„Folien und Fäkalien“: Anwohner am Busdorfwall in Paderborn kämpfen gegen Konsumraum

Paderborn. Jennifer B. weiß, wo sie besser nicht hinguckt. Sie kennt die Ecken, die Nischen und Verstecke. Sie weiß, wo Spritzen und Folien für Crack weggeworfen werden. Seit 20 Jahren lebt Jennifer B. an der Andreasstraße nahe des Busdorfwalls. Mit 35 weiteren Anwohnerinnen und Anwohner hat sie sich in der Interessengemeinschaft (IG) Kasseler Tor organisiert. &bdquo;Wir haben nichts gegen Obdachlose“, betonen sie zwar einstimmig. Dennoch haben die Anwohner eine klare Botschaft: Sie wollen keinen Drogenkonsumraum am B2, der Drogenhilfeeinrichtung von &bdquo;KIM – Soziale Arbeit“. Derzeit wird die Einrichtung eines solchen Angebots politisch diskutiert, beschlossen ist sie nicht. Besonders polarisieren in der Debatte die Finanzierungs- und Standortfrage. Bei einem Rundgang treffen sich 13 Anwohner. Die meisten von ihnen wollen ihren vollen Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie fürchten, dass das für sie Nachteile haben könnte. Gleichzeitig ist es ihnen wichtig, auf die Probleme ihrer Nachbarschaft aufmerksam zu machen. Treffpunkt für Dealer und Szenemitglieder in Paderborn Der Rundgang beginnt an der Andreasstraße vor der ehemaligen Nebenstelle des Finanzamtes, der früheren Blindenschriftdruckerei. Ein Bauzaun schirmt das Gebäude zwar ab, doch für die Problematik sei es zentral, betonen die Anwohner. Denn seit die Nebenstelle geschlossen wurde, habe sich der Konflikt zwischen Anwohnern und Klienten des B2 verschärft. Das Gelände sei zu einem Treffpunkt für Dealer und Szenemitglieder geworden. Drogenverstecke, Spritzen, Folien, Fäkalien und Erbrochenes findet man laut den Anwohnern in den Sommermonaten sogar täglich. &bdquo;Das war mal eine schöne Straße“, berichtet ein Anwohner, der seit 82 Jahren an der Andreasstraße lebt. &bdquo;Ich bin hier geboren, aufgewachsen und geblieben. Damals war es noch die Josefsstraße“, erzählt der Paderborner. .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 142.86%; } } Jennifer B. berichtet mit Blick auf die Tiny-Häuser am B2 von einem einschneidenden Erlebnis. Ihr Hund habe an einem Abend Erbrochenes gefressen, das auf dem Gehweg lag. So erlitt er eine Drogenvergiftung. Er musste nachts in einer Tierklinik behandelt werden und überlebte. Mehr zu diesem Thema: Obdachlos durch Kokain-Sucht: Paderborner Unterkunft ist voll Stimmung ist laut einer Paderborner Anwohnerin aggressiver geworden &bdquo;Die Situation eskaliert seit circa anderthalb Jahren. Früher war es anders, es gab eine sehr friedliche Koexistenz. Zu Weihnachten haben wir den Obdachlosen Schokolade gebracht, ich habe nachts Schlafsäcke verteilt“, berichtet die Anwohnerin. Mittlerweile sei der Ton rauer geworden, die Stimmung aggressiver. Diese Beobachtung passt zu der Einschätzung von Sozialarbeitern und Polizei, dass der Kokain- und Crackkonsum in Paderborn stark zugenommen hat, wie eine gemeinsame Recherche der Neuen Westfälischen mit Radio Hochstift gezeigt hat. Crack ist eine rauchbare Sonderform von Kokain. Anders als beispielsweise nach dem Konsum von Heroin werden Kokainkonsumenten reizbarer, manchmal auch aggressiver. .responsive23-MKvkhj9xuHuuYoLR-bar-grouped-horizontal-konsum-30-tage { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-MKvkhj9xuHuuYoLR-bar-grouped-horizontal-konsum-30-tage { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-MKvkhj9xuHuuYoLR-bar-grouped-horizontal-konsum-30-tage { padding-top: 166.67%; } } Als weitere Probleme nennen die Anwohner von Andreasstraße, Busdorfwall und Busdorfmauer aggressives Betteln und Beschaffungskriminalität. &bdquo;Wir rüsten unser Haus auf und machen es einbruchssicher. Unser Auto wurde in diesem Jahr bereits zwei Mal aufgebrochen“, berichtet eine Anwohnerin. Rundgang endet an der Busdorfmauer in Paderborn Der Rundgang geht weiter in Richtung Kindergarten Schwalbennest. Die Kita ist ein weiteres Argument auf einer langen Liste der Anwohner, die sie verfasst haben, um sich deutlich gegen einen Drogenkonsumraum in zentraler Lage zu positionieren. &bdquo;Der Standort KIM/B2 befindet sich nicht nur in einem Wohngebiet, sondern auch in unmittelbarer Nähe zu vielen sensiblen Einrichtungen: Neben Kindergärten und Schulen liegen dort Seniorenheime, ein Hospiz, Angebote für psychisch erkrankte Kinder und Jugendliche sowie weitere soziale Einrichtungen für besonders schutzbedürftige Gruppen“, schreiben sie in einem Positionspapier, das im März an Paderborner Politiker gesendet wurde. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein von @stefanoliverstrate geteilter Beitrag Der Rundgang endet an der Busdorfmauer, gegenüber der Andreasstraße. Hier standen Bänke, die mittlerweile von der Stadt abgebaut wurden. &bdquo;Egal ob tagsüber oder nachts: Diese Bank war ein beliebter Treffpunkt“, berichtet eine Anwohnerin. &bdquo;Ich benutze meinen Balkon daher gar nicht mehr. Langfristig werde ich wegziehen.“ Lesen Sie auch: Kontroverse um Drogenkonsumraum in Paderborn reißt nicht ab Thorsten Koch resümiert: &bdquo;Wir kämpfen seit Jahren.“ Es gehe den Anwohnern darum, dass sich die Situation rund um das B2 nicht weiter verschärft. &bdquo;Bereits jetzt nehme ich eine deutliche Überlastung an diesem Standort wahr“, so Koch. Das B2 sei eine wichtige Anlaufstelle für Drogenabhängige und müsse in jedem Fall erhalten werden. Es um einen Drogenkonsumraum zu erweitern, wäre aus Sicht der Anwohner jedoch fatal. Sie fürchten eine Sogwirkung. Aus diesem Grund sprechen sie sich auch gegen einen Drogenkonsumraum an anderer zentraler Stelle in Paderborn aus. &bdquo;Wir wollen das Problem nicht einfach an eine andere Stelle verschieben.“ Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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