Weiss

Kühl hinter Glas

Jedes Jahr im Sommer entbrennt der gleiche Streit in unseren Großraumbüros, WG-Küchen und Familienwohnzimmern: Die einen wollen morgens lüften, die Fenster dann den Tag über geschlossen halten, um die Hitze auszusperren – die anderen meinen, bei geschlossenem Fenster zu ersticken. Auch unsere Autoren streiten

03.08.2018 | 03.08.2018, 20:00
Tina Gallach. - © Jan Fredebeul
Tina Gallach. | © Jan Fredebeul

Jeder kennt die Geschichte vom Frosch im Wasserbad mit Bunsenbrenner darunter: Der Brenner erwärmt das Wasser langsam – so langsam, dass der Frosch sehr lange nicht spürt, dass die Temperatur steigt. Wenn er es merkt, ist es zu spät. Er kann kurz noch denken: „Irgendwie ist mir ganz komisch." Dann war’s das auch schon mit ihm.

Mit dieser Geschichte warnt Greenpeace übrigens vor der Erderwärmung durch den Klimawandel.

Ob die Geschichte wirklich stimmt, ob der Frosch tatsächlich sitzen bleiben würde und nicht flüchtet, ist zwar umstritten. Trotzdem ist sie ein gutes Beispiel für die aktuelle Hitze-Situation in Großraumbüros: In fast jeder dieser Einrichtungen gibt es Kollegen, die selbst bei 35 Grad im Schatten die Fenster aufreißen, weil sie meinen, frische Luft zu brauchen. Und die damit den morgens von Hausmeistern oder Assistentinnen in mühevoller Lüftungsarbeit halbwegs heruntergekühlten Raum wärmer und wärmer werden lassen – so lange, bis auch sie nur noch denken: „Ui, irgendwie ist mir ganz komisch." Dann fühlen sie sich matschig im Gehirn, gehen nach Hause – und lassen den Rest der Belegschaft in der von ihnen produzierten Hitze sitzen.

Ähnlich unlogisch verhalten sich auch die, die die Klimaanlagen-Luft weglüften wollen, das System mit Aufreißen des Fensters aber nur zum Erliegen bringen.

Dabei ist die Sache mit dem Sauerstoff immer nur so ein Gefühl. Klimaanlagen zum Beispiel wird Frischluft zugefügt. Und unklimatisierte Räume werden nicht frischer, indem man bei Hitze den ganzen Tag die Fenster offen lässt. Im Gegenteil. Sie werden nur wärmer. Um ab und zu Sauerstoff nachzufüllen, ist es besser, von Zeit zu Zeit stoßzulüften – das Fenster dann aber wieder zu schließen. Dann können Ventilatoren für den Lufthauch auf der Haut sorgen.

Es ist noch niemand erstunken. Aber zu viel Hitze im Büro schlägt auf Konzentration, Kreislauf und Laune.