Salzkotten. Wegen Carix hat Hans-Josef Haase sogar seinen Ruhestand verschoben. Das wollte er noch miterleben, wie die die Anlage zu Enthärtung des Trinkwassers in Salzkotten in Betrieb genommen wird. Am Sonntag wurde sie offiziell eingeweiht und mit dem Segen beider Kirchen bedacht.
Weicheres Wasser mit deutlicher geringerem Chlorid- und Nitratgehalt werde bereits seit Donnerstag eingespeist, sagte Stadtwerke-Betriebsleiter Ludwig Bewermeier. An der Schalttafel im alten Wasserwerksgebäude erläuterte Bewermeier den Weg des Wassers von den vier Brunnen über das Wasserwerk und Speicher- und Hochbehälter in die 7600 Haushalte der Stadt. 238 Kilometer haben die Stadtwerke dafür verlegt. "Das reicht bis nach Kassel, noch ein Stück weiter und wieder zurück", sagte Bewermeier.
Ionenaustausch mit Harzkügelchen und Kohlendioxid
Da das Wasser durch Kalkschichten und Salzbänke nach oben gefördert wird, hat es 21 Grad deutscher Härte. In der Carix-Anlage findet mittels Harzkügelchen und Kohlendioxid ein Ionenaustausch satt. Dabei sinkt die Härte, der Chloridgehalt soll von 150 auf unter 100 Milligramm je Liter sinken. Der Nitratgehalt kann um ein Drittel auf 20 Milligramm je Liter gedrückt werden. "Damit sind wir für die Zukunft gut aufgestellt", sagte Bewermeier. Der Grenzwert von 50 Milligramm je Liter soll nämlich bald abgesenkt werden.
Noch mehr Zahlen hatte Bürgermeister Ulrich Berger für die Gäste der Eröffnung. Insgesamt 65.000 Tonnen an Wasch- und Reinigsmitteln sowie Seife und Entkalker können in Salzkotten jährlich eingespart werden, sagte Berger. "Die Anlage ist letztlich auch ein Beitrag für den Umweltschutz."
Für Salzkotten handgefertigt
Bei der Entscheidung für den Bau der 3,85 Millionen Euro teuren Anlage sieht Berger die Bürger auf seiner Seite. Etwa 1000 Besucher habe man bei den Informationsveranstaltungen vor zwei Jahren gezählt - und "95 bis 98 Prozent Zustimmung". Trotzdem sei es ein mutige Entscheidung gewesen. Immerhin habe man "keine Anlage von der Stange" gekauft, sie wurde "für die Anforderungen der Stadt handgefertigt".
Im Innern des Neubaus am Habringhauser Weg riecht es noch nach Farbe. Die zylindrischen Behälter, manche drei Stockwerke hoch, sind kräftig blau und rot und grün gestrichen. "Regenerationsbehälter" steht in weißen Buchstaben auf dem feuerroten, "Füllkörperriesler" auf dem meerblauen. Im Untergeschoss brummen die Pumpen und pressen das Wasser durch grau ummantelte Rohre. Grüne Pfeile zeigen die Fließrichtung an, kreisrunde Manometer und zeigen den aktuellen Druck.
Das Verfahren ist technisch beherrschbar
Zunächst sei man ja noch misstrauisch gewesen, sagte Ludwig Bewermeier. Immerhin hätten sich die Stadtwerke seit 2005 verschiedene Technologien angesehen, wie das harte Sälzer Wasser weicher zu bekommen sei. 2012 brachte eine Bachelor-Arbeit den entscheidenden Hinweis auf "Carix als derzeit optimalstes Verfahren", so Bewermeier. Mehrfach habe man danach eine Anlage in Windesheim besucht, bis sich eine "gefestigte Meinung" gebildet hatte. "Das Verfahren ist für uns technisch beherrschbar."
Ein weiterer Pluspunkt: Es fallen dabei keine Reststoffe an, die entsorgt werden müssten. Bewermeier: "Bis auf Kohlendioxid werden keine Chemikalien eingesetzt." Was aus dem Wasser herausgewaschen wird, "wird der Natur zurückgegeben".