Weiss

Es liegt in meiner Hand!

Eine Meldung der Woche: Die Zahl der Geldautomaten sinkt seit 2015. Aber ist das ein Drama? Sollten wir uns in Zeiten, in denen Kartenzahlung, Online-Bezahldienste wie PayPal und Mobiles Payment per Handy zum Alltag gehören, nicht besser von Münzen und Geldscheinen trennen? Unsere Autorinnen streiten darüber

20.04.2018 | 20.04.2018, 20:00
 Theresa Boenke.
 Theresa Boenke.

Kein Gang mehr zum Bankautomaten, einfach die Karte oder das Smartphone zücken und bezahlen – fertig! Ja, das Geldausgeben wird uns schon jetzt sehr einfach gemacht. Was aber, wenn wir nicht mehr die Wahl zwischen bar und bargeldlos haben? Summieren sich dann chaotisch Dutzende Minibeträge auf der Umsatzübersicht? Wird dann statt des Klingelbeutels bei der Kirchenkollekte ein EC-Gerät herumgegeben? Und Geldgeschenke zur Hochzeit auf ein Sammelkonto eingezahlt? Bargeld abschaffen, würde für mich bedeuteten, die Freiheit abzugeben, selbst zu entscheiden, wie ich mit „meinem" Geld umgehen möchte.

Es würde bedeuten, dass der direkte Zugriff zu meinem Vermögen verloren ginge. Kein greifbares Geld mehr, das ich mir für andere Zeiten einfach zur Seite legen könnte. Alles was bleibt, sind virtuelle Zahlen und darauf zu vertrauen, dass schon niemand mit dem Geld Unfug treibt. Dieses Vertrauen habe ich nicht. Entwicklungen wie Kontoführungsgebühren, Niedrig- und Negativzinsen geben Anlass dazu. Während Bargeld zur Disziplin anhält (wer die Scheine schwinden sieht, gibt weniger Geld aus), droht bei bargeldloser Zahlung schnell der Verlust des Überblicks. Den behalten dafür andere, schließlich wird jede noch so kleine Ausgabe registriert. Ich spare mir an dieser Stelle das Ausholen mit der Datenmissbrauchs- und Überwachungsdebattenkeule.

Mich beschleicht das Gefühl, dass es nicht der Bürger ist, der von der Forderung nach einer bargeldlosen Gesellschaft profitiert. Ich beobachte kritisch die Entwicklung hin zur Bargeldlosigkeit: Bankautomaten, ganze Filialen werden geschlossen, Personal reduziert und durch Online-Banking und neue Bezahlsysteme ersetzt. Die Vorstellung, dass andere, insbesondere Technik (die übrigens auch mal ausfallen kann und keineswegs gegen kriminelle Machenschaften immun ist), den kompletten Umgang mit meinem Geld für mich übernehmen, macht mir ein ungutes Gefühl. Irgendwann machen wir nicht nur das Geld, sondern uns selbst noch überflüssig . . .