Historische Schätze: Das ist das neue Dorfarchiv in Niederntudorf

Salzkotten-Niederntudorf. Zettel, Schriftstücke, Briefe, Dokumente, Notizen und jede Menge Erinnerungen: Peter Frielingsdorf hat sich durch alles durchgewühlt. Der Nachlass eines Arbeitstiers wie Wilhelm Finke es war, kann Zeit und Nerven kosten. Der pensionierte Realschullehrer Frielingsdorf hat sich um Finkes Nachlass verdient gemacht, er hat sortiert eingeschätzt und aufgearbeitet. Jetzt sollen die Ergebnisse der Öffentlichkeit präsentiert werden, denn Finkes Sammlung ist so etwas wie das Gedächtnis seiner geliebten Heimat: es ist Niederntudorfs neues Dorfarchiv. Wilhelm Finke hat 1967 den Heimatverein mitgegründet und stand ihm bis 2002 vor. Der langjährige Rektor von Dorf- und Hauptschule hat als Ehrenamtler für sein Tudorf gelebt und war auch noch 42 Jahre Ortsheimatpfleger, 41 Jahre Betreuer der Bücherei, 36 Jahre Schreiber der Ortschronik und zehn Jahre Salzkottens Stadtheimatpfleger. &bdquo;Er ist immer vorangegangen und hat sich mit voller Kraft für den Ort eingesetzt“, sagt Peter Frielingsdorf. Noch heute an vielen Stellen sichtbar: Die von Finke über Jahrzehnte gepflanzten Bäume. Der Macher starb 2007. Im Gedächtnis sind vielen noch die intensiven Dorfwettbewerbe, die Bewahrung des Bruchsteinmauerwerks an der St.-Matthäus-Kirche und der Erhalt einer abbruchreifen Dorfkneipe, die zum Heimathaus Spissen wurde. 2004, drei Jahre vor seinem Tod, erhielt Finke das Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk als Heimatfreund. Das Wirken für Niederntudorf ist auch deshalb bemerkenswert, weil er selbst aus Helmern stammte. Doch das Dorf an der Alme schloss er komplett ins Herz. So archivierte Finke Niederntudorfs Geschichte Aus vier oder fünf großen Umzugskisten habe Finkes &bdquo;Arbeitsnachlass“, so nennt ihn Frielingsdorf, bestanden. Ihn reizte es, die wertvollen Inhalte zu sichten und für Interessierte nutzbar zu machen. Begonnen hatte er damit erstmals in den 2010er Jahren, eine Präsentation war für den 15. März 2020 vorgesehen - just als Corona die Region erreichte. Lesen Sie auch: Heimatverein will den jüdischen Friedhof in Niederntudorf würdevoller gestalten Mittlerweile lagern die Dokumente der Dorfgeschichte nicht mehr lose in den Umzugskisten, sondern sind durch Frielingsdorf thematisch in 44 Mappen sortiert. Sie bilden das neue Dorfarchiv, das der Heimatverein wie seinen großen Schatz hütet und nun am Sonntag, 23. März, ab 14 Uhr im Heimathaus vorstellen möchte. &bdquo;Es ist nicht so umfangreich wie vielleicht andere, aber es ist wirklich kostbar“, schätzt der akribische Bearbeiter Frielingsdorf den Bestand ein. Finke habe &bdquo;auf allen Papieren, die er so fand“, seine Notizen gemacht. Der Nachlass ist komplett analog, ein Digitalisierungsteam ist dabei, Dokumente auch digital zugänglich zu machen. Es geht dabei nicht nur um die geschichtliche Entwicklung, auch um Vereine, Brauchtum und die Natur. Zu finden sind plattdeutsche Briefe vom Anfang des 20. Jahrhunderts, Verhaltensregeln für Schützen aus dem Jahr 1718, Zeitschriften von 1867 bis 1969 oder handgeschriebene Aufzeichnungen zur Neugründung des TSV Tudorf 1945. Insgesamt seien Nachrichten aus fast 900 Jahren Dorfgeschichte zutage getreten, sagen Christiane Rensing und Christina Wilmes, die Frielingsdorf im Heimatverein unterstützen. Die Krönung für Niederntudorf kommt 2001 Deutlich werde auch, wie sehr Finke für seine Themen gekämpft habe - energisch sei er gewesen und reichlich zielstrebig, das wissen noch viele im Dorf. &bdquo;Er war eben ein blitzgescheiter Bursche“, sagt Frielingsdorf. Die Krönung von Finkes heimatverbundenem Schaffen war die Kür Niederntudorfs zum Bundesgolddorf 2001. Er sicherte aber auch schon 1982 den Bestand des Schulstandortes, stemmte sich gegen die Begradigung der Ortsdurchfahrt und verhinderte den Versuch, den Tudorfer Stein am Kirchturm durch schnöde Betonplatten zu ersetzen. Auch interessant: Kunst im Salzkottener Dorf: Die kleine Erfolgsgeschichte geht weiter &bdquo;Seine Arbeit hat er nicht ausschweifend, aber stets sehr exakt dokumentiert. Daraus ergibt sich eine große Tiefe des Materials“, schwärmt Bearbeiter Frielingsdorf. Wie es um Tudorf in den Jahren von Finkes Wirken bestellt war, lasse sich etwa gut an Berichten ablesen, die er für die Dorfwettbewerbe verfasst habe. &bdquo;Wilhelm Finke war der Prediger der Tudorfer Geschichte. Wir sind davon überzeugt, dass die Entwicklung unseres Dorfes die am besten erforschte in der Umgebung ist“, sagen auch Rensing und Wilmes. Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, kann bei der feierlichen Eröffnung am 23. März ab 14 Uhr im Haus Spissen vorbeischauen oder merkt sich einen der Sonntage zwischen dem 30. März und dem 27. April vor. Auch an diesen Tagen ist das neue Archiv von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Infos gibt es auch beim Heimatverein unter Tel. 0171 9277977.

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