Apotheker warnt vor weiteren Schließungen in Paderborn

Paderborn. Die Entwicklung der Zahl der Apotheken bezeichnet Philipp Hoffmann als &bdquo;extrem besorgniserregend“. Damit meint der Paderborner Kreisvertrauensapotheker die Veränderungen auf Bundesebene, aber auch im Stadtgebiet Paderborn. Der Vergleich zwischen den Jahren 2000 und 2024 beziehungsweise 2025 zeigt einen eindeutigen Trend – nach unten. Einerseits bezieht sich Hoffmann auf aktuelle Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände für das Jahr 2024. Laut einem nun vorliegenden Branchenbericht habe es im Jahr 2000 noch bundesweit 21.592 öffentliche Apotheken gegeben. 2024 seien es 17.041 gewesen. &bdquo;Alleine in 2024 hatten wir einen Rückgang von 530 Apotheken in Deutschland“, sagt Hoffmann. Das entspreche einem Schnitt von 1,5 Apotheken weniger pro Tag. Auch die Zahlen für das Stadtgebiet Paderborn spiegeln den bundesweiten Trend wider. Dazu hat Hoffmann recherchiert und sich auch mit der Apothekerkammer Westfalen-Lippe ausgetauscht. Er betrachtet einen Zeitraum von 25 Jahren. So habe es 2000 noch 47 öffentliche Apotheken in der Stadt Paderborn gegeben, 2025 seien es nur noch 33. &bdquo;Und ich kann nicht sagen, wie die Zahl Ende 2025 aussieht“, fügt Hoffmann hinzu. Zu viel Bürokratie: Paderborner Apotheker kritisieren steigenden Zeit- und Kostendruck Rückgang der Apothekenzahl in Paderborn: Es gibt mehrere Gründe Für diese Entwicklung gibt es verschiedene Gründe. Und auch der Trend ist nicht neu, weil er bereits über viele Jahre zu beobachten ist. Aber nun ist aus Sicht von Hoffmann der Zeitpunkt gekommen, für die bundesweiten Rahmenbedingungen die Politik in die Verantwortung zu nehmen. Zugleich &bdquo;appelliert“ er an die Patientinnen und Patienten zu überlegen, &bdquo;ob sie ein Aussterben der Apotheken wirklich wollen“. Hierbei gehe es um die flächendeckende Versorgung, die über einen Notdienst auch sicherstellt, dass beispielsweise eine Mutter an einem Samstagabend noch ein Medikament für ihr Kind bekommt, wenn es einen Krupp-Anfall hat. Das Beispiel bezieht sich auf eine Atemwegserkrankung, auch Pseudokrupp genannt, die vor allem bei Kindern zwischen drei Monaten und drei Jahren auftritt. Bundesweit regelt die Arzneimittelpreisverordnung die Preisbildung und legt die Höhe der Vergütung fest. Laut Hoffmann habe es über viele Jahre keine Anpassung gegeben. Andererseits müssten auch Apotheker Kostensteigerungen mittragen, beispielsweise durch die Inflation, höhere Gehälter oder aufgrund steigender Energiekosten. Weil aber die &bdquo;Einkaufs- und Verkaufspreise vorgegeben“ seien, könnten Apotheker sie nicht einfach anpassen wie beispielsweise Gastronomen. Onlinehändler, die mit günstigeren Preisen locken, könnten anders kalkulieren. Auch jene großen Anbieter aus den Niederlanden, deren Geschäft vielleicht von Investoren getragen wird. Eine Beratung gibt es dort aber nicht. Apotheker über Lage im Kreis Paderborn: &bdquo;Die Apothekenzahl nimmt dramatisch ab“ Paderborner Apotheker schließt weitere Schließungen nicht aus Wichtig ist Hoffmann, keinesfalls ein Jammern auf hohem Niveau an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Dennoch würden auch weitere Aspekte wie die hohe Verantwortung, gerade weil es sich um die Gesundheit der Patientinnen und Patienten handelt, und beispielsweise die zunehmende Bürokratisierung dazu beitragen, dass sich junge Leute überlegen, Apotheker zu werden. Anderseits finden alteingesessene Apotheker immer öfter keinen Nachfolger. Dass demnächst weitere Apotheken auch in Paderborn schließen könnten, bestätigt Hoffmann auf &bdquo;NW“-Nachfrage. Er wisse von Kolleginnen und Kollegen, die aufhören wollen. Zudem habe er aufgrund von Kontakten in die Immobilienwirtschaft erfahren, dass sich Makler nach Interessenten für entsprechende Standorte umsehen. Dabei sei die Neugründung einer Apotheke nicht so aufwendig wie beispielsweise die Eröffnung einer eigenen Arztpraxis. Interessierte Apotheker und Apothekerinnen brauchten keine Kassenzulassung. Allerdings orientiere sich die Verteilung der Apotheken innerhalb von Paderborn grundsätzlich am Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Apotheker im Kreis Paderborn: Kindermedizin auch weiterhin knapp Apotheken in Paderborn sind für die Beratung &bdquo;um die Ecke“ wichtig Dennoch: Das Absolvieren eines Pharmaziestudiums gilt in Deutschland als nicht leicht. Zudem werde die heutige Zeit als wesentlich unsicherer wahrgenommen als noch vor Jahren, meint Hoffnung. Deshalb würden sich viele junge Menschen grundsätzlich nicht mehr die Fragen stellen, ob sie das Risiko einer Selbstständigkeit tragen wollen oder nicht. Dabei brauche es aus Sicht von Hoffmann eher mehr Apotheken als weniger. Er verweist auf den demografischen Wandel, also darauf, dass es mehr ältere Menschen auch in Paderborn gibt. Gerade sie benötigen die Beratung und Arzneimittel &bdquo;um die Ecke“. Letztlich sei die anhaltende Entwicklung der Apotheken mit dem Aussterben der Tante-Emma-Läden vergleichbar. Irgendwann hätten die Supermärkte und Discounter den Markt übernommen. Im Vergleich würden aber, so das Argument Hoffmanns, die stationären Apotheken in der Fläche nach und nach verschwinden. &bdquo;Wir fahren mit Vollgas in den Abgrund. Und da muss sich jeder fragen, ob er das so will“, sagt Hoffmann. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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