Angeklagter randaliert: Verhandlung in Paderborn ohne den Beschuldigten

Paderborn. Ein wichtiger Grundsatz des deutschen Gesetzgebers sieht vor, dass Angeklagte anwesend sein müssen, wenn vor Gericht die ihnen vorgeworfenen Straftaten aufgearbeitet werden. Nur unter ganz speziellen Vorgaben sind Ausnahmen vorgesehen. Einen solchen Fall muss zurzeit die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn verhandeln. Reiner C. (Name geändert) beschäftigt die Richter unter dem Vorsitz von Anne Zacharias schon seit einem Jahr. Dem 49-Jährigen werden, wie berichtet, allerhand verbale und körperliche Attacken vor allem auf seine Nachbarn vorgeworfen, auch an einem Wegkreuz in seiner Wohnstraße soll er sich vergriffen haben, indem er den Jesus-Korpus abriss und in einen Garten schleuderte. Eine erste Aufarbeitung scheiterte, weil Reiner C. nach einem ersten Verhandlungstag einfach abtauchte, ein zweiter Versuch im März musste abgebrochen werden, weil er schon während der Verlesung der Anklageschrift völlig ausflippte. Der Beschuldigte sei verhandlungsunfähig, stellte damals Gutachter Bernhard Bätz fest. Der 49-Jährige, der vor vielen Jahren ein paar Semester Philosophie studierte, bevor er eine Ausbildung zum Bauzeichner machte, ist nämlich psychisch schwer krank - aber völlig uneinsichtig. Medikamente lehnt er strikt ab. Vorheriger Prozesstag: Paderborner flippt im Gerichtssaal völlig aus Paderborner Gericht macht einen neuen Versuch Als jetzt drei Monate später das Gericht einen erneuten Versuch macht, hat sich der Zustand von Reiner C. nicht gebessert, obschon er seit geraumer Zeit in der forensischen Psychiatrie in Eickelborn untergebracht ist. Und so ist er an diesem Tag erneut außer Rand und Band. Als die Staatsanwältin die Antragsschrift verliest, gehen ihre Worte fast vollständig in lauten, wütenden Wortschwallen des 49-Jährigen unter. Völlig wirres Zeug äußert Reiner C., beschimpft unflätig alles und jeden. Er springt auch schon mal wütend auf, um eine drohende Pose einzunehmen. Selbst vor der Vorsitzenden Richterin Anne Zacharias macht er nicht halt. Er bezeichnet sie als &bdquo;Dreckschwein“ und &bdquo;Miststück“ und kündigt an, ihr &bdquo;links und rechts ein paar um die Ohren zu geben“. Der Kammer bleibt nichts anderes übrig, als die Sitzung zu unterbrechen, um zu überlegen, wie in dieser Sache weiter verfahren werden kann. Nach längerer Bedenkzeit steigen sie wieder in die Sitzung ein. Von ihrem Beschluss, an diesem Tag in Abwesenheit von Reiner C. weiter zu verhandeln, weil anderenfalls keine ordnungsgemäße Verhandlung möglich sei, ist kaum ein Satz zu verstehen. Erneut gibt der 49-Jährige äußerst lautstark zusammenhanglose, unsinnige Sätze von sich, verlässt dann aber doch in Begleitung von zwei Justizwachtmeistern den Saal, sodass das Gericht mit der Vernehmung der Zeugen beginnen kann. Mann &bdquo;jagte“ 13-jährigen Jungen Unter ihnen ist ein 13-Jähriger, der 2023 von Reiner C. immer wieder morgens &bdquo;gejagt“ wurde, wenn er auf dem Weg zur Bushaltestelle war. Große Angst habe er gehabt, sagt der Schüler und erzählt von Beleidigungen &bdquo;wegen meiner Hautfarbe“, aber auch von einem heftigen körperlichen Angriff mit einem Stock. Selbst die betagte Großmutter geriet, ebenso wie der Vater, ins Visier des 49-Jährigen. Als sie ihrem Enkel zu Hilfe kam, schubste er die 82-Jährige gegen eine Wand - begleitet von Beschimpfungen. Die Verhandlung wird am Dienstag, 8. Juli, fortgesetzt, voraussichtlich weiterhin in Abwesenheit des psychisch kranken Beschuldigten. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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