Zartmann live in Paderborn: Wie wird man eigentlich zur Stimme einer Generation?

Wie fühlst du dich heute? Wie ist die Stimmung? Zartmann: Sehr gut, echt. Ich bin fit, hab gut geschlafen – was nicht immer selbstverständlich ist auf Tour. Also ja, ich fühl mich super. Du kommst ja ursprünglich aus Berlin – warst du vorher schon mal in Paderborn oder hast du irgendeinen Bezug zur Region? Ich war tatsächlich schon mal in der Nähe, in Bielefeld, beim Campus Festival. Als ich damals am Hauptbahnhof angekommen bin, dachte ich erst so: Oha, nicht gerade ’ne Vorzeigestadt. Aber dann hab ich ein bisschen mehr gesehen und gemerkt – eigentlich ganz schön. Ruhig, entspannt, irgendwie angenehm. Paderborn habe ich bisher leider noch nicht erkunden können, aber ich vermute, das ist ähnlich: Etwas kleiner, etwas ruhiger – aber auch das kann ja richtig gut sein. Bielefeld und Paderborn gehören häufig nicht zu den &bdquo;klassischen Tourstopps“. Warum hast du dich bewusst für kleinere Städte wie Jena, Würzburg oder eben Paderborn entschieden? Weil’s einfach Bock macht. In den kleineren Städten ist oft die größte Energie. Die Leute sind dankbar, wenn mal was passiert, weil eben nicht jede Woche Kendrick Lamar oder Beyoncé in der Stadt sind. Mir geht es nicht nur darum, wo man das meiste Geld macht oder den größten Hype abbekommt. Sondern um das Erlebnis – für mich und für die Leute. Und durch Deutschland zu fahren, auch mal dahin, wo nicht jeder hinfährt, das hat irgendwie was. Alle Highlights von Paderborner Asta-Festival 2025: Liveticker, Fotos und Videos vom Asta-Sommerfestival 2025 in Paderborn Du bist aktuell kaum aufzuhalten: Deine Tour ist ausverkauft, du hast Preise abgeräumt, bist auf Platz 1 der Charts. Wie fühlt sich das an? Schon wild, klar. Ich glaube, ich habe noch gar nicht alles wirklich realisiert. Ich bin einfach reingerutscht und dann lief’s auf einmal. Ich versuche, mich nicht zu sehr in diesen ganzen Erwartungen zu verlieren. Ich feier es natürlich total, aber ich will auch nicht vergessen, warum ich das mache. Es geht nicht um Charts oder Trophäen – es geht um Musik, um Verbindung, um echte Momente. Wenn die Leute meine Songs fühlen, dann ist das alles, was zählt. Du hast gerade selbst gesagt, dass sich sehr schnell viel verändert hat. Ist es nicht auch anstrengend, ständig unterwegs zu sein und so viele neue Eindrücke zu verarbeiten? Ja, es ist schon viel auf einmal, keine Frage. Ich versuche deshalb, bewusst Ruhe reinzubringen. Wenn ich zu Hause bin, ist mein Leben eigentlich wie früher: Ich chille, treffe meine engsten Freunde – Leute, die mich kennen, bevor irgendwas mit Musik passiert ist. Das erdet mich. Sobald ich draußen bin, merke ich schon, wie viel los ist, wie sehr das einen einnimmt. Ich versuche, möglichst wenig unterwegs zu sein, wenn ich nicht gerade toure oder arbeite. Weitere Stars zu Gast in Paderborn im Interview: Sängerin Leony im Interview – Fürs Festival in Büren plant sie eine besondere Show Hast du ein Ritual, wie du in all dem Trubel bei dir bleibst – oder einfach ein Mantra, das dir hilft? Ich glaube, mein größtes Ritual ist eigentlich, ganz bewusst normal zu bleiben. Also: zu Hause hängt nix von der Musik rum. Keine goldenen Platten, keine Chartnummern, kein Hype. Ich hab nicht mal eine Nummer 1 an der Wand. Ich versuche, mich bewusst mit Leuten zu umgeben, die mich schon lange kennen. Das hilft total, um nicht durchzudrehen. Gab es in den letzten Monaten Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind? Auf jeden Fall. Es gab sogar ziemlich viele – ehrlich gesagt fast täglich. Die Chartplatzierungen, die Tour, große Shows. Ich habe echt oft das Gefühl: Das war jetzt ein Meilenstein. Aber manchmal sind es auch kleine Sachen: Wenn Leute in der ersten Reihe jedes Wort mitsingen, wenn ich einen Song spiele, der mir viel bedeutet, und ich sehe, wie der bei anderen ankommt – das sind die Momente, die hängen bleiben. Ich weiß, dass ich mit 70 noch über diese Zeit nachdenken werde. Es ist heftig, aber auch sehr besonders. Und das versuche ich auch bewusst zu feiern. Mehr zu Campus-Festivals in OWL: Liveticker zum Nachlesen: 10.000 feiern das Bielefelder Campus-Festival Deine Songs wie &bdquo;tau mich auf“ oder &bdquo;wunderschön“ haben einen ganz eigenen Vibe, den viele deiner Fans sofort wiedererkennen. Was macht für dich selbst einen typischen Zartmann-Song aus? Das ist gar nicht so leicht zu sagen, weil ich finde, die Songs – gerade jetzt auf der letzten EP – sind ziemlich divers. Also ich würde nicht sagen, dass es da den einen