Kommentar

ARD und ZDF versagen bei Berichten über Notre-Dame

Die öffentlich-rechtlichen Sender berichten unzureichend über den Brand von Notre-Dame

Die Kameras sind auf die ausgebrannte Kirche Notre-Dame in Paris gerichtet. Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen wegen unzureichender Berichterstattung am Montagabend in der Kritik. | © AFP

Stefan Brams
16.04.2019 | 16.04.2019, 17:49

Als der Putsch 2016 in der Türkei das Land und die Welt erschütterte, versagten die öffentlichen-rechtlichen Sender. Statt ihre Programmschemata dem Weltereignis anzupassen und dauerhaft auf Sendung zu gehen, ordneten sie das Ereignis lieber ihren Programmabläufen unter. Der Ereigniskanal Phoenix verabschiedete sich um 23.44 Uhr, da war der Putsch noch im vollen Gange, mit der Bemerkung „Wir berichten morgen um 9 Uhr wieder". Peinlich war das!

Auch wenn der Putsch in der Türkei und der Großbrand von Notre-Dame in Paris am Montag in ihrer Dimension nicht vergleichbar sind, fragt man sich als Zuschauer schon, warum ARD und ZDF im wesentlichen erneut Business as usual betrieben und – abgesehen von Aufmachern in ihren Nachrichten-Formaten – ihr Programm nicht änderten und nicht mit Brennpunkt-Formaten reagierten, um die Zuschauer umfassend, kompetent und gründlich zu informieren.Stattdessen verharrten sie erneut lieber in ihren Programm-Abläufen.

Es ist an der Zeit für eine Reform der öffentlich-rechtlichen Sender

Insofern ist die Kritik von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, aber auch von öffentlich-rechtlichen Urgesteinen wie Sonia Seymour 
Mikich, frühere Fernseh-Chefredakteurin beim WDR, und dem Ex-Leiter des ARD-Hauptstadtstudios Ulrich Deppendorf, an der nicht überzeugenden öffentlichen-rechtlichen Berichterstattung aus Paris sehr berechtigt.

Wer im Jahr acht Milliarden Euro an Rundfunkbeiträgen frei Haus erhält, der sollte gerade in solchen Situationen beweisen, dass er sein Geld wert ist, indem er mit Informationskompetenz glänzt und sein Geld und seine Kraft nicht in überbordenden Unterhaltungsprogrammen vergeudet.

Es ist an der Zeit, die öffentlichen-rechtlichen Sender endlich einer gründlichen Reform zu unterziehen. Es wäre schön, wenn sich Laschet dafür unter den Ministerpräsidenten stark macht – und nicht nur twittert.

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