Erst Friedrich Merz, Jens Spahn und Armin Laschet - und jetzt auch Norbert Röttgen. Das Potenzial an Bewerbern und Möchtegern-Bewerbern in der NRW-CDU für den Parteivorsitz scheint unerschöpflich. Bedenkt man, dass mit Generalsekretär Paul Ziemiak und Bundestagsfraktionschef Ralph Brinkhaus weitere NRW-Christdemokraten entscheidende Positionen bei der CDU inne haben, könnte einem als Christdemokrat in den anderen Landesverbänden langsam schwindlig werden.
Sicher ist der CDU-Landesverband NRW mit seinen 122.000 Mitgliedern der bei weitem größte Landesverband der Partei, dennoch sind es "nur" gut ein Viertel aller Mitglieder. Die Frage sei also erlaubt. Gibt es eigentlich in den anderen drei Vierteln niemand, der für das Spitzenamt in frage kommt?
Mit Röttgen zurück zu alter Stärke? Das vermag sich selbst in Nordrhein-Westfalen, wo der ehemalige CDU-Landeschef seit seiner krachenden Niederlage bei der Landtagswahl 2012 gegen Hannelore Kraft eher als der Verlierer schlechthin wahrgenommen wird, niemand vorzustellen. Ein Rätsel also, warum sich Röttgen, der sich in den vergangenen Jahren durchaus neues Renommee als Außenpolitiker verschafft hat, das antut.
Man darf gespannt sein, wie "Moderator" und NRW-Landeschef Armin Laschet den Prozess der Kandidatenfindung in seinem eigenen Landesverband in den Griff bekommen will. Gerade erst hatte Laschet sich dafür ausgesprochen, ein Team für die Spitze zu bilden und alle einzubinden. Von Teambuilding ist bei den führenden CDU-Playern zurzeit allerdings eher wenig bis nichts zu spüren. Mit dem ersten "offiziellen" Bewerber Röttgen scheint sich das Bewerber-Niveau zudem jetzt eher nach unten zu bewegen.
Merz, Spahn, Laschet, Röttgen, Ziemiak, Brinkhaus - alles Männer im Übrigen. Nach der langen Kanzlerschaft von Angela Merkel und dem kurzen Zwischenspiel mit Annegret Kramp-Karrenbauer an der Parteispitze ist die Ära der Frauen bei der CDU jetzt wohl beendet - im Gegenteil: mit einer absoluten Männerherrschaft scheint die Partei zumindest in dieser Hinsicht schnurstracks auf dem Weg in das vergangene Jahrhundert zu sein.