Megaprojekt B1n sorgt für Zündstoff in Salzkotten

Salzkotten. Es ist das große Verkehrsthema in Salzkotten: die B1. Lärm und Abgase belasten tagtäglich die Menschen in der Stadt, beeinträchtigen die Aufenthaltsqualität, lassen die Natur leiden. Seit Jahrzehnten laufen Planungen für eine B1n, also eine Umgehungsstraße. Anfang Juli hat der Landesbetrieb Straßen NRW im städtischen Bauausschuss den laufenden Weg zum Planfeststellungsbeschluss vorgestellt. Während CDU und Stadtverwaltung die Planung der üppigen Umgehung weitgehend für gut befinden, haben sich Grüne und SPD schon in der Sitzung kritisch geäußert. Jetzt legen die Genossen nach. Sie kritisieren in einer Presseerklärung den geplanten Neubau als &bdquo;völlig überdimensioniert“ und fordern einen Kurswechsel. Lucas Sprink hat die Erklärung als SPD-Ortsvereinsvorsitzender verschickt. Formuliert werden die Ziele der Sozialdemokraten: &bdquo;Wir wollen Entlastung für die Salzkottenerinnen und Salzkottener, nicht eine gigantische Verkehrstrasse, die Wälle zwischen den Ortsteilen errichtet.“ Dabei gehe es nicht darum, das Projekt zu verhindern, macht Fraktionschef Michael Sprink deutlich: &bdquo;Die SPD Salzkotten steht seit vielen Jahren klar hinter dem Neubau der B1-Ortsumgehung. Aber genauso lange weisen wir auf Punkte und Probleme hin, die bis heute nicht berücksichtigt wurden. Wir wollen eine Lösung, die den Menschen in Salzkotten wirklich nutzt.“ Er hatte schon im Bauausschuss pointiert formuliert, dass das geplante Bauwerk mit seinen acht Brücken, einer &bdquo;Ortsbefestigung gegen von Norden anrückende Truppen“ gleichkomme. Forderungen der Sozialdemokraten an die Planung sind mehr Freiraum auf den Verkehrsflächen, eine gute Anbindung aller Wohngebiete an die Ortsumgehung und den bestehenden Straßenverlauf, eine höhere Aufenthaltsqualität entlang der Ortsdurchfahrt und mehr Verkehrssicherheit. Konkrete Fragen der SPD dazu seien vom Landesbetrieb bislang unbeantwortet geblieben. Lesen Sie auch: Salzkottens Ortsumgehung wird immer teurer - und rückt näher Werden Salzkottener Interessen dem Durchgangsverkehr untergeordnet? Die derzeitigen Pläne folgten, so die SPD, den Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums. Dabei stünden Mindest-Fahrgeschwindigkeit, kreuzungsfreier Verkehr und kürzere Fahrtzeiten im Mittelpunkt. Es werde allein an den Durchgangsautoverkehr gedacht, nicht an die Menschen vor Ort oder die Natur. Lucas Sprink: &bdquo;Kurz gesagt: Salzkotten steht nicht im Fokus der Planung.“ Die Entlastung der Ortsdurchfahrt sei &bdquo;nur ein Nebeneffekt“ eines autofreundlichen Straßenbaus. Schon gar nicht gefällt den Genossen, dass die Zufahrt zur B1n für Salzkottener per Ampelanlagen geschehen soll: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass das zu Verkehrsproblemen an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet führen wird und die Nutzung des Neubaus für Einwohnerinnen und Einwohner unattraktiv wird.“ All diese Vorgaben seien politischer Wille und änderbar, &bdquo;wenn sich Verantwortliche vor Ort sowie Bundes- und Landtagsabgeordnete dafür einsetzen würden“. Michael Sprink sagt: &bdquo;Wenn sie denn wollte, könnte die CDU aus Stadt und Kreis ihre Drähte in Düsseldorf und Berlin nutzen. Aber das passiert nicht.“ Die Sälzer SPD fordert eine kleinere Lösung, wie sie sie schon 2019 im Stadtrat beantragt habe. &bdquo;Ampeln und Rückstaus für die Einwohner, freie Fahrt für den Durchgangsverkehr - das ist nicht unsere Vorstellung von Gerechtigkeit“, sagt SPD-Ratsfrau und Bürgermeisterkandidatin Johanna Lindenblatt. So sollten &bdquo;keine Mauern in Form von überdimensionierten Wallanlagen“ entstehen, die auch künftige Entwicklungen hemmten. Kreisverkehre sollten statt Ampeln als Anbindung dienen zur B1n - und auf der Ortsdurchfahrt sollten Ampeln ebenfalls verschwinden. Die Genossen plädieren für Tempo 50 oder 70 auf der Ortsumgehung, damit könne die Trasse kleiner gebaut werden. Schließlich bedeute jede Variante einen Eingriff in die Natur. Die hohen Kosten bereiten Sorgen Als Positivbeispiel blicken die Sälzer in die Nachbarstadt. Geseke zeige, dass eine funktionierende Lösung mit Kreisverkehren möglich sei. Dortige Erfahrungen belegten: &bdquo;Mit einer durchdachten Planung können Ortsumgehung, Verkehrssicherheit und Lebensqualität miteinander verbunden werden“, meint Michael Sprink. Die derzeitige Kostenschätzung für die B1neu ist für die örtliche SPD &bdquo;nicht tragbar“. Wurden 2008 noch etwa 29 Millionen anvisiert, waren es 2021 schon 46 Millionen und nun wird von knapp 62 Millionen Euro ausgegangen, wie Straßen NRW im Bauausschuss mitteilte. Sprink sagt, die kleinere Lösung &bdquo;ist nicht nur sinnvoller, sondern auch deutlich günstiger“. Seine Sorge: &bdquo;Wenn sich die Kosten weiter so entwickeln, könnte auch irgendwann mal der Rotstift kreisen und das Projekt wird plötzlich gänzlich in Frage gestellt.“ Lesen Sie auch: Diese Ortsumgehung könnte Salzkottens Erlösung sein Sein Fazit: &bdquo;Seit über 50 Jahren wird über eine Ortsumgehung diskutiert, doch lange Zeit wurde sie blockiert, weil der Autoverkehr bewusst durch die Stadt geführt werden sollte. Heute liegt ein Plan auf dem Tisch, der für die Menschen in Salzkotten nicht gut ist und der ohne kritisches Hinterfragen abgenickt werden soll.“ Derzeit werden die Eingaben, auch von Bürgern, zum Planfeststellungsverfahren geprüft. Insider rechnen zudem noch mit Klagen.

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