Hilfsaktion bei Salzkotten: Mehr als 1.000 Tiere aus ausgetrocknetem Graben gerettet

Salzkotten-Holsen. Tausende Tiere konnten nicht gerettet werden, doch der schlimmste Fall ist ausgeblieben. So zieht Biologe Michael Schulte Bilanz nach einem besonderen Rettungseinsatz am Montagnachmittag in Holsen. Der Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne, hatte am Mittag den Anruf bekommen, dass die fünf Kilometer lange Holser Flüthe, ein Graben, der Wasser aus der Heder abzweigt und in die Lippe mündet, trocken gefallen war. Für Schulte ein ökologisches Drama. Er ist der Muschelbeauftragte der Biostation und weiß, dass die Flüthe trotz ihres unscheinbaren Aussehens, für den Naturschutz in der Region durchaus Bedeutung hat: &bdquo;Hier haben wir das beste Vorkommen der Gemeinen Bachmuschel im Kreisgebiet. In ganz NRW gibt es nur noch fünf Stellen.“ Mit einem Ad-hoc-Einsatz am Rande des Salzkottener Stadtgebiets haben neun Helferinnen und Helfer am Montagnachmittag dann von der heimischen Tierart noch gerettet, was zu retten war. Schulte berichtet im NW-Gespräch: &bdquo;Wir haben den Bachlauf trocken vorgefunden, konnten aber auf 800 Metern noch 1.082 Muscheln absammeln. Sie haben zum Glück noch gelebt.“ Der Biologe und seine Helfer haben genau gezählt, denn die Station ist durch den Kreis Paderborn mit der Bestandspflege beauftragt. Unter anderem wird die Bachmuschel bei der jährlichen Mahd des Uferbereichs aufgesammelt, damit sie der Aktion nicht zum Opfer fällt. Wir Schulte am Montag erfuhr, war Ende vergangener Woche dem zuständigen landwirtschaftlichen Wasser- und Bodenverband, der sich im Alltag um die Pflege des Gewässers kümmert, aufgefallen, dass die Zuleitung zur Holser Flüthe durch Treibgut verstopft war. Spezialfirma kommt erst am Montag nach Salzkotten Ursache war laut Kreis Paderborn eine Verstopfung im rund 14 Meter langen Zuleitungsrohr, das seit den frühen 1930er-Jahren Wasser aus der Heder in das ökologisch wertvolle Gewässer leitet. Zusätzlich habe ein Biberdamm kurz vor der Mündung in die Lippe das verbleibende Wasser aufgestaut, sodass unterhalb des Damms zeitweise kein Durchfluss mehr vorhanden gewesen sei. Eine Spezialfirma sollte eigentlich schon Freitag anrücken, da ein manuelles Aufstechen des Rohres offenbar nicht mehr möglich war. Doch die Firma konnte erst am Montag kommen, als der Graben schon weitgehend trocken war. Vor allem für viele Fische war dieser Verzug offenbar das Todesurteil. Schulte sagt: &bdquo;Wir haben ein paar Hundert Mühlkoppen (Anm. d. Red.: Groppen) und dreistachlige Stichlinge gerettet, aber es ist bestimmt eine vierstellige Zahl verendet.“ Die Fische übernehmen in der Gewässerökologie laut dem Experten auch eine wichtige Rolle für den Muschelbestand. So nutzten die Muschellarven die Fischarten als Wirtsfische, um an ihnen zu wachsen. In die Rettungsaktion waren nach Schultes Angaben auch der Kreis Paderborn als Untere Wasserbehörde und das für Fischerei zuständige Landesamt eingebunden. Sieben Mitarbeiter der Biostationen Paderborn und Soest, sowie zwei Privatleute kümmerten sich ums Abfischen der Muscheln. &bdquo;Wir haben sie in Eimern gesammelt und konnten sie gegen 18 Uhr an feuchten Stellen im Bachlauf wieder einsetzen, als langsam wieder Wasser kam“, sagt der Biologe. Wo es noch Bachmuscheln im Kreis Paderborn gibt Ansonsten hätte ein Evakuierungsplan gezogen, wonach die Muscheln in Körben zunächst zum Boker Kanal transportiert worden wären. Hier sind ebenfalls Bachmuscheln nachgewiesen, nur noch ein Exemplar wurde zudem bei einer Zählung zu Jahresbeginn noch am Tallegraben der Paderborner Tallewiesen gesehen, sagt Schulte. Den Muscheln schreibt der Fachmann eine wichtige Funktion im Fließgewässer zu: &bdquo;Sie ernähren sich, indem sie das Wasser filtern und ihre Nahrung daraus ziehen. Die Filtration hilft aber zusätzlich auch dem Gewässer.“ Aus Schultes Sicht, kam die Rettungsaktion gerade noch rechtzeitig. Er ist davon überzeugt, dass sich der Fischbestand erholt und das Überleben der Bachmuschel gesichert ist: &bdquo;Es war ein Schock, aber wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“ Lesen Sie auch: Die Heder in der Salzkottener Kernstadt bekommt ein neues Bett .responsive23-Wd6TMdWeuBReCj5h-map-20252309-holser-fluethe { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Wd6TMdWeuBReCj5h-map-20252309-holser-fluethe { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Wd6TMdWeuBReCj5h-map-20252309-holser-fluethe { padding-top: 142.86%; } }

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