30-Jähriger muss nach Angriff auf Paderborner Joggerin in die Psychiatrie

Paderborn. Auf seine Freiheit wird Omar B. (Name geändert) wohl für unbestimmte Zeit verzichten müssen. Der 30-Jährige ist psychisch schwer krank, er hört Stimmen, er glaubt, dass er verfolgt wird, und ist auch manchmal der festen Überzeugung, von anderen Menschen &bdquo;bestrahlt“ zu werden. Und so empfindet der junge Mann, der nach seinem Abitur einige Semester Medizin studierte, oft einen ungeheuren inneren Druck, den er abbauen muss. Dann ist Omar B. eine Gefahr - für sich selbst, aber auch für andere. Jetzt hat die 8. Große Strafkammer des Landgerichts Paderborn nach vier Monaten seine Unterbringung in der forensischen Psychiatrie angeordnet. Dass Omar B. damit wohl lange Jahre in dieser Einrichtung verbringen muss, liegt vor allem an einer Tat, die schon mehr als drei Jahre zurückliegt. Damals ging er ohne jeden Grund auf seinen Nachbarn los, mit dem er sich zuvor stets gut verstanden hatte. Zu Jahresbeginn 2022 hatte sich anscheinend zum ersten Mal seine Erkrankung, eine paranoide Schizophrenie, Bahn gebrochen. Omar B., von inneren Stimmen beeinflusst, war deshalb der Überzeugung, der pensionierte Polizeibeamte habe ein Verhältnis mit seiner Mutter, und attackierte diesen mit Schlägen und Tritten. Schon damals stand eine psychische Erkrankung im Raum. Konsequenzen folgten nicht - und Omar B. blieb völlig unauffällig, bis er im Sommer vergangenen Jahres eine junge Joggerin am helllichten Tag auf ihrer Trainingsrunde von hinten umarmte. Die Frau konnte ihn abschütteln und der 30-Jährige floh in ein nah gelegenes Waldstück, in dem er festgenommen wurde. Psychisch krank: 30-Jähriger will Joggerin bei Paderborn in den Wald zerren Angeklagter laut Paderborner Staatsanwaltschaft &bdquo;in schlechtem psychischen Zustand“ Fast ein Jahr später steht für die Richter unter dem Vorsitz von Anna Zacharias fest, dass auch für diese Tat die Erkrankung des Paderborners ursächlich war. Und der Vertreter der Staatsanwaltschaft bilanziert nach umfangreicher Beweisaufnahme: &bdquo;Er war in einem schlechten psychischen Zustand.“ Der hat sich leider nicht gebessert. Zwar hatten die Richter in Einklang mit der Staatsanwaltschaft und Verteidiger Benedikt Klein anfangs noch den Plan, Omar B. unter Einschaltung eines Betreuers einen langen Aufenthalt in der forensischen Psychiatrie zu ersparen, weil ihm Ärzte zu der Zeit eine äußerst positive Prognose stellten. Doch dann verschlechterte sich in der Klinik Eickelborn der Zustand des 30-Jährigen überraschenderweise trotz starker Medikamente. Sein Verteidiger hält es für möglich, dass sein Mandant &bdquo;nicht in einem so schlechten Zustand wäre, wenn man mit Augenmaß gehandelt hätte“. Denn Omar B. lebt seit etlichen Wochen in einem Raum, der bis auf eine Matratze und einen besonders gesicherten Fernseher völlig leer ist. So sollen Reize von ihm ferngehalten werden, so soll er selbst geschützt werden, aber auch ein Mitpatient, vor dem sich der 30-Jährige einmal drohend aufgebaut haben soll. Überfall auf Jogggerin bei Paderborn: Psychisch Kranker muss in leerem Raum leben Gutachter befürchtet vor Gericht weitere Straftaten Gutachter Bernhard Bätz hingegen hält diese Maßnahme für richtig. In seinem jetzigen Zustand komme Omar B. in einer Gemeinschaft, wie etwa einer Wohngruppe, höchstwahrscheinlich nicht zurecht, weitere Straftaten, vor allem in Form von Körperverletzungen, seien wahrscheinlich: &bdquo;Aktuell ist der Aufenthalt in der Forensik alternativlos.“ Eine Einschätzung, die sich die Richter nach einer guten Dreiviertelstunde Beratung zu eigen machen. Sie halten Omar B. krankheitsbedingt für schuldunfähig und sprechen Omar B. deshalb von allen Vorwürfen frei. Zuvor haben sie bereits dargelegt, dass sie den Übergriff auf die Joggerin als sexuelle Belästigung werten. Die Berührung der Taille sei nur sehr kurz gewesen, dass Omar B. viel mehr im Sinn gehabt habe, habe die Beweisaufnahme nicht ergeben. Passend zum Thema: Paderborner Gericht sucht Lösung für psychisch kranken Angeklagten

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