Sicherheitsrisiko: Gesperrter Bahnübergang in Paderborn verzögert Rettungsdienst

Paderborn. Es kam wohl für viele Paderborner überraschend, als Mitte April plötzlich von heute auf morgen der Bahnübergang an der Husarenstraße gesperrt wurde. Der Grund: Technische Probleme. Auch knapp zwei Monate später verhindern festinstallierte Barken, dass Autos die Bahnschienen überqueren. Und das wird voraussichtlich noch länger so bleiben. Die Bahn spricht davon, die Schranken frühestens 2030 wieder zu öffnen. Unterdessen sucht die Politik nach einem Schuldigen und einer Zwischenlösung. &bdquo;Wir dachten, dass wir mit dem Bahnübergang Rosentor schon alles erlebt haben“, macht Markus Mertens (CDU) seinem Ärger im Bezirksausschuss Schloß Neuhaus Luft. Vertreter der Stadt und der Deutschen Bahn sind an diesem Abend eingeladen, um das Chaos zu erklären und gemeinsam eine schnellere Lösung zu suchen. Den Bahnübergang fünf Jahre zu schließen, sei aus Sicht der CDU jedenfalls &bdquo;völlig inakzeptabel“. Schuld an dem ganzen Dilemma ist eine veraltete Technik. Nur an diesem Bahnübergang sei eine besondere Steuerungstechnik verbaut, die die Schranke der Bahn und die städtische Ampelanlage an der Kreuzung Dubelohstraße/Husarenstraße miteinander vernetze, erklärt Eckhard Döring, Leiter des Straßen- und Brückenbauamtes. Das Steuerungsgerät sei das letzte seiner Generation, Ersatzteile könnten seit 2010 nicht mehr beschafft werden. Probleme am Bahnübergang sind seit 2013 immer wieder Thema Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Bereits 2013 habe die Stadt laut Döring die Deutsche Bahn erstmals auf die veraltete Technik hingewiesen und 2015 eine Aufforderung zur Überplanung gestellt. 2019 wurde erneut auf das Problem hingewiesen. 2022/23 habe es dann erste Anlauftermine für einen Projektstart gegeben. Anfang April 2025 habe es nochmals die Aufforderung seitens der Stadt an die Bahn gegeben, die Anlage zwingend zu erneuern. Kurze Zeit später wurde der Übergang komplett gesperrt. &bdquo;Der Zeitraum ist abenteuerlich“, meint Mertens und macht Druck, eine Zwischenlösung zu finden. Wenn die Bahn nicht aus den Puschen komme, müssten auch andere Möglichkeiten geprüft werden. Einen Vorschlag unterbreitet der CDU-Mann direkt: An der Kreuzung Husarenstraße und Dubelohstraße sollen die Abbiegespuren entfallen, Autofahrer nur noch geradeaus fahren können. Bei Tempo 30 sei der Bereich dann gut einzusehen und es würde auch nicht zum gefürchteten Rückstau auf den Bahngleisen kommen, so Mertens. Zum Thema: Bis 2030? Stadt Paderborn sperrt Bahnübergang an der Husarenstraße Investitionsstau bei der Bahn habe auch Probleme in Paderborn verursacht Den Vorschlag wolle Heiko Wulff-Rabenstein, Leiter des Anlagen- und Instandhaltungsmanagements der Deutschen Bahn, mitnehmen und prüfen. Allem voran stehe aber das Thema Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer. Den Frust über die plötzliche und lange Sperrung könne er nachvollziehen. &bdquo;Bekannt ist aber auch, dass wir seit Jahren darum ringen, finanzielle Mittel zu bekommen“, so Wulff-Rabenstein. Aktuell sei die Bahn abhängig von einem Haushaltsbeschluss des Bundes, der für 2025 noch nicht erfolgt ist. &bdquo;Das hängt uns an vielen Orten und zwingt uns zu Priorisierungen“, so der Bahnvertreter. Nebenstrecken – so wie die in Paderborn – würden dann eher nachrangig behandelt werden. &bdquo;Hier wird jedem Bürger deutlich, was wir in den vergangenen Jahren verschlafen haben, in Infrastruktur zu investieren“, sagt Helmut