Mit Fotos und Video: 1.500 Menschen protestieren gegen AfD-Kundgebung in Paderborn

Paderborn. Für einige Minuten waren am Westerntor nur Trillerpfeifen und Parolen zu hören. Denn die Teilnehmenden einer AfD-Kundgebung an der Herz-Jesu-Kirche und der entsprechenden Gegendemonstration trafen aufeinander. Sie waren jedoch sehr ungleich verteilt. Laut Polizei waren aufseiten der AfD rund 80 Teilnehmer vor Ort. Auf der Gegenseite versammelten sich rund 1.500 Menschen – dreimal so viele, wie die Veranstalter zuvor angemeldet hatten. &bdquo;Ich bin schwer begeistert von der Zahl der Demonstranten“, sagte Thomas Aulbur vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Der DGB und das Paderborner Bündnis für Demokratie und Toleranz sowie weitere Akteure hatten zu dem Protest am Samstag aufgerufen. Dieser stehe &bdquo;für Demokratie, Menschenwürde und ein solidarisches Miteinander“ ein, hieß es zuvor. Die Demo startete auf dem Marktplatz – angeführt von den Landratskandidaten Matthias Fiedler (SPD) und Carsten Birkelbach (Bündnis 90/Die Grünen), der grünen Kreisvorsitzenden Anne Birkelbach sowie den Paderborner Bürgermeisterkandidaten Frank Wolters (Grüne) und Roger Voigtländer (SPD). Auch Bürgermeisterbewerber Reinhard Borgmeier von den Linken nahm an dem Demozug durch die Innenstadt teil. Schon mehrere Protestaktionen gegen AfD in diesem Jahr in Paderborn Redebeiträge gab es bewusst nicht. &bdquo;Wichtiger ist, Präsenz zu zeigen“, so Aulbur. Daher sei es für die Organisatoren entscheidend gewesen, dass die Demo an der AfD-Kundgebung vorbeizog und auf der Westerntor-Kreuzung kurz halten durfte. Einige Teilnehmende des Protestzuges äußerten ihre Meinung über die AfD auch mittels selbst gebastelter Schilder. Etwa mit &bdquo;AfD wählen ist so 1933“ oder &bdquo;Rechte Maschen? Nur beim Stricken!“ beschrieben. Im Wahljahr 2025 wurde in Paderborn bereits mehrfach gegen AfD-Veranstaltungen protestiert. Aufgrund des Neujahrsempfangs der rechten Partei versammelten sich im Januar rund 700 Personen vor dem Neuhäuser Schloss, bei einer Demonstration gegen eine AfD-Wahlkampfveranstaltung auf dem Rathausplatz zur Bundestagswahl zählte die Polizei im Februar rund 500 Teilnehmende. Rückblick mit Fotos: Hunderte protestieren in Paderborn lautstark gegen AfD-Wahlkampfauftritt &bdquo;Man hat zur Bundestagswahl gesehen, dass die deutschlandweiten Proteste die AfD-Stimmen auf Bundesebene gedrückt haben“, mutmaßte am Samstag Demo-Teilnehmerin Julia Zenge-Dieterle, die in Paderborn für Volt antritt. Bei der Bundestagswahl holte die AfD im Kreis Paderborn die zweitmeisten Stimmen nach der CDU. AfD-Kundgebung und Gegendemo in Paderborn verlaufen friedlich &bdquo;Es wäre das Schlimmste, wenn die AfD künftig den Bürgermeister stellen würde“, meinte Gerhard Gemke. Der Paderborner war mit seiner Ehefrau Karoline Reinstadler im Demozug unterwegs. &bdquo;Ich bin mir sicher, dass die Demokraten in der Überzahl sind, aber wir müssen unsere Stimme deutlicher machen“, sagte Reinstadler. Und Michaela Söltl sagte: &bdquo;Man muss aufstehen wegen des Rassismus’.“ Das Zeichen gegen rechts fiel am Samstag friedlich aus. Nach Angaben von Polizei-Pressesprecher Mark Heinemann gab es aufseiten der Gegendemo wie auch bei der AfD-Kundgebung keine Zwischenfälle. Verfassungsschutz äußert Bedenken über Paderborner AfD-Bürgermeisterkandidaten Die AfD holte sich für ihre Kundgebung politische Unterstützung außerhalb von Paderborn. So waren neben dem Paderborner Landratskandidaten Andreas Kemper und dem Bürgermeisterkandidaten Marvin Weber die Bundestagsabgeordneten Maximilian Kneller (Bielefeld), Christopher Drößler (Eichsfeld) und Christian Zaum (Siegen-Wittgenstein) auf der aufgebauten Bühne vor der Herz-Jesu-Kirche zu Gast. Alexander Lex, der für die Bundestagswahl als Direktkandidat in Paderborn kandidierte, war ebenfalls vor Ort. Sowohl Kemper als auch Weber sprachen bei der Kundgebung über ähnliche Schwerpunkte. Neben ihrer harschen Kritik an dem weiteren Windkraftausbau thematisierten sie die Sicherheitslage im Kreis- und Stadtgebiet. Weber monierte zudem, dass er aus der Kommunalwahl herausgehalten werden sollte. Wie berichtet, hatte der Wahlausschuss der Stadt Paderborn mit Stimmen von CDU und SPD unter Vorsitz von Bürgermeister Michael Dreier (CDU) neben allen anderen Bewerberinnen und Bewerbern für Stadtrat und Bürgermeisteramt auch AfD-Mann Weber zur Kommunalwahl zugelassen. Nur die zwei Grünen-Vertreter verweigerten ihre Zustimmung. Dazu mehr: Trotz Protesten: AfD-Mann Weber darf im Kreis Paderborn kandidieren Nicht ohne Grund: Denn der Landesverfassungsschutz hatte an die Stadt Paderborn unaufgefordert eine sogenannte Erkenntnismitteilung geschickt. Demnach werden Weber &bdquo;Aktivitäten und Äußerungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“ zugeschrieben und somit die Verfassungstreue abgesprochen.

Meistgelesen