Unternehmen aus Kreis Gütersloh produziert außergewöhnliche Outfits für Olympia-Stars

Werther. Ohne zu übertreiben ist die Kulisse der Reitwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Paris wohl die prunkvollste, die es jemals gab. Die Reiterinnen und Reiter tragen ihre Prüfungen mitten im Schlosspark von Versailles in direkter Sichtachse zum prächtigen Grand Palais aus. Eine Atmosphäre, die Gänsehaut verspricht. Jedoch nicht nur für Teilnehmer und Zuschauer vor Ort. Sondern auch für die Mannschaft des heimischen Reitmodenherstellers Pikeur aus Werther. &bdquo;Wir fiebern genauso mit“, sagt Produktmanagerin Carolin Strootmann und lacht. Kein Wunder: Monatelang haben sie und ihr Team an den Kollektionen für die Reiterinnen und Reiter gearbeitet, die ab diesem Samstag bei Olympia ihren großen Auftritt haben werden. Eingekleidet in maßgeschneiderte Einzelanfertigungen, die nun in Paris zum Einsatz kommen und hoffentlich groß im Rampenlicht stehen werden. Hoffnung auf Medaillen in Paris &bdquo;Das ist im Grunde der Moment, auf den wir hinarbeiten“, beschreibt Carolin Strootmann: &bdquo;Dass unsere Reiterinnen und Reiter eine Medaille holen und dann jubelnd im Bild zu sehen sein werden - mit unseren Sachen aus Werther.“ Seit vielen Jahren stattet Pikeur deutsche Equipen bei internationalen Wettbewerben wie Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen aus. Entsprechend geübt ist das Unternehmen im Anfertigen von Einzelkollektionen. Und doch ist und bleibt es etwas ganz Besonderes. Das bestätigt Carolin Strootmann: &bdquo;Eine solche Kollektion anzufertigen ist so aufwendig, der Druck so groß, die Zeit trotz aller Planungen am Ende so knapp, dass es immer etwas Außergewöhnliches bleiben wird.“ Ingrid Klimke fiel kurzfristig aus Zumal es immer zwei Unwägbarkeiten gibt, die den Prozess letztlich unkalkulierbar machen: Zum einen steht erst ganz am Ende fest, welche Reiter tatsächlich zu den Auserwählten zählen. Fünf Reiter dürfen je Disziplin nach Paris reisen, trotzdem kann auch nach der finalen Benennung des Olympia-Kaders noch etwas passieren. Dieses Mal traf es Ingrid Klimke, deren Pferd Franziskus sich wenige Tage vor der Abreise verletzt hatte. Sönke Rothenberger rückte nach, für den es selbstverständlich ebenfalls die passenden Kleidungsstücke geben muss. Genau wie für den gesamten potenziellen Olympia-Kader. Die zweite Unwägbarkeit ist der Moment, wenn die Reiterinnen und Reiter ihre quasi auf den Leib geschneiderten Hosen, Hemden und Sakkos auspacken und anprobieren. &bdquo;In diesem Moment hoffst du einfach, dass alles passt, und nicht irgendetwas zu groß oder zu klein ist“, sagt Carolin Strootmann. Im Grunde rechne sie am nächsten Tag immer mit Anrufen. &bdquo;Die sind aber alle ausgeblieben. Einfach toll!“, freut sie sich. Lesen Sie auch: Löhnerin Kristin Pudenz lebt bei Olympia in Paris ihren Traum Und erzählt, wann und wo die Olympia-Kollektion ihren Anfang genommen hat. Wobei Pikeur nicht nur die deutschen Spring-, Dressur-, Vielseitigkeits- und Para-Reiter ausstattet, sondern auch die Equipen aus den Niederlanden und aus Österreich. Alles mit denselben strengen Vorgaben, die das Internationale Olympische Komitee den Bekleidungsherstellern auferlegt. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von The Olympic Games (@olympics) Reitbekleidung muss nicht nur schön sein &bdquo;Im Grunde ging es schon vor über einem Jahr los“, erzählt Carolin Strootmann. Da habe man beim CHIO in Aachen den Verbänden erste Entwürfe gezeigt, was Design, Style und Stoffqualitäten angeht. &bdquo;Reitbekleidung soll ja nicht nur schön aussehen. Sie muss vor allem bequem und funktionell sein und bei jedem Wetter funktionieren. Sonst wird es mit den Höchstleistungen nichts.