Paderborn. Die Aufkleber sind nicht zu übersehen. An Ampelmasten und vielen anderen Stellen im Stadtbild hinterlassen die Pfauenstadt Ultras, eine Fangruppierung des Fußball-Drittligisten SC Paderborn 07, Spuren. Vor dem Pokalspiel gegen den VfL Bochum sorgte bereits im Stadion eine Choreographie mit einem überdimensionalen Pfau und dem Bannerspruch "Spielt mutig und stolz für unsere Pfauenstadt, heute macht ihr jeden Gegner platt" für Aufmerksamkeit. Und warf die Frage auf, was es mit der Pfauenstadt auf sich hat.
Die Verbindung Paderborns zu dem Ziervogel stammt aus dem Jahr 836, als die Reliquien des hl. Liborius aus Le Mans nach Paderborn überführt wurden. Der Sage nach flog der Paderborner Delegation ein Pfau voraus und wies den Weg. An der Pader angekommen, fiel der Vogel tot von der Spitze des Domturms zu Boden.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit aber haben die Paderborner aus ihrer späteren französischen Partnerstadt lediglich einen Pfauenwedel mitgebracht. Dieser stellte im neunten Jahrhundert, als der ursprünglich auf dem indischen Subkontinent beheimatete Pfau in Mitteleuropa nur ganz vereinzelt als Ziervogel gehalten wurde, jedoch eine echte Seltenheit dar und dürfte in Paderborn für großes Aufsehen gesorgt haben.
Die Erinnerung ist allgegenwärtig. Wenn beim Liborifest der Libori-Schrein erhoben wird, ist der Pfauenwedel nicht weit. Auf der Liborikapelle auf dem Liboriberg thront ein - zuletzt vom Orkan Friederike allerdings abgeknickter - Vogel. Beim Kunstprojekt Tatort Paderborn zierte im Jahr 2014 ein grell beleuchteter Pfau aus Neonröhren die Außenwand des Gymnasiums Theodorianum.
Und vor gut einer Woche setzte das WDR-Fernsehen noch einen drauf. In der Sendung "Unsere heiligen Orte" war davon die Rede, dass im Jahr 836 nicht der etwa der Pfau das Zeitliche gesegnet habe, sondern die Träger der Gebeine bei der Ankunft in Paderborn tot umgefallen seien. Eine offizielle Reaktion der Bruderschaft der Liborischreinträger steht noch aus.