Paderborn. Das Paderporn-Filmfestival geht in seine vierte Ausgabe und macht vieles anders. Nach einer besonders großen und reiselustigen Edition mit einem Ausflug nach Bielefeld und ersten Versuchen mit zeitgenössischen 35-Millimeter-Kopien kehrt das Festival 2025 in kleinerer Form zurück. Grund dafür ist laut einer Presseinformation der Veranstalter vor allem die zunehmende Austrocknung öffentlicher wie privater Förderungen, die derzeit viele kleinere Festivals betreffe. Doch die Verkleinerung eröffne zugleich neue Wege: Paderporn rücke näher an seine Wurzeln und setze den Fokus auf das, was andernorts leicht vergessen oder aussortiert wird.
Austragungsort ist von Donnerstag bis Sonntag, 9. bis 12. Oktober, die Universität Paderborn, wo das Festival unter dem Motto „Raiders of the Lost Porn“ auf exklusive Archivbestände zurückgreifen kann: Sammlungen, die früh bewahrt haben, was vielerorts längst entsorgt worden ist. Gezeigt werden Loops auf Super 8, Stag-Movies aus den Anfängen der Filmgeschichte, seltene 16-Millimeter-Spielfilmkopien sowie Videopornografie aus analogen Zeiten, präsentiert auf Leinwänden und Röhrenmonitoren. Damit knüpfe Paderporn an eine zentrale Idee des Archivierens an: Die sinnliche Erfahrung des Originals, die selbst das beste digitale Abbild nicht vollständig ersetzen könne.
In verschiedenen, thematisch dekorierten Räumen begegnen sich unterschiedliche Formate gleichberechtigt: klassisch kuratierte und teils neu vertonte Programme mit Schmalfilmformaten, ein interaktives „Criterion Closet“, aus dem das Publikum selbst Filme aus dem universitären Archiv bergen und zur Vorführung auswählen darf, sowie Panels und Gespräche über die Bedeutung akademischer, institutioneller und privater Sammlungen für die Erhaltung einer marginalisierten Filmgeschichte.
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Es geht in Paderborn auch um die marktwirtschaftlichen Hintergründe
Diskutiert werden nicht nur die Praktiken des Sammelns, sondern auch die filmhistorischen und marktwirtschaftlichen Hintergründe eines Mediums, das vom narrativen Spielfilm auf der Leinwand bis zum „Gebrauchsclip“ im Internet einen besonders rasanten Wandel vollzogen habe.
Die Aufmerksamkeit gelte in diesem Jahr auch den deutschen Pornokönigen Mike Hunter und Alois Brummer: Eine Seminargruppe von Studierenden der Uni Paderborn konnte 2024 einen Teil ihrer unzureichend beschrifteten Archivbestände aufarbeiten und im Kölner Filmclub 813 erstmals wieder aufführen. An dieses Projekt knüpft das Festival an – verbunden mit einer Hommage an den verstorbenen Filmclub-Leiter Bernhard Marsch (1962–2025), der das Vorhaben entscheidend begleitet hatte.
Kurzfilmwettbewerb bleibt das Herzstück des Paderborner Festivals
Trotz des retrospektiven Rahmens bleibe auch der Blick nach vorn: Der Kurzfilmwettbewerb mit zahlreichen internationalen Beiträgen bildet wie in allen Jahren das Herzstück des Festivals. So verspricht Paderporn 2025 eine lebendige Mischung aus Kuriositäten, Fachwissen und experimentellen Formaten. Ein Programm, das Lust auf Spurensuche mache und das unerschrockene Publikum auf eine einzigartige Reise durch die Geschichte und Gegenwart pornografischer Filmkulturen mitnimmt.
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Der Vorverkauf ist bereits unter diesem Link gestartet. Weitere Infos gibt es auf der Website unter paderporn-festival.de oder per E-Mail an paderporn.filmfestival@gmail.com.