Kunst übers Sterben

Neue Ausstellung in Paderborn: Sterbeprozess und Tod im Fokus

Unter dem Motto „Trapasso - Hinübergehen“ sind verschiedene Kunstwerke von Benediktiner Mönch Stephan Oppermann, Dagmar Boenigk oder Walter Schels zu sehen.

Annalena Müller (v.l.), Alexandra Jungblut, Christiane Ruhmann, Ulrike Molitor, Marek Konietzny und Hans-Bert Janzen stellen die neue Ausstellung „Trapasso - Hinübergehen“ im Diözesanmuseum vor. | © Selin Meier

Josefin Stein
01.11.2025 | 01.11.2025, 19:00

Paderborn. Gemeinsam mit dem entstehenden Hospiz- und Palliativzentrum Pauline des Verbunds katholischer Altenhilfe (VKA) gibt es im Diözesanmuseum in Paderborn eine neue Ausstellung: „Trapasso - Hinübergehen“. Ab Sonntag, 2. November, erwartet die Besucherinnen und Besucher eine Ausstellung mit Begleitprogramm zur Endlichkeit des Lebens.

Mit der Zusammenarbeit entstehe laut dem Museumsdirektor, Holger Kempkens, ein neues Format: „Es läuft unter dem Namen Connect#. Wir verbinden uns immer wieder mit neuen Partnern.“ Im Fall der neuen Ausstellung, mit dem VKA. Schon seit 2022 arbeiten sie zusammen, so Ulrike Molitor, Leiterin des Bereichs Ethik der VKA. Damals im Rahmen des „Hospiz Achtsamzeit“, bei denen hospizliche Begleitung und Vorsorgeplanung im Fokus stehen.

In der Ausstellung gehe es gezielt um den Trost, der aus dem Leitspruch des entstehenden Zentrums abgeleitet wird: geliebt, getragen, getröstet. Der Fokus liegt hierbei auf dem Tod und dem Sterben. „Es geht darum, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen. Zu merken, dass der Tod nicht das Ende des Lebens, sondern ein ganz wichtiger Teil dessen ist“, betont Molitor. Ihr sei es wichtig, dass die Ausstellung Platz für Trost schafft: „Das Museum bietet sich dafür an: ein Ort mitten im Leben, mitten in der Stadt.“

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Die Kuratorin Christiane Ruhman hatte viel Freude an der Arbeit

Christiane Ruhman ist die Kuratorin der Ausstellung. Obwohl das Thema sehr berührend ist, habe ihr die Arbeit Spaß gemacht: „In meinem privaten Umfeld gibt es jemanden, der an Demenz erkrankt ist. Durch das Kuratieren hatte ich einen poetischen Zugang dazu und das hat es mir leichter gemacht. Das wünsche ich mir auch für die Besucher.“ Weiter betont sie auch den historischen und nachdenklichen Zugang.

Die Künstlerin Dagmar Boenigk gibt mit ihrem Bildgedicht Einblicke in die Krankheit Demenz. - © Selin Meier
Die Künstlerin Dagmar Boenigk gibt mit ihrem Bildgedicht Einblicke in die Krankheit Demenz. | © Selin Meier

Ein Teil der Kunst beschäftigt sich mit dem Vergessen, genauer mit der Krankheit Demenz. So sind unter anderem Werke von Dagmar Boenigk zu sehen: Wortfetzen von erkrankten Menschen im Zusammenspiel mit verblassten Familienschnappschüssen. Und auch ein restauriertes Gemälde, überklebt mit japanischen Papier soll demonstrieren, wie es im Zustand der Demenz sein kann. „Das Gemälde wird erst beim genauen Hinschauen präsent und auch dann weiß man nicht so richtig, was man sieht“, so Ruhmann.

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Kunstwerke von Benediktiner Mönch können gegen eine Spende erworben werden

Außerdem werden die Kunstwerke von Benediktiner Mönch Stephan Oppermann ausgestellt. Er demonstriert auf seinen Bildern die Farbe Lila, die aus den zwei Farben Rot und Blau besteht. „Die Farbe Rot steht hierbei für den Körper, das Blut, den Sterbeprozess. Das Blau steht für den Himmel“, erklärt Annalena Müller, Assistenz der Geschäftsführung des Diözesanmuseums. Auch die Farbe Orange ist zu erkennen, die laut Müller für das Leben stehen soll. „Gegen eine Spende können die Exemplare sogar mit nach Hause genommen werden“, sagt Müller.

Werke des Benediktiner Mönchs Stephan Oppermann zeigen den Sterbeprozess, den Himmel und das Leben. - © Josefin Stein
Werke des Benediktiner Mönchs Stephan Oppermann zeigen den Sterbeprozess, den Himmel und das Leben. | © Josefin Stein

Neben Schwarz-Weiß Fotografien von Walter Schels und Texten von Beate Lakotta, die Menschen vor und nach ihrem Tod zeigen, ist ein gepackter Koffer Teil der Ausstellung. „Der Koffer steht für die letzte Reise und beschäftigt sich mit der Frage: Was brauchen Menschen in der finalen Phase ihres Lebens?“, erklärt Molitor.

Kooperation sei Leuchtturmprojekt und strahle nach Außen

Marek Konietzny, Geschäftsführer des Marienheims und der VKA St. Liboris und St. Josef, definiert die Kooperation als „Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft nach außen.“ Begründet sei seine Einordnung in den Bedarfen der Bürger und hinsichtlich des neuen Hospiz- und Palliativzentrums Pauline an der Mallinckrodtstraße: „Die Art der Versorgung, die im entstehenden Zentrum angeboten wird, gibt es noch nicht so häufig.“

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„Das Museum und die Ausstellung helfen bei der Wirkung nach außen. Ich würde mir wünschen, dass die Bürger sehen, was für eine Besonderheit sie ab November im Kreis Paderborn, hier im Museum, finden“, sagt der stellvertretende Landrat, Hans-Bert Janzen, und hofft auf mehr Spendengelder. Das gesamte Bauvolumen liegt bei 4,2 Millionen Euro, davon müssen 1,2 Millionen Euro über Spenden finanziert werden. 500.000 Euro wurden bereits gesammelt. Der Spatenstich des Palliativzentrums ist für nächstes Jahr im April geplant.

Paderborner Ausstellung bietet neben Kunstwerken auch verschiedene Veranstaltungen

Die Ausstellung kann bis Sonntag, 1. März, im nächsten Jahr, besucht werden. Aber nicht nur die Kunstwerke bieten eine Auseinandersetzung mit dem Tod. Auch verschiedene Veranstaltungen, wie Vorträge, Lesungen und Workshops laden zur Weiterbildung im Bereich Ableben ein. „Wir haben Veranstaltungen, die sich mit Demenz, dem Einsatz von medizinischem Cannabis oder dem begleiteten Suizid beschäftigen“, so Müller. Nähere Informationen zu den Veranstaltungen gibt es auf der Internetseite des Diözesanmuseums.