Meinung

Privates Böllern muss verboten werden

Fünf Tote, Hunderte Verletzte, Angriffe auf die Einsatzkräfte zu Silvester. Das kann nicht länger schulterzuckend hingenommen werden, kommentiert unser Autor.

Leipzig: Polizisten werden im Stadtteil Connewitz mit Pyrotechnik beworfen. In der Neujahrsnacht kam es dort zu Ausschreitungen. | © Sebastian Willnow/dpa

Carsten Heil
02.01.2025 | 02.01.2025, 10:45

Fünf Tote in der Silvesternacht, Hunderte Verletzte und Hunderte Festnahmen in Deutschland. Die Polizei, medizinisches Personal und andere Einsatzkräfte im Ausnahmeeinsatz. Etliche von ihnen wurden quasi „zum Dank“ für ihre Arbeit mit Silvesterböllern beschossen. Oder weil man die Einsatzkräfte für Vertreter des verhassten Staates hält. Auch im beschaulichen Ostwestfalen.

Aus Bielefeld wird über eine deutliche Steigerung der Vorfälle berichtet. Auch in Gütersloh gab es Vorfälle. Und das alles mehr oder weniger zumindest halblegal, weil, in der Silvesternacht darf man ja mit Böllern hantieren. Die werden in der Marke Eigenbau sogar schon zu einer Art Bomben. Sie entwickeln also eine Sprengkraft, die weit über die des üblichen Silvesterböllers hinausgeht.

Aus verschiedenen Städten Deutschlands werden geradezu gegenseitige Beschießungen von Gruppen gemeldet. In Pressemitteilungen der Polizei Berlin wird dazu auch noch eine „einigermaßen positive Bilanz“ gezogen. Es sei nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet, das Einsatzkonzept habe sich bewährt. Wie bitte? Noch schlimmer? Das muss ein Ende haben. Die Silvesternacht darf kein Freibrief für solche Eskalationen sein.

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Vergleiche sind oft schwierig. Aber beim schrecklichen Anschlag in Magdeburg kamen ebenfalls fünf Menschen ums Leben, rund 200 wurden verletzt, zum Teil schwer. Auch Solingen ist unvergessen. Da ist das ganze Land zu Recht erschüttert. An Silvester werden ähnliche Opferzahlen schulterzuckend hingenommen? Nun gut, die Todesopfer sind durch eigenes Fehlverhalten umgekommen, meist weil sie besonders dolle Granaten selbst gebastelt haben und unvorsichtig oder betrunken waren. Aber zu sagen „selbst Schuld, sind halt doof“, wäre zynisch.

Zu beobachten ist: Seit Jahren verschärft sich die Situation in der Silvesternacht. Noch mal: Das darf und kann so nicht weitergehen. Da geht es noch nicht einmal um Tier- und Umweltschutz, sondern darum, wie diese Gesellschaft miteinander umgeht. Es ist respektlos und menschenverachtend, ja kriminell, mit Hardcore-Böllern auf Menschen zu schießen.

Es geht nicht darum, Millionen Menschen das Feiern zu verbieten. Sie zünden verantwortungsvoll ihr Feuerwerk ab und feiern. Leider, und so ist es oft, gibt es eine Minderheit, die die Freiheiten unseres Landes ausnutzen, ja missbrauchen. Und nach diesen Menschen richtet sich oft die Gesetzgebung. Das ist nicht gut. Aber es wird höchste Zeit, das private Böllern grundsätzlich zu verbieten und statt dessen kontrollierte, schöne Feuerwerke zentral zu veranstalten. Das können alle anschauen und auch ihre Silvesterfreude haben. In Corona-Zeiten war das ja auch möglich.