Die Anschläge auf das französische Eisenbahnnetz haben eindrücklich in Erinnerung gebracht, dass das Thema Sicherheit auch die Olympischen Spiele in Paris überschatten wird. Das ist genauso schade, wie nicht zu ändern. Olympische Spiele sind ein attraktives Ziel für bösartige Menschen. Hoffentlich behalten die Behörden das Thema in den nächsten gut zwei Wochen im Griff. Vor der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland war die Angst vor Anschlägen ähnlich groß. Da ging alles gut.
Klar ist auch, dass diese Spiele in der französischen Hauptstadt – wenn sie denn sicher bleiben – ein Befreiungsschlag für den Sport werden können. Nach mehreren in verschiedener Hinsicht sehr schwierigen Austragungen, die wegen seiner Art der globalen Sportführung einmal mehr auch das Internationale Olympische Komitee und seinen allmächtig dieser Sportwelt vorstehenden Präsidenten Thomas Bach in Bedrängnis gebracht haben, bringt Paris eine Ansammlung an Voraussetzungen mit, die lange kein Ausrichter mitgebracht hat: bisher kein Korruptionsskandal rund um die Vergabe, Hauptstadt einer Demokratie und gleichzeitig Weltmetropole, eine natürlich gewachsene Infrastruktur – und vor allem eine auf allen Ebenen zu spürende Vorfreude.
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Eindrücke aus den ersten Tagen vor der offiziellen Eröffnung, die am Freitagabend auf der Seine ausgetragen wurde, illustrieren dies: Bei sportlich vergleichsweise irrelevanten Fußball-Vorrundenspielen war das Prinzenparkstadion am Mittwochnachmittag und -abend fast ausverkauft, La-Ola schwappte über die Ränge, rund um das von der Polizei konsequent bewachte Stadion entwickelte sich fröhliche und friedliche Volksfestatmosphäre.
Paris kann der olympischen Bewegung einen Schub geben
Es spielten Spanier gegen Usbeken und später das Team aus Mali gegen das aus Israel, also nicht die französischen Gastgeber. Am Donnerstag war die Handballhalle auf dem früheren Expo-Gelände um 9 Uhr morgens mit etwa 6.000 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauft. Da spielten die Sloweninnen gegen die Däninnen. Im weiteren Verlauf des Tages wurde die Halle nicht leerer, sodass am Abend auch die deutschen Frauen bei ihrer Auftaktniederlage gegen Südkorea vor vollen Rängen spielten.
Geht das so weiter, kann Paris der olympischen Bewegung einen Schub geben. Profiteur wäre einerseits das außerhalb der verschworenen Reihen kritisch zu betrachtende IOC um seinen Tauberbischofsheimer Boss Bach, andererseits der globale Sport, der beweisen kann, dass es nicht nur Fußball gibt. So bleischwer wirkten zuletzt die Corona-Sommerspiele von Tokio und die Retorten-Winterspiele von Peking, beide wenig geliebt von der örtlichen Bevölkerung, durchgeprügelt vom IOC und den örtlichen Veranstaltern aus vor allem finanziellen Gründen.
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Paris dagegen eröffnete auf Booten entlang einiger der bekanntesten Bauwerke der Welt, nutzt die Stadt als Arena und musste deswegen wenig Sportstätten bauen. Stattdessen stecken die olympischen Arenen 2024 voller Sportgeschichten: der schon genannte Prinzenpark, das für die Fußball-WM 1998 errichtete Stade de France, die Tennisanlage Roland Garros südlich des Stadtwaldes Bois de Boulogne.
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Paris sendet damit das Zeichen an uns Deutsche, dass Olympische Spiele zwar gigantisch sind und bleiben werden, dass sie gleichzeitig aber auch nachhaltiger als in der Vergangenheit gestaltet werden können. Genau diese Vergangenheit war zuletzt hauptursächlich für die Ablehnung großer Teile der Bevölkerung, wenn es um eigene Ausrichterpläne ging. Umso gespannter blickt der Deutsche Olympische Sportbund wegen seiner neuen Olympia-Pläne für 2040 in die französische Hauptstadt. Motto: Läuft es in Paris, kann es auch in Deutschland gehen. Warum auch nicht?