Wer ein Auto nutzen möchte, braucht dafür die staatliche Erlaubnis. Mit dem Fahrrad hingegen darf jeder fahren. Ob das der Grund ist, dass es täglich im Straßenverkehr zu gefährlichen Situationen kommt? Und zu lautstarken Auseinandersetzungen? Unsere Autoren haben da ganz unterschiedliche Meinungen
Ein Führerschein für Radfahrer würde die Probleme nicht lösen. Natürlich sollten Radfahrer die Verkehrsregeln kennen – wie alle, die in irgendeiner Weise am Straßenverkehr teilnehmen. Wir könnten also in der Folge auch Führerscheine für Fußgänger, Inline- oder Tretrollerfahrer fordern. Es würde aus meiner Sicht wenig bringen.
Das Fahrrad sollte jedem als Fortbewegungsmittel frei zur Verfügung stehen. Muss dafür erst ein (wahrscheinlich eine Stange Geld kostender) Führerschein gemacht werden, haben viele Menschen keine Möglichkeit mehr, kostengünstig von A nach B zu kommen und andere schwenken auf das Auto um. Dabei wollen wir doch das Gegenteil: weniger Autos und mehr Fahrräder, vor allem in den Städten.
Um das zu erreichen, müssen wir nicht über Fahrradführerscheine, sondern über eine verbesserte Infrastruktur reden. Im Klartext: mehr Geld für Fahrradwege, Fahrradampeln und insgesamt eine Verkehrsplanung, die Radfahrer viel mehr berücksichtigt. Viele Städte hinken da hinterher. Dabei würden mehr und bessere Fahrradwege die Gefahren minimieren. Häufig werden Radfahrer dazu gezwungen, verkehrswidrig zu handeln, weil sie keine andere Möglichkeit haben. Verbessern sich die Bedingungen, würden in der Folge sicher noch deutlich mehr Menschen aufs Rad umsteigen und zur Arbeit radeln.
Natürlich gibt es auch rücksichtslose Fahrradfahrer. Daran würde ein Führerschein jedoch wenig ändern. Denn Unwissenheit ist meistens eher nicht der Grund. Es ist wichtiger, diese Radler durch Kontrollen abzuschrecken und den Straßenverkehr so sicherer zu machen.
Das Ziel muss ganz klar sein, Menschen nicht davon abzuhalten, das Fahrrad zu benutzen, sondern alles dafür zu tun, dass Radfahren angenehmer und sicherer wird. Ein Führerschein trägt dazu wenig bis nichts bei. Vor allem eine bessere Verkehrsplanung und natürlich auch rücksichtsvolle Verkehrsteilnehmer sind die Lösung.