Sound gibt. Aber was sich durchzieht, ist auf jeden Fall der Text. Ich schreib sehr persönliche Sachen, ziemlich direkt und ehrlich. Und ich glaube, das merkt man. Meine Musik ist nicht so glatt gebügelte Popmusik mit Standard-Phrasen. Ich zeig schon viel von mir – manchmal auch unangenehme Seiten. Dazu kommt dieser halbwegs rappige Flow, den ich mag, kombiniert mit einem eher ruhigen Sound. Das zusammen ergibt dann, glaube ich, meinen Style. In deinen Texten – gerade auf der Schönhauser EP – geht es oft um Gefühle, die schwer zu greifen oder zu kontrollieren sind. Woher kommt die Inspiration dafür? Das meiste kommt einfach direkt aus meinem Leben. Ich schreib nur über Sachen, die ich wirklich erlebt habe oder die mich gerade beschäftigen. Viele Songs entstehen aus Situationen, wo ich emotional nicht so ganz klargekommen bin – wo ich überfordert war, verwirrt, melancholisch, – aber auch leicht, hoffnungsvoll. Das ist oft der Punkt, an dem ich schreibe. Wenn da aber nichts ist, wenn ich gerade nichts fühle oder emotional &bdquo;leer“ bin, dann ist es auch super schwer, überhaupt irgendwas zu schreiben. Ich versuche da nichts zu erzwingen. Meine Songs entstehen meistens genau dann, wenn irgendwas in mir arbeitet. Es ist nicht immer angenehm, aber es ist ehrlich. Mehr Popkultur in Ostwestfalen: Taylor Swift in Deutschland: Warum Fans im Kreis Herford den Popstar lieben Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Zartmann (@zartmann) Ein wiederkehrendes Thema in deiner Musik ist auch Eskapismus – der Wunsch nach Ausbruch, nach Wegsein. Was verbindest du persönlich damit? Ich setz mich jetzt nicht zu Hause hin und denk: &bdquo;So, jetzt schreib ich mal was über Eskapismus.“ Das passiert eher unbewusst. Ich glaube, jeder hat so dieses Grundgefühl, aus bestimmten Mustern oder Strukturen ausbrechen zu wollen – dieses eine Leben besonders gestalten zu wollen. Da ist dieser Wunsch nach einem Reset ganz normal. Ich denke da nicht viel drüber nach, aber es passiert automatisch in mir. Und dann fließt das halt in die Songs rein, ohne dass es vorher geplant ist. Es ist mehr Gefühl, als Konzept. Du holst mit deiner Musik gerade wie kaum ein anderer die Gen-Z in Deutschland ab. Was glaubst du, welche Themen oder Gefühle sind es, bei denen deine Fans am meisten mit dir connecten? Das ist echt schwer für mich zu beantworten, weil ich ja selbst nie ganz neutral auf meine Musik schauen kann. Ich höre die ja nicht als Außenstehender. Aber ich glaube, wenn überhaupt irgendwas, dann ist es die Ehrlichkeit in den Texten. Ich versuche, Dinge genauso aufzuschreiben, wie sie sich anfühlen – nicht überhöht, nicht cooler als es ist. Manchmal ist es verwirrend, manchmal schmerzhaft, manchmal auch schön. Vielleicht gibt es einfach ein paar Emotionen, mit denen sich viele gerade identifizieren können. Mehr zum Festival-Sommer 2025 in OWL: Parookaville, Juicy Beats & Co.: Die coolsten Festivals 2025 in NRW und OWL Viele deiner Fans sehen dich auch als Repräsentant einer neuen Männlichkeit. Sie feiern, dass du offen mit Gefühlen umgehst, ohne dabei deine Stärke zu verlieren. Was macht das mit dir? Das freut mich natürlich. Aber es ist nichts, was ich bewusst anstrebe. Ich verhalte mich auf der Bühne und generell in der Öffentlichkeit einfach so, wie ich auch privat bin. Ich hab nie ein Problem damit gehabt, über Gefühle zu reden. Das war schon immer so bei mir. Und wenn Leute das dann als &bdquo;neue Männlichkeit“ sehen, dann ist das schön – aber es ist eben nicht kalkuliert. Es ist einfach nur ehrlich. Vielleicht wirkt es gerade deshalb auf andere echt und nachvollziehbar. Zum Abschluss: Wenn du dir, auch vor diesem Hintergrund, eine einzige Sache auf der Welt sofort verändern könntest – egal wie groß oder klein, ob an dir selbst, an der Welt, vor deiner Haustür – was würdest du ändern? (lacht) Ich glaube, ich gebe jetzt die absolut klischeehafteste Antwort, die man geben kann: Einfach keine Kriege mehr. Das ist gerade ein Thema, das mich in letzter Zeit sehr beschäftigt und auch sehr betroffen gemacht hat. Und ich wüsste wirklich nicht, was ich in meinem eigenen Leben ändern sollte, das ansatzweise so eine Bedeutung hätte wie Frieden – weltweit. Natürlich gibt es tausend andere Dinge, die man sich gerade wünschen könnte, das ist alles komplex und oft auch ziemlich utopisch. Aber wenn ich wirklich einen Wunsch frei hätte, dann wäre das einfach: mehr Frieden. Mehr Menschlichkeit. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn

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