Strafe bei Abtreibung: Pro Familia Paderborn fordert neues Gesetz

Paderborn. Nach wie vor ist das Abtreibungsrecht in Deutschland umstritten. So weist unter anderem Pro Familia in Paderborn darauf hin, dass Abtreibungen nach wie vor gegen geltendes Recht verstoßen. Nur wenn sie innerhalb einer bestimmten Frist und nach einer Beratung erfolgen, bleiben sie für Frauen straffrei. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist in Deutschland leicht gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt haben Frauen im Jahr 2024 etwa 106.000 Abtreibungen vornehmen lassen – 0,2 Prozent mehr als 2023. Zugleich seien 2024 etwa 677.000 Kinder geboren worden. Zahl der Abbrüche: Kreis Paderborn entwickelt sich gegen den Trend Gar einen neuen Höchststand an Schwangerschaftsabbrüchen hat das Land NRW kürzlich mitgeteilt. So hätten laut IT.NRW Arztpraxen und Krankenhäuser landesweit für 2024 insgesamt 23.445 Abbrüche gemeldet. Zuletzt habe die Zahl 2008 mit damals 24.120 Abbrüchen höher gelegen. Anders sieht die Lage im Jahresvergleich 2023 und 2024 im Kreis Paderborn aus. Laut der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe sind 2023 kreisweit 391 Schwangerschaftsabbrüche ambulant vorgenommen worden. 2024 seien es 358 Abbrüche gewesen. Nach wie vor gibt es in Paderborn nur eine Praxis, die Abbrüche durchführt. Aus verschiedenen Gründen hält sich diese in der Öffentlichkeit zurück. Nur eine Praxis in Paderborn führt Abbrüche durch Laut einer der &bdquo;NW“ vorliegenden Liste gibt es zwölf weitere Adressen in OWL, unter denen aktuell Abbrüche vorgenommen werden: jeweils eine in Detmold, Verl und Lemgo sowie drei in Bielefeld, vier in Gütersloh und zwei in Rheda-Wiedenbrück. Die Liste nennt zudem jeweils zwei Adressen in Kassel sowie eine in Dortmund. Auf der Liste stehen überwiegen Praxen, aber auch ein Krankenhaus ist darunter. Rechtsstreit mit Arbeitgeber: Chefarzt klagt gegen Abtreibungsverbot: &bdquo;Frauenverachtende Ideologie“ Das fordert der Gesetzgeber vor einer Abtreibung Folgende Voraussetzungen müssen laut dem zuständigen Bundesministerium bei einem Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung erfüllt sein: Frauen müssen sich bis spätestens drei Tage vor einem Eingriff in einer staatlich anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle beraten lassen. Der Schwangerschaftsabbruch muss innerhalb von zwölf Wochen nach der Empfängnis vorgenommen werden, das entspricht dem Ende der 14. Schwangerschaftswoche. Medizinische Indikation: Straffrei bleibt ein Abbruch auch nach der 14. Schwangerschaftswoche, wenn für die Mutter Lebensgefahr oder die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustandes besteht. Kriminologische Indikation: Auch hier bleibt ein Abbruch innerhalb von zwölf Wochen nach der Empfängnis straffrei, wenn die Schwangerschaft beispielsweise durch eine Vergewaltigung herbeigeführt wurde. Zudem bleiben Schwangere in zwei weiteren Fällen straffrei, allerdings machen sich Ärzte oder weitere Personen strafbar: Wenn der Abbruch nach Beratung von einer Ärztin oder einem Arzt vorgenommen wird und seit der Empfängnis nicht mehr als 22 Wochen verstrichen sind; oder ein Gericht auf eine Verurteilung verzichtet, wenn Schwangere sich zum Zeitpunkt des Eingriffs in &bdquo;besonderer Bedrängnis“ befunden haben. Solidarität mit Mediziner: Abtreibungsverbot für Chefarzt aus Bielefeld: Das sagen Pro Familia und Ärztekammer Kreis Paderborn: Wie viele Beratungen gibt es dort? In Paderborn bieten folgende sechs Stellen Beratungen an: Diakonie Paderborn-Höxter Donum Vitae, Regionalverband Paderborn Freies Beratungszentrum (FBZ) Caritasverband für das Erzbistum Paderborn/SKF Paderborn (keine Beratungsbescheinigung) Pro Familia, Beratungsstelle Paderborn Kreis Paderborn Bei Pro Familia hat es 2024 insgesamt 123 Beratungen gegeben, ein Jahr zuvor 181. Der Kreis Paderborn nennt für die Jahre 2024 und 2023 jeweils 252 Beratungen. Bei Donum Vitae hat es 2024 und 2023 insgesamt 126 &bdquo;Erstgespräche nach den Paragrafen 5/6 (Konfliktberatungen)“ gegeben. Die anderen Beratungsstellen haben auf Nachfrage keine Zahlen mitgeteilt. Ungewollte Schwangerschaft: In Paderborn führt nur eine Praxis Abbrüche durch Das sagt Pro Familia in Paderborn zur Beratungsregelung Die aktuelle Gesetzgebung kritisiert Anja Podtschaske, Leiterin der Paderborner Beratungsstelle von Pro Familia: &bdquo;Den Frauen wird durch die Beratungspflicht unterstellt, dass sie nicht in der Lage wären, alleine ihre Situation zu beurteilen.“ Aus den Beratungsgesprächen wisse Pro Familia aber, dass &bdquo;sehr viele Frauen keine Entscheidungshilfe brauchen“, weil sie gut informiert seien. Podtschaske: &bdquo;Sie kennen ihr Leben, sie kennen sich, sie kennen ihre Situation.“ Deshalb fordert sie: &bdquo;Frauen müssen selbst entscheiden können, ob sie eine Beratung brauchen oder nicht.“ Dass die Abgeordneten des Bundestags auch in der vergangenen Legislaturperiode nicht über eine Liberalisierung des Strafrechtsparagrafen 218 abgestimmt haben, kann Podtschaske nicht nachvollziehen. &bdquo;Die Gesetze sind uralt und stammen aus der Weimarer Republik. Die Bundesrepublik Deutschland hat es dreimal nicht hinbekommen, dies aus dem Strafgesetzbuch rauszunehmen und es mit einer Fristenlösung in ein anderes Gesetz zu bringen.“ Klischeevorstellungen: Wer kommt in die Beratungsstelle von Pro Familia Paderborn Oft würden beispielsweise folgende Gründe gegen eine Schwangerschaft sprechen: Für ein weiteres Kind fehlen das Geld oder die Betreuung, die Schwangerschaft passt nicht zur beruflichen Situation. Auch Leistungen wie das Bürgergeld könnten nicht alle Sorgen nehmen, so Podtschaske. Dennoch betont Podtschaske, dass es sich weder Frauen noch Paare einfach machen mit einer Entscheidung zur Abtreibung. Zugleich habe aber &bdquo;jedes Kind das Recht, erwünscht zu sein“. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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