„Franziskushaus“ eröffnet

Sozialwohnungen im Paderborner Brennpunkt - Erzbischof macht Vorschlag zur Kapellenstraße

Auf dem SKM-Gelände ziehen bald die ersten Bewohner ein. Bei der Einweihung wird auch die Kritik aus der Nachbarschaft thematisiert. Sogar der Erzbischof meldet sich dazu zu Wort.

Haben das „Franziskushaus“ mit Sozial-Kaufhaus und 16 Wohnungen auf dem SKM-Gelände in Paderborn eingeweiht (v. l.): Thomas Obergassel (Projektverantwortlicher beim Caritasverband für das Erzbistum Paderborn), Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber, Landrat Christoph Rüther, Erzbischof Udo Markus Bentz, SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof und Marco Schmitz MdL (Vorsitzender Sozialstiftung NRW). | © cpd/Markus Jonas

19.07.2025 | 19.07.2025, 12:11

Paderborn. Nach einem Jahr Bauzeit und einer Investition von 3,5 Millionen Euro ist jetzt das nicht unumstrittene „Franziskushaus“ in der Kapellenstraße eröffnet worden. Der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn als Bauherr und der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste als Betreiber weihten das Gebäude bei einem Hoffest ein. Weil es neben einem Sozialkaufhaus auch 16 Wohnungen für von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen enthält, hatten Anwohner der Kapellenstraße das Projekt mehrfach kritisiert.

Erzbischof Udo Markus Bentz segnete das neue Gebäude auf dem SKM-Gelände, das unter anderem von der Sozialstiftung NRW und dem Deutschen Hilfswerk gefördert wurde, und bezeichnete es laut Pressemitteilung als einen „Ort, der Zukunft schenkt“. Es schaffe verlässliche Räume für Menschen, was aber mehr sei als nur eine funktionale Hilfe gegen Wohnungslosigkeit. Mitte August sollen die ersten Bewohner einziehen.

Diözesan-Caritasdirektorin Esther van Bebber sagte, das nach dem verstorbenen Papst benannte Franziskushaus solle Menschen vom Rand der Gesellschaft aufnehmen, umsorgen, ihnen ein Zuhause geben und mit dem Sozialkaufhaus auch Menschen mit geringem Einkommen versorgen. Sie betonte den Wunsch nach einem „gelingenden Miteinander“ auf und vor dem SKM-Gelände und mit der Nachbarschaft.

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Paderborner Erzbischof geht auf Konflikte in der Kapellenstraße ein

Erzbischof Bentz betonte, dass „die Zukunftsperspektiven, die von diesem Ort ausgehen“, nun gemeinsam gestaltet werden müssten – mit Politik, mit Kirche, Verwaltung und Nachbarn. Angesichts der „oft auch realen Sorgen der Nachbarschaft“ durch Konflikte wie Lärmbelästigung und Drogenkonsum vor dem SKM-Gelände und den daraus resultierenden ernst zu nehmenden Ängsten und Unsicherheiten schlug er einen „Runden Tisch“ aller Beteiligten vor.

Dazu habe sich die Stadt nach Auskunft von Bürgermeister Michael Dreier bereit erklärt, und dafür sei er sehr dankbar. Auch SKM und Diözesan-Caritasverband als Vertreter des Erzbistums Paderborn würden sich daran beteiligen, sagte der Erzbischof. „Es ist klar, dass die Menschen, für die dieses Haus gebaut wurde, nicht die sind, die Angst machen. Sie sind Männer und Frauen mit schweren Biografien. Dieses Haus ist nicht Teil des Problems, es ist Teil der Lösung des Problems.“

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„Einzigartiges“ Projekt auf dem SKM-Gelände in Paderborn

In der Kombination von Sozialkaufhaus, Wohnungen, Arbeitsgelegenheiten und Hilfeangeboten auf dem Gelände des SKM sei dieses Projekt „einzigartig“, betonte Maximilian Meyer, Referent für Wohnungslosenhilfe beim Diözesan-Caritasverband. Angesichts der stetig steigenden Zahlen von Wohnungslosen in NRW und der angespannten Lage am Wohnungsmarkt auch in Paderborn sei dies ein Schritt in die richtige Richtung.

Auch SKM-Geschäftsführer Joachim Veenhof zeigte sich sehr glücklich mit dem Neubau: „Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, aber auch eine Aufgabe. Das Sozialkaufhaus ist für viele Menschen ein Anker. Es bietet Halt und eine sinnvolle Arbeit, nämlich ökologisch wertvoll Möbel und Kleidung aufzubereiten.“ Veenhof hatte bereits im Vorfeld gegenüber der NW betont, dass das Haus für Menschen gedacht sei, „die wohnfähig sind“. Damit hatte er auf die Kritik der Anwohner der Kapellenstraße reagiert, die von schlimmen Vorfällen in dem „Brennpunkt“ berichten.

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Große Verkaufsfläche und 16 Wohnungen

Der SKM betreut und beschäftigt im Sozialkaufhaus und einer angeschlossenenKreativwerkstatt eigenen Angaben zufolge langzeitarbeitslose Menschen. Zehn arbeiten im Sozialkaufhaus, das auf einer Fläche von 466 Quadratmetern gebrauchte und neue Waren anbiete. In der angegliederten Kreativwerkstatt würden eigene Produkte entwickelt und gebaut, aber auch gespendete Waren wie etwa Möbel und Fahrräder aufgearbeitet oder repariert. In den oberen beiden Etagen befinden sich 14 altersgerechte barrierefreie Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon mit einer Wohnungsgröße von je 36 Quadratmetern sowie 2 rollstuhlgerechte Zwei-Zimmer-Wohnungen mit Bad und Balkon auf 47 Quadratmetern.

Ein Infrastrukturraum mit Badezimmer und Terrasse schließt im Erdgeschoss an das Sozialkaufhaus an. Dort sollen auch Behandlungsmöglichkeiten durch die ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte von „Sento“ und Maltesern entstehen. Zurzeit bietet ein Team von 13 Ärztinnen und Ärzten sowie 12 nichtärztlichen Mitarbeitenden im Rahmen des Malteser-Projektes „Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung“ (MMM) in einem Container neben dem Neubau mittwochs von 15 bis 17 Uhr eine Sprechstunde an.

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Der Neubau soll CO2-neutral durch eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe beheizt werden. Eine Photovoltaik-Anlage versorge den Neubau mit Strom, der den Mietern kostengünstig zur Verfügung gestellt wird, wie es heißt. Außerdem stehen auf der Hoffläche zwei Wallboxen zum Laden von E-Autos zur Verfügung. Im vorderen Bereich wurden sogenannte Unterflursysteme zur Abfallentsorgung verbaut. Diese sollen eine saubere, geräusch- und geruchsarme Entsorgung von Abfällen gewährleisten.

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