“ Da ist es von großem Vorteil, dass Familie Brinkmann, denen die bugatti Holding Brinkmann und damit auch das Unternehmen Pikeur gehört, begeisterte Reiter sind. Sie betreiben in Herford einen großen Springstall und wissen entsprechend genau, wie Materialien beschaffen sein müssen. Nach Aachen 2023 ging es also in die Detailplanung. Extrem streng sind bei Olympia die Vorgaben, was Hersteller-Logos anbelangt. So darf der Schriftzug Pikeur auf jedem Kleidungsstück höchstens ein einziges Mal auftauchen, und auch nicht größer als vorgegeben. Klingt einfach, ist es aber nicht. Logo-Anzahl wird streng kontrolliert &bdquo;Bei uns ist üblicherweise auf allen Knöpfen, an Reißverschlüssen, Bundverschlüssen, angenähten Accessoires und natürlich dem Etikett der Schriftzug zu lesen. Das darf bei Olympia nicht sein. Und zwar nirgendwo, auch nicht auf den Trainigshosen oder den Kleidungsstücken der Pfleger, des Equipechefs oder den Polohemden der Helfer, die zum Team gehören“, schildert Carolin Strootmann. Infolgedessen muss Pikeur Knöpfe und Verschlüsse in winzigen Sonderchargen bestellen - völlig unüblich und von den Lieferanten nicht gerade gern gesehen. &bdquo;Und dann müssen wir die Sachen zum Deutschen Olympischen Sportbund schicken, der prüft, ob wir uns auch an alle Vorgaben gehalten haben.“ Als das Okay kam, war es bereits Anfang 2024. Höchste Zeit, denn spätestens im März sollte die Produktion der Teile starten. Carolin Strootmann hatte ein genaues Orderformular angelegt, über das die Reiter abgefragt wurden, welche Teile sie in welcher Größe benötigen. Immer noch alle Reiter des Olympia-Kaders wohlgemerkt. 32 Athleten allein für Deutschland und eine ähnliche Anzahl für Österreich und die Niederlande. Produktmanagerin fiel ein Stein vom Herzen Danach begann die Produktion, und Carolin Strootmann und ihrem Team blieb nichts anderes übrig, als auf die finale Nominierung zu warten. Wieder beim CHIO im Juli in Aachen trafen die Bundestrainer ihre Entscheidung - und einen Tag später startete in Werther der Versand. 647 Reithosen, 164 Sakkos und Dressurfräcke, 584 Turniershirts, dazu Strümpfe, Krawatten und Plastrons gingen auf die Reise. &bdquo;Mir fiel ein Stein vom Herzen, als die letzte Kiste das Haus verlassen hatte“, gibt Carolin Strootmann zu. Jetzt gilt es, Daumen zu drücken und zu hoffen: Auf spannende Wettbewerbe im prächtigen Schlosspark von Versailles. Diesen Samstag geht’s mit der Dressur der Vielseitigkeitsreiter los, am Dienstag, 30. Juli, starten die Dressurreiter in den Wettbewerb, am 1. August die Springreiter. Die Para-Dressur feiert ihren Auftakt am 3. September. &bdquo;Wir haben so viel Herzblut in die Teile gesteckt, dass wir sie nun auch sehen wollen“, sagt Carolin Strootmann. Am besten natürlich ganz oben auf dem Siegertreppchen in Paris. Teure Olympia-Kollektionen Wie viel Geld die Firma Pikeur übrigens in die Produktion der Olympia-Kollektionen investiert hat, will Carolin Strootmann nicht verraten. Bei ihr hat ohnehin längst der Alltag Einzug gehalten. Aktuell befasst sie sich mit den finalen Überlegungen zur Frühjahrs-/Sommerkollektion 2025. Doch wenn sie Zeit hat, wird sie sich ab Samstag vor den Fernseher setzen - und hoffen, dass &bdquo;ihre“ Kleidung vor dem Grand Palais in Versailles eine gute Figur macht.

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