Samuel Koch erzählt in Paderborn, warum er am Tiefpunkt seines Lebens Dankbarkeit empfand

Paderborn. Ein kurzes &bdquo;Aha“ entfährt Samuel Koch als Reaktion darauf, dass er von Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen als &bdquo;wohl einer der bekanntesten Rollstuhlfahrer Deutschlands“ vorgestellt wird. Ganz so, als wenn ihm diese Beschreibung etwas unangenehm ist. Seit seinem Unfall bei &bdquo;Wetten dass..?“ im Jahr 2010 ist er jedoch vielen Menschen bekannt – und für einige auch zum Mutmacher geworden. Auch wenn Koch, der vom Hals abwärts querschnittsgelähmt ist, sich selbst so nicht bezeichnen möchte. Er könne aber aus seinen Erfahrungen erzählen, sagt er. Und das tat der Bestsellerautor und Schauspieler nun während der Libori-Woche in einer vollen Marktkirche. 600 Menschen kamen; das veranstaltende Bonifatiuswerk hätte noch mehr kostenlose Tickets herausgeben können, so groß war das Interesse. Samuel Koch blickt auf entscheidenden Moment in seinem Leben zurück Sein Publikum lässt er teilhaben an einem für ihn entscheidenden Moment. Kurz nach dem Crash, in einer Schweizer Reha-Klinik, wird Koch auf den Balkon geschoben, atmet Bergluft ein. &bdquo;Da saß ich auf diesem Balkon und war ziemlich frustriert, weil diese Realität, nie wieder laufen zu können, nie wieder selbstständig leben zu können, langsam in mein Bewusstsein gesickert war. Ich hatte keinen Plan und keine Perspektive“, erinnert sich der heute 37-Jährige. Und doch behält er diesen Moment mit dem Blick auf einen See, auf teils schneebedeckte Berge und blauen Himmel positiv in Erinnerung. &bdquo;Ich saß da an einem Tiefpunkt meines Lebens, musste etwas grinsen und empfand Dankbarkeit über die Luft, über die Schönheit der Schöpfung“, sagt Koch. &bdquo;Dieser Balkon war für mich ein erster kleiner Vorgeschmack dessen, was es noch gibt, wofür es sich zu leben lohnt, dass es einen inneren Frieden auch ohne erkenntliche Perspektive geben kann.“ Akzeptieren und Loslassen waren für ihn nach dem Crash wichtig. Akzeptieren der Dinge, &bdquo;die ich im Leben nicht mehr ändern konnte“. Loslassen von Träumen und Wunschvorstellungen. Dass er seit dem Unfall 2010 viel Hilfe benötigt, werde ihm jeden Tag vor Augen geführt. &bdquo;Ich bin sehr privilegiert insofern, dass ich meinen 180-Kilogramm-Demutspanzer immer dabei habe und er jegliche Form des Abhebens verhindert“, sagt Koch in Bezug auf seinen Rollstuhl. Mehr zu Libori 2025: Der Liveticker mit vielen Fotos und Videos Sein Vater gebe ihm viel, sagt Samuel Koch An der Wette in der ZDF-Sendung mit dem tragischen Ausgang war auch sein Vater beteiligt. &bdquo;Ich habe zwischenzeitlich den Eindruck gehabt, dass meine Eltern – vor allem mein Vater – mehr mit dem ganzen Mist zu kämpfen haben als ich selber“, so Koch gegenüber der NW. Seine Eltern würden ihm großen Halt geben. &bdquo;Ich müsste im Heim wohnen, wenn meine Eltern nicht kompensieren würden, woran es fehlt“, sagt er. Eine Lebenseinstellung, die ihn bis heute stärkt, hat sein Vater ihm mit auf dem Weg gegeben. &bdquo;Mein Vater hat uns Kindern, egal was wir gemacht haben, immer gesagt: Du bist 1+“, erzählt Samuel Koch. &bdquo;Als ich einmal die erste schlechte Schulnote mit nach Hause gebracht habe, hat er mir eines der teuersten Jojos geschenkt und hat damit unterstrichen, dass ich 1+ bin, ganz unabhängig von meinen Leistungen. Damit hat er gezeigt, dass ich wertvoll bin, weil ich einfach bin.“ Heutzutage sei sein Papa &bdquo;quasi“ sein Finanzvorstand. &bdquo;Mein Papa gibt immer noch mehr, als ich ihm geben kann“, sagt er. Neben nachdenklichen Worten lässt Koch in der Marktkirche auch Witz und Selbstironie durchblicken. Etwa als er sagt: &bdquo;Ich habe gehört, dass Sitzen das neue Rauchen ist. Dann werde ich wohl Kettenraucher.“ Oder als er im Publikum nach einem Buchhalter sucht, der dann sein Buch &bdquo;StehaufMensch! Was macht uns stark? Kein Resilienz-Ratgeber“ hält, aus dem er eine Passage vorliest. Spenden der Bonifatius-Veranstaltung gehen an zwei Projekte Samuel Koch bildet den Mittelpunkt der Bonifatius-Veranstaltung, ist aber nicht der einzige Gast auf der Bühne. Monsignore Georg Austen begrüßt außerdem die blinde Sängerin Bernarda Brunovic. Sie beschreibt, wie sie ihre Kraft aus dem Glauben zieht, und sorgt für musikalische Akzente in der Marktkirche. Lesen Sie auch: Bonifatiuswerk baut in Paderborn ein Mehrgenerationenhaus Spenden, die das Bonifatiuswerk während der kostenlosen Veranstaltung sammelt, gehen an zwei Projekte. Zum einen wird das Karmelitinnenkloster im isländischen Hafnarfjördur unterstützt, in dem aktuell 13 Ordensschwestern leben. Außerdem kommen die Spenden dem Suizidpräventionsprojekt [U25] in Paderborn zugute, das sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahren richtet, die sich in krisenhaften oder suizidgefährdeten Situationen befinden.

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