Arens (Grüne). An erster Stelle müsse natürlich die Sicherheit stehen, doch die Möglichkeit zur vorzeitigen Öffnung der Schranke solle zumindest geprüft werden. Ähnlich sieht es Franz-Josef Henze (SPD), der sich außerdem Sorgen macht, dass so ein Debakel auch noch einen anderen Bahnübergang treffen könnte. Dazu gibt Bahn-Vertreter Wulff-Rabenstein Entwarnung: Dieses spezielle technische Gerät, eine sogenannte Bahnübergangs- und Straßensicherungsanlage (Büstra), sei nur am Bahnübergang Husarenstraße verbaut. Trotzdem müsse man im Zuge der Neuerungen auch weitere Bahnübergänge anpacken. Das Regelwerk habe sich im Laufe der Zeit geändert. Eine sogenannte 5er-Kette, in die auch der Bahnübergang Husarenstraße fällt, müsse aufgelöst werden. Künftig dürften nur noch drei Übergänge technisch miteinander vernetzt sein. .responsive23-834d49vA1kMlP08h-map-250428-bahnuebergang { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-834d49vA1kMlP08h-map-250428-bahnuebergang { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-834d49vA1kMlP08h-map-250428-bahnuebergang { padding-top: 142.86%; } } Schließung hat Auswirkungen auf Anfahrtszeiten der Feuerwehr Täglich queren laut Zählungen der Stadt rund 2.700 Fahrzeuge den Bahnübergang. Direkt am Knoten Husarenstraße/Dubelohstraße habe die Stadt bei Fahrversuchen keine Probleme mit der Verkehrsabwicklung beobachten können, so Döring. Die Umlegung mittels Verkehrsmodell prognostiziere vor allem eine Verlagerung auf die Hatzfelder Straße Richtung Schloss (+1.400 Kfz/24h). Mehr Verkehr würde auch auf dem Thuner Weg (+200 Kfz/24h) entstehen durch Verlagerungen auf die Mastbruchstraße. Außerdem hätte die Sperrung Auswirkungen auf die Anfahrtszeiten der Feuerwehr. &bdquo;Die Schließung kann für alle Einwohner in Schloß Neuhaus eine Verzögerung bedeuten“, erläutert Döring. Die Feuerwehr Paderborn könne derzeit jedoch nur rechnerisch Verzögerungen nachweisen, es liegen noch nicht ausreichend reale Daten vor. Die Anfahrtszeiten der Feuerwehr hätten sich aber im Schnitt für große Teile in Schloß Neuhaus und Sennelager im Mittel um rund 32 Sekunden verzögert. Für Einwohner in Mastbruch allerdings um rund eineinhalb Minuten. Im Realfall sei von weiteren Verzögerungen auszugehen. Und auch die vielen freiwilligen Einsatzkräfte aus Mastbruch bräuchten zunächst für die Anfahrt zur Feuerwache etwas länger. Passend dazu: Sperrung der Husarenstraße – Sorge um längere Anfahrten für die Paderborner Feuerwehr &bdquo;Das ist eine Gefahr für die Bürgerinnen und Bürger“, entgegnet Mertens. Oft spreche die Politik von Optimierungen der Anfahrtswege von Feuerwehr und Rettungskräften im Sekundenbereich. &bdquo;Jetzt werden hier Minuten in Kauf genommen. Das ist ein Skandal“, so der CDU-Politiker. Kosten für Erneuerung des Bahnübergangs will die Bahn nicht beziffern Darauf weiß auch der Bahn-Vertreter wenig zu entgegnen. &bdquo;Das würde ich jetzt mal so stehen lassen.“ Dann äußert er sich doch und betont, dass auch die Sicherheit Bürger, die den Bahnübergang kreuzen, und der Fahrgäste in den Blick genommen werden müsse. Wie viel das Erneuerungsprojekt kosten wird, will der Bahn-Vertreter nicht offenlegen. &bdquo;Die Bezifferung der Kosten hätte keine Auswirkungen auf die Planung“, so Wulff-Rabenstein. Geld könne das Projekt nicht beschleunigen, der Planungs- und Ausführungsprozess sei mit fünf Jahren schon sehr knapp bemessen, ein Puffer für unerwartete Geschehnisse nicht mit einberechnet.

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