Kurioser Streit um Fahrbahnmarkierung bei Salzkotten

Seit einem halben Jahr fehlt auf der Straße zwischen Salzkotten und Verne die Fahrbahnmarkierung

Mit einem Hinweisschild weisen die Behörden auf der Landesstraße 636 darauf hin, dass die Orientierungshilfen fehlen. | © Marco Schreiber

Marco Schreiber
23.01.2019 | 23.01.2019, 16:15

Salzkotten. Bei Dunkelheit wird es für Autofahrer zwischen Salzkotten und dem Ortsteil Verne gefährlich. Die breite schwarze Piste ist vom Acker kaum zu unterscheiden. Auf etwa zwei Kilometern fehlt die Straßenmarkierung. Radfahrer sind auf der freien Strecke auf sich gestellt. Als die Fahrbahn im vergangenen Sommer abgefräst und erneuert wurde, ist mit den Mittellinien auch der breite Randstreifen verschwunden, der den schwächsten Verkehrsteilnehmern eine gewisse Sicherheit bot.

Bei der Frage, wie lange die Verkehrsteilnehmer auf die weißen Streifen warten müssen, weisen sich verschiedene Behörden die Verantwortung zu. Für den Unterhalt der Straße ist der Landesbetrieb Straßen.NRW zuständig, da es sich um eine Landesstraße handelt. Doch die Behörde sieht sich außerstande, einen Termin für die Markierungsarbeiten zu nennen, die seit einem halben Jahr überfällig sind.

Das Wetter ist schuld

Zum Einen sei da das Wetter. "Im Winter kann man keine Markierung aufbringen", sagt Andreas Hüser von Straßen.NRW. Doch auch wenn es das Wetter zuließe, fehle eine Anordnung des Kreises Paderborn, wie die neue Markierung zu gestalten sei. Dafür nämlich sei die Straßenverkehrsbehörde zuständig, so Hüser.

Üblicherweise nicht, entgegnet das Landratsamt. Denn "üblicherweise wird bei einer Sanierung die bis dahin vorhandene Markierung wieder aufgebracht", teilt Pressesprecherin Michaela Pitz auf Anfrage mit. Dazu bedürfe es keiner Anordnung der Kreisbörde.

Straße ist unüblich breit

Nun ist jedoch die Straße zwischen Verne und Salzkotten für heutige Verhältnisse unüblich breit. Um die Geschwindigkeit zu drosseln, werden solche Straßen so markiert, dass sie schmaler erscheinen. Höchstens 70 Stundenkilometer soll auf der Verbindungsstraße gefahren werden, auf halber Strecke ist ein Blitzer installiert. Manchmal sei dann die Straßenbreite ausreichend, um auch Fahrradstreifen anzulegen, so Michaela Pitz. "Dann spricht man von einer Querschnittsumgestaltung."

Ob es zu dieser Querschnittsumgestaltung kommt, ist unklar. Stadt Salzkotten, Kreis Paderborn, Polizeibörde, Bezirksregierung und Straßen.NRW hätten darüber bereits mehrmals miteinander gesprochen, so Pitz. "Dabei ging es auch um die Frage, in welcher Form die Belange des Radverkehrs zu berücksichtigen sind."

Schilder weisen auf die Situation hin

An dieser Stelle kommt auch noch das Land NRW als Gesetzgeber ins Spiel. Dort werde daran getüftelt, wie mit den Markierung von älteren Straßen nach deren Sanierung verfahren werden soll, damit sie dem neuen technischen Regelwerk entsprechen. Bis es soweit sei, weisen Schilder auf die fehlende Markierung hin.

An der Kreuzung auf halber Strecke wurden immerhin gelbe Streifen auf die Straße geklebt. Sobald die Richtlinien da sind, werden diese vorläufigen durch dauerhafte Markierungen ersetzt, verspricht Pitz.

KOMMENTAR DER REDAKTION


Schildbürgerstreich

Es klingt nach einem Schildbürgerstreich. Da wird eine Straße erneuert, die von der Breite locker einen abgetrennten Radweg hergibt. Eine Straße, auf der zwischen Salzkotten und dem Ortsteil Verne auch immer Radler unterwegs sind. Eine sichere Alternative zu der zwei Kilometer langen Strecke fehlt. Statt die Reparatur der Fahrbahndecke im vergangenen Sommer nun damit zu verbinden, für die schwächsten Verkehrsteilnehmer Sicherheit zu schaffen, wird der alte Zustand wieder hergestellt. Radfahrer müssen sich die Straße weiterhin mit den Autofahrern teilen. Sie werden nicht einmal durch den breiten Seitenstreifen geschützt, den es vor der Sanierung gab, weil momentan nicht markiert werden kann. Das Wetter ist der eine Grund. Der andere eine fehlende Vorschrift. Es klingt nach einem Schildbürgerstreich, dies nicht vorab zu bedenken.