Paderborn

Als es im Paderborner Ükern-Viertel ein eigenes Rathaus gab

Thisaut: Was es mit dem ungewöhnlichen Straßennamen auf sich hat

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19.03.2018 | 19.03.2018, 13:44

Paderborn. Die Nachricht von der baldigen Wiedereröffnung der Traditionsgaststätte "Thi-Brunnen" in der Thisaut hat die Frage nach der Namensherkunft aufgeworfen. Die erklärt sich aus dem an der Ecke Thisaut/Heiersstraße gelegenem "Thy-Haus", das die ursprünglich noch vor der Stadtmauer gelegene Bauernschaft der Maspern als Gerichts- und Rathaus nutzte. Das Gebäude wurde im Jahr 1843 abgerissen, lange vor dem verheerenden Ükernbrand des Jahres 1875.

Diese Katastrophe hat das Bild des Viertel entscheidend verändert und prägt es bis heute. Karl Hüser schreibt im dritten Band der Stadtgeschichte sogar von einem "Ausgangspunkt für die planmäßige Erneuerung Paderborns". Mit einem Enteignungs- sowie einem Fluchtliniengesetz wurde das zuvor kleinteilige und verwinkelte Viertel nach dem Brand neu gegliedert. Die Straße Ükern und die Meinwerkstraße wurden ebenso wie die Hathumarstraße begradigt. Letztere durchbrach nun auch die Stadtmauer in Richtung des heutigen Maspernplatzes.

Feuer zur Mittagsstunde

Der Brand selbst war am 12. September 1875 um die Mittagszeit ausgebrochen. Nach einem ungewöhnlich langen und trockenen Sommer war das Feuer am Stadelhof in der Nähe des damaligen Kapuzinerklosters entstanden und fraß sich innerhalb von nur vier Stunden durch das komplette Quartier. 97 Wohnhäuser und 20 Scheunen wurden ein Raub der Flammen. Wie durch ein Wunder konnten sich aber alle Bewohner unverletzt retten.

900 Menschen wurden obdachlos, kamen jedoch bald im Franziskanerkloster, im Theologenkonvikt und im Erzbischöflichen Knabenseminar unter. Diese Gebäude standen im Kulturkampf zwischen dem Kaiserreich und der katholischen Kirche leer.