Lachgas-Verkauf an Minderjährige: Paderborner Stadtrat zögert mit Verbot

Paderborn. Es ist zwar nicht an jeder Ecke erhältlich. Doch auch in Paderborn gibt es Lachgas zu kaufen. Zumindest für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren soll dies verboten werden. Das wollen die Grünen im Paderborner Stadtrat. Obwohl das Thema von allen Seiten befürwortet wurde, gab es in der jüngsten Ratssitzung keine mehrheitliche Zustimmung - und das hat einen Grund. Lachgas sei nicht harmlos und werde zunehmend als Partydroge missbraucht, schreiben die Grünen in ihrem Antrag. Die kurzfristige euphorisierende Wirkung führe dazu, dass besonders Jugendliche die Gefahren unterschätzen und das Gas unkontrolliert konsumieren. Gesundheitlichen Folgen könnten Schwindel, Ohnmacht, Gleichgewichtsstörungen oder neurologische Schäden durch Vitamin-B12-Mangel sein. Zudem sei es frei verkäuflich, preisgünstig etwa in Kiosken oder Online-Shops. Man müsse &bdquo;die Verkaufswege einschränken, die wir einschränken können“, sagte Grünen-Ratsherr Björn Bause-Engel. Deshalb fordern die Grünen ein entsprechendes Verbot per ordnungsbehördlicher Verordnung, wie es dies etwa in Dortmund, Osnabrück, Bielefeld oder Gütersloh bereits gibt. Vertreter der Stadt Paderborn favorisiert Warten auf bundesweite Vorgabe Carsten Venherm, erster Beigeordneter der Stadt Paderborn, verwies auf Aussagen der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken. Sie wolle als eine ihrer ersten Amtshandlungen ein Verbot von Lachgas als Partydroge auf den Weg bringen und den Verkauf an Minderjährige stoppen. Venherm plädierte für eine bundesweite Regelung, ein Flickenteppich mache keinen Sinn. Verbot gefordert: Durch Lachgas droht Lähmung: Gefährliche Partydroge in OWL erhältlich Es sei gut, wenn ein bundesweites Verbot komme, doch es müsse auch kontrolliert werden, sagte Ulrich Koch (SPD). Man solle die Regelung des Bundes abwarten - auch wenn es noch etwas dauert. Da die Gefahren von Lachgas bekannt seien, müsse in den Schulen Aufklärung erfolgen. Auch die CDU nehme das Thema ernst, sagte Andreas Kaiser, der ebenfalls für die Bundesregelung plädierte. &bdquo;Was bringt es, wenn es in Paderborn verboten ist, man es in Hövelhof oder Borchen aber bekommt.“ Auch Alexander Senn sehe bei einem Paderborner Verbot einen möglichen Tourismus in der Region. Er würde ebenfalls eher Bundesvorgaben abwarten. Darüber hinaus spreche er die Eigenverantwortung der Verkaufsstellen an. Aufklärung ist aus Sicht des Paderborner Stadtrats wichtig Da ein Gesetzesverfahren lange dauern könne, bat Elke Süsselbeck (Linke) die Grünen, den Antrag nicht zurückzuziehen. Könne in der Zwischenzeit doch weiterhin Lachgas verkauft werden. Analog zum Vorgehen bei K.-o-Tropfen sei eine Informations- und Aufklärungskampagne wichtig. Ratsbeschluss: Bielefeld verbietet Lachgas-Verkauf an Minderjährige: Was bei Verstoß droht Junge Menschen müssten geschützt werden, bis eine Bundesregelung komme, sagte Sabine Kramm (Grüne). Ein lokales Verbot sei für sie ein klares Hindernis für die Beschaffung: Kinder setzten sich nicht ins Auto, um in die nächste Kommune zu fahren. Eine Ablehnung sei ein falsches Signal, sagte Hartmut Hüttemann (fraktionslos/FBI). Er schlug vor, ein Signal zu senden, dass der Rat für ein Verbot ist. Es seien doch alle dafür, fasste Bürgermeister Michael Dreier die Diskussion zusammen. Lediglich Grüne, Linke und Die Partei stimmten dann für ein Paderborner Verkaufsverbot. Die Mehrheit der Ratsmitglieder wollte die Bundesregelung abwarten. Die SPD enthielt sich. Paderborner Sozialarbeiter berät regelmäßig zum Thema Lachgas Benjamin Rühl hat eine klare Meinung zum Verkaufsverbot an Minderjährige. &bdquo;Ich finde es gut, wenn die Jugendlichen das nicht mehr kaufen können“, sagt der Sozialarbeiter bei Lobby, der Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Konfliktsituationen der Caritas Paderborn. Lachgas sei in den Beratungen regelmäßig ein Thema. Die jungen Menschen kämen leicht dran, dabei seien ihnen die Gefahren nicht bekannt. Er habe mal von einem Mediziner gehört, dass er mit einer Flasche bis zu 50 Patienten sedieren könnte, sagt Rühl. &bdquo;Und jemand, der richtig abhängig ist, konsumiert bis zu einer Flasche am Tag.“ Die Wirkung sei nur relativ kurz und - vor allem im Zusammenspiel mit anderen Drogen - sehr unterschiedlich. Dabei werde Lachgas, meist zunächst in einen Ballon umgefüllt, auf Partys oder auch in Parks eingeatmet. In Kiosken sind die Ballons teils schon an der Kartusche dran. Drogenkonsum in Paderborn: Paderbornerin aus Drogenszene wünscht sich Konsumraum So wie im Salitos-Kiosk am Rosentor, wo es Lachgas mit einem 10er-Pack Ballons legal gibt. Vor allem junge Menschen würden es kaufen, ist zu hören. Allerdings erst ab 18 Jahren. An Jüngere werde nichts abgegeben. Da werde streng geschaut. Wie viel verkauft wird? In der Woche weniger, am Wochenende mehr - allerdings mit starken Schwankungen. Die meisten Kioske in Paderborn verkaufen kein Lachgas Noch an einem weiteren Kiosk in der Innenstadt wird die &bdquo;NW“ bei einer stichprobenhaften Suche fündig. In den meisten Kiosken gibt es jedoch kein Lachgas. &bdquo;Wir haben das nicht, sagt Rafiq Shaja, der mit seinem Bruder die Kioske 4-Klang (Westerntor), Domblick 2 (Westernstraße) und Domblick (An der Alten Synagoge) betreibt. &bdquo;So etwas schädigt den Ruf von seriösen Kiosken.“ Auch im Brother’s Kiosk (Marienstraße) und im Kisau-Kiosk zählt Lachgas nicht zum Angebot. CDU will Kioske in den Blick nehmen: Betreiber an Marienstraße wehrt sich gegen Vorwürfe Genauso aus sieht es bei den Stichproben in Tankstellen - Shell an der Warburger Straße und Westfalen an der Detmolder Straße - sowie im Marktkauf am Detmolder Tor, im Rewe an der Warburger Straße und im Rewe-To-Go an der Detmolder Straße. In Kiosk &bdquo;Endstation“ an der Westernmauer sucht man ebenfalls vergeblich. &bdquo;Die Nachfrage ist da, aber ich bin kein Fan davon“, sagt Mitarbeiter Maximilian Karczewski. &bdquo;Ich möchte nicht, dass irgendwann eine Mutter zu mir kommt und mir sagt, dass ihr Kind bleibende Schäden hat, weil ich das verkauft habe.“

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