsläufig dazu führen.

Beides werden wir brauchen, wenn wir Wohlstand erhalten und auch zukünftig erwirtschaften wollen. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten, sondern um die Zukunftsfähigkeit des Landes.