„Es geht so nicht mehr“: Große Apotheke in der Bielefelder Innenstadt gibt auf

Bielefeld. Und wieder hat es eine alteingesessene Apotheke in Bielefeld erwischt: Die &bdquo;Apotheke am Klösterchen“ schließt zum 30. November. Das bestätigt Inhaberin Julia Hillert auf NW-Nachfrage. Schweren Herzens gibt sie die Filiale auf, weil &bdquo;sich das betriebswirtschaftlich nicht mehr rechnet“. Erst Anfang 2021 hatte Hillert die Apotheke an der Stapenhorststraße übernommen. Die hieß seinerzeit noch &bdquo;Apotheke im Westen“ und die Inhaber hatten sich in den Ruhestand verabschiedet. Seit fast 12 Jahren leitet Hillert bereits die &bdquo;Apotheke an der Voltmannstraße“ als Hauptapotheke und hatte vor gut vier Jahren recht spontan beschlossen, zu investieren und eine weitere Apotheke zu übernehmen. Doch nun ist Schluss, die Filiale wird in wenigen Wochen geschlossen, am 28. November öffnet sie zum letzten Mal. Der Standort Voltmannstraße bleibt bestehen. Eine Entscheidung, die der Herzblut-Apothekerin nicht leicht gefallen ist. &bdquo;Ich mache diesen Beruf aus Überzeugung, liebe den Job, bin gern für die Menschen da“, sagt Hillert. Doch der Fachkräftemangel und vor allem &bdquo;die unzureichende Vergütung“ zwingen Hillert und viele andere Bielefelder Apotheken-Inhaber zu diesem Schritt. Hauptursache: Die Vergütung reicht nicht mehr &bdquo;Apotheken bekommen für jedes verschreibungspflichtige Medikament einen festen Fixbetrag sowie zusätzlich einen prozentualen Zuschlag auf den Apothekeneinkaufspreis. Davon gehen aber noch Rabatte an die Krankenkassen, sogenannte Apothekenabschläge, ab“, heißt es beim Bund der Krankenkassen. Viele Apotheken beklagten demnach, dass diese Vergütung über Jahre kaum erhöht wurde, während gleichzeitig Personal-, Mieten-, Energie- und andere Kosten stark gestiegen seien. Besonders kleinere und ländliche Apotheken hätten dadurch wirtschaftliche Schwierigkeiten, da die Einnahmen aus der Medikamentenabgabe nicht mehr für den Erhalt und die eigene Apotheke ausreichten. Lesen Sie auch: Bielefelder stemmen sich gegen das Apothekensterben Das Apothekensterben in Bielefeld setzt sich damit fort. Von mehr als 80 Apotheken vor 10 Jahren sind heute rund 60 geblieben. Eine bundesweite Entwicklung: Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren deutlich und hat 2025 mit etwa 16.800 Standorten einen historischen Tiefstand erreicht, so die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Wege zur nächsten Apotheke immer weiter Im ersten Halbjahr 2025 wurden demnach bereits 271 Apotheken geschlossen, während lediglich 33 neu eröffnet wurden. &bdquo;Das ist ein Verlust von über zehn Prozent innerhalb der vergangenen fünf Jahre.“ Die Hauptgründe: Unzureichende Vergütung, gestiegene Kosten, Personalmangel, wachsende Bürokratie und die Konkurrenz durch Versandapotheken. &bdquo;In vielen Regionen lohnt sich der Betrieb kaum noch und die fehlende Nachfolge verschärft die Lage zusätzlich.“ Die Folgen: Für viele Menschen werden die Wege zur nächsten Apotheke immer weiter. Patientinnen und Patienten müssen häufiger auf Botendienste oder den Versandhandel zurückgreifen, während die wohnortnahe Arzneimittelversorgung insbesondere für ältere Menschen gefährdet sei. &bdquo;Versorgungslücken entstehen, die im Notfall zur Verzögerung oder zum Ausfall einer schnellen Arzneimittelversorgung führen können.“ Ein Ende dieses Trends sei laut Experten und Branchenvertretern derzeit nicht absehbar. Innerhalb von Bundesländern sind laut der Pharmazeutischen Zeitung vor allem dicht besiedelte Gebiete und ländliche Regionen im Westen betroffen, wo oftmals schon heute die Versorgung durch Apotheken dünner werde. Besonders Nordrhein-Westfalen verzeichne weiterhin deutliche Verluste bei der Zahl der Apotheken.

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