Paderborner Krankenhaus arbeitet jetzt mit einem roboterassistierten OP-System

Paderborn. Im Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn gibt es einen neuen Kollegen im Operationssaal. Seit vier Wochen ist er da und hat bereits jetzt mehrere Chefärzte mit seinen Leistungen überzeugt. Die Rede ist vom roboterassistierten Operationssystem namens Da Vinci. Eine Million Euro hat das Krankenhaus in das Hightech-Gerät investiert, das in den Bereichen Urologie, Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie eingesetzt wird. Bei einer Operation mit dem Da Vinci steuert der Arzt die vier Roboterarme, beziehungsweise die daran befestigten Operationsinstrumente. Der Operateur sitzt dafür an einer Steuerungskonsole und sieht das Operationsfeld durch eine Art Sichtfenster bis zu 12-fach vergrößert vor sich. Alle Bewegungen, die an den zwei Steuerelementen für die Hände, ähnlich wie an Joysticks, vorgenommen werden, übersetzt der Roboter. Auf einem Videosystemwagen können Assistenzärzte und das OP-Personal die Bewegungen verfolgen. "An der Konsole erkenne ich kleinste Blutgefäße und Strukturen, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind", erklärt Chefärztin Ricarda Diller. In ihrem Fachbereich, der Allgemein- und Viszeralchirurgie, soll der Da Vinci im Bereich der Darmoperationen, beispielsweise für das Entfernen von Tumoren, eingesetzt werden. Bei der ersten Operation mit dem neuen System im März wurde eine Gallenblase entfernt. Die Operationsmethode hat viele Vorteile für die Patienten Vorbehalte gegenüber dem Roboter gab es von Seite der Patienten wohl nicht. "Die Patienten waren begeistert", bestätigt Diller. Der Roboter sei eigentlich nur ein komplexes OP-Instrument. Denn ohne den Operateur an der Steuerkonsole sind die Arme des Roboters eingefroren. Das stellt eine Lichtschranke sicher. Für die Patienten hat die neue Operationsmethode mehrere Vorteile: noch weniger Blutverlust, weniger Schmerzen nach der Operation und eine schnellere Genesung. Der Schritt von der offenen zur minimalinvasiven Chirurgie sei bereits erfolgt. Jetzt gehe es darum, die Eingriffe weiter zu verbessern, erklärt Chefarzt Guido Scholz, warum der Da Vinci so wichtig für das Krankenhaus ist. Er schwärmt: "Man kann sehr viel feiner und zielgerichteter operieren." Mit seinem Team in der Thoraxchirurgie führt er komplexe Operationen im Brustkorbbereich durch. Das Da-Vinci-System kam bereits bei Operationen an der Lunge und dem Zwerchfell zum Einsatz. Vor dem ersten Einsatz wurden die Operateure geschult Zuvor wurde jedoch lange geübt. Etwa 40 Stunden vor Ort an Übungsgeräten und mehrere Hospitationen unter anderem in Frankfurt, Würzburg, Bern und Straßburg haben die Operateure am Brüderkrankenhaus in Paderborn für den Da Vinci geschult. "Die Operation im Körper selbst sitzt. Aber die Fähigkeiten des Systems optimal einzusetzen, das muss gelernt werden", so Scholz. Was in den USA bereits medizinischer Standard sei, will Andreas Kutta, Chefarzt für Urologie und Kinderurologie, nun auch im Brüderkrankenhaus umsetzen. "Prostatektomien, also die Entfernung der Prostata, sind die häufigsten Eingriffe, die mit dem Da Vinci vorgenommen werden", sagt Kutta. Ein Da-Vinci-Operationssystem sei in der Medizin keine Zukunftsmusik, sondern Gegenwart. In Ostwestfalen-Lippe ist er unter anderem in Bielefeld und in Detmold schon etwas länger im Einsatz. Woran es jedoch oft scheitere, sei die Finanzierung. Umso mehr freut sich auch der kaufmännische Direktor des Brüderkrankenhauses, Siegfried Rörig, über das neue System: "Eine Investition in dieser Größenordnung kommt nicht jeden Tag vor." Das neue Operationssystem wurde aus Eigenmitteln des Krankenhauses finanziert. Denn die pauschalen Fördermittel vom Land seien keineswegs ausreichend, um in neue Techniken zu investieren, kritisiert Rörig. Er gibt zu bedenken: "Qualität wird nicht durch Politik gemacht, sondern durch qualifiziertes Personal und entsprechende Technik gesichert."

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