Folge des Tornados: Geisselscher Garten in Paderborn wird umgestaltet

Paderborn. Dreieinhalb Jahre ist es mittlerweile her, dass Emmelinde über Paderborn gefegt ist. Unter anderem im Geisselschen Garten hat der Tornado etwa 120 Bäume entwurzelt oder stark zerstört. Für die dadurch notwendig gewordene Neugestaltung war jetzt der erste Spatenstich. Wie Paderborns Technische Beigeordnete Claudia Warnecke sagte, sei es eine &bdquo;besondere Maßnahme“, da unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden müssten. &bdquo;Natur mitten in der Innenstadt sorgt für einen hohen Nutzungsdruck.“ Deshalb seien innerhalb einer Mehrfachbeauftragung auch drei Landschaftsarchitekturbüros beauftragt worden, ein Freiraumkonzept zu erstellen. Den Zuschlag hatte das Büro Lohaus Carl Köhlmos bekommen, das stark auf die Geschichte des Ortes und einen sensiblen Umgang mit der Vegetation abzielt. Stadtverwaltung, Stadtrat, Nachbarn und Naturschutzverbände hätten gemeinsam überlegt, wie sich Natur und Nutzung in den größtmöglichen Einklang bringen lassen. Mittels einer Öffentlichkeitsbeteiligung seien Erinnerungen, Erfahrungen und Wünsche von 120 Bürgerinnen und Bürgern eingeflossen. Vom Kreis Paderborn gibt es eine große Spende Die Arbeiten an der Grünfläche zwischen Stadtbibliothek, Michaelstraße, Mühlenstraße, und &bdquo;Auf den Dielen“ kosten insgesamt rund eine Million Euro. Davon kommen 200.000 Euro als Spende vom Kreis Paderborn – als sogenannte Ersatzgelder aus Naturschutzmaßnahmen. Für die restlichen 800.000 Euro gibt es eine 90-prozentige Förderung vom Land NRW. Neugestaltung PQ und Geisselscher Garten: &bdquo;Für Paderborn was Besonderes“ Zur Planung gehört, die in den vergangenen Jahren nachgewachsene Vegetation auf den Sukzessionsflächen größtmöglich zu belassen – vor allem an den Randbereichen. Allerdings würden die Zitterpappeln noch gefällt. Jessica Schütte, Leiterin des Amts für Umweltschutz und Grünflächen, spricht von &bdquo;gelenkter Sukzession“. Dennoch gab es zuletzt Kritik von Pro Grün: daran, nicht noch mehr Vegetation zu belassen, und am neuen Wegeverlauf. &bdquo;Hätten wir nichts getan, dann hätte sich Dickicht entwickelt“, sagt Warnecke. &bdquo;Wir haben die Chance, den Garten als Garten nutzbar zu machen“, betont Landschaftsplaner Peter Carl. Dafür sei eine moderate Umgestaltung erforderlich. So wird es künftig eine Abgrenzung des Geisselschen Gartens zur Stadtbibliothek durch eine knapp 1,30 Meter hohe Mauer geben. Premiere für eine Lehmmauer in öffentlichen Grünflächen in Paderborn Dabei dient die bei archäologischen Untersuchungen freigelegte historische Mauer als Orientierung. Auf diese wird eine Mauer aus Stampflehm errichtet, deren Oberflächenstruktur sich im Lauf der Zeit verändern kann und die eine klimaregulierende Wirkung hat. Es ist die Premiere für Lehmmauern in öffentlichen Grünflächen in Paderborn. An den drei Eingängen werden Tore aus Cortenstahl eingebaut, die bei Bedarf abgeschlossen werden können. Grünflächen im Alanbrooke-Quartier: Paderborner Planung wird mit Millionen gefördert &bdquo;Wir wollen nicht so tun, als wäre das historisch“, sagt Carl. Es solle klar erkennbar sein, was alt ist und was neu. Entlang der Mauer zur Stadtbibliothek hin wird eine Aufstellfläche aus Schotterrasen für Veranstaltungen entstehen. Zum Wunsch der Bürger gehöre, den Gartenraum zu entschleunigen. Dazu beitragen soll eine Neuordnung der künftig wassergebundenen Wege: Führten bisher zwei Wege an den Rändern aus Richtung Stadtbibliothek zur Mühlenstraße, so wird der Weg an der Seite zur Michaelstraße etwas versetzt und dann in einem spitzen Winkel auf den anderen Weg gelenkt. Der komplette alte südwestliche Wegeteil fällt weg und wird begrünt. Totholzstämme bieten in Paderborner Grünfläche Wohnraum für Tiere Im Zentrum ist eine Blühwiese als Lichtung vorgesehen. Sechs Bänke werden künftig in dem Bereich stehen, auf denen die Menschen sitzen können, um das Grün zu genießen. Drei bis zu vier Meter hohe Totholzstämme aus Tornadoholzstämmen werden mit unterschiedlichen Bruthöhlen - auch Fledermauskästen - so aufgestellt, dass sie als Lebensraum für Vögel und Insekten dienen. An der Stelle einer ehemaligen Teichanlage aus dem 19. Jahrhundert ist eine feuchte Senke vorgesehen. Vorschlag geht nach Brüssel: Pader wird für Europäisches Kulturerbe-Siegel nominiert Wo es möglich ist, wird auch die Pader entlang der Straße &bdquo;Auf den Dielen“ renaturiert. An dieser Seite wird am Ufer zudem ein Aussichtssteg gebaut. Geplant sind auch Brutmöglichkeiten für Eisvögel und Wasseramseln. Als Nächstes werden die Wege ausgekoffert und es stehen – solange das Wetter noch mitspielt – Pflanzarbeiten auf dem Plan. Auch Kampfmitteluntersuchungen folgen noch. Im kommenden April soll die Umgestaltung des Geisselschen Gartens abgeschlossen sein. Alles zusammen sei die historische Struktur in Verbindung mit dem Naturaspekt &bdquo;eine besondere Herausforderung“, sagt Carl. &bdquo;Man wird sehen, wie sich das in fünf oder zehn Jahren entwickelt.“

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