Maßnahme gegen Partydroge: Gütersloh verbietet Verkauf von Lachgas an Minderjährige

Gütersloh. Die Stadt Gütersloh zieht Konsequenzen: Der Verkauf und die Abgabe von Lachgas an Minderjährige werden verboten. Der Hauptausschuss der Stadt hat einstimmig eine entsprechende ordnungsbehördliche Verordnung beschlossen, wonach auch aus Automaten kein Lachgas an unter 18-Jährige verkauft werden darf. Damit reagiert Gütersloh auf den steigenden Missbrauch des Gases unter Jugendlichen und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken. Der Rat der Stadt Gütersloh muss dem Beschluss noch zustimmen. In den vergangenen Monaten wurde in Gütersloh, wie auch bundesweit, ein verstärkter Missbrauch von Lachgas als Rauschmittel festgestellt. Die gesundheitlichen Risiken sind erheblich: Neben akuten Beschwerden wie Sauerstoffmangel, Ohnmacht und Kreislaufproblemen könne langfristiger Konsum zu Nervenschäden und weiteren schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen führen, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Nach einem Antrag der CDU hat sich nun die Gütersloher Verwaltung damit beschäftigt. &bdquo;Unsere Aufgabe als Stadt ist es, die Gesundheit und Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger – in diesem Fall der jungen – zu schützen“, betont Bürgermeister Matthias Trepper. &bdquo;Mit dieser Verordnung setzen wir ein klares Signal gegen den leichtfertigen Konsum von Lachgas.“ Lachgas wird als sanftes Narkosemittel verwendet Jährlich werden durch die Stadtreinigung Hunderte leere Lachgas-Kartuschen auf öffentlichen Plätzen, Schulhöfen und in Parkanlagen in Gütersloh gefunden. Kioske bieten das Gas teilweise offen zum Verkauf an. Durch Internet-Trends, gerade über soziale Medien, hat sich der Konsum weiter verstärkt. Lesen Sie auch: Lachgas als Partydroge: Hauptsächlich Kinder und Jugendliche greifen in Mindener Kiosks zu &bdquo;Lachgas ist farblos und hat einen leicht süßlichen Geruch, es wird als sanftes Narkosemittel, z. B. beim Zahnarzt, verwendet“, erklärt Ratsmitglied Daniel Helmig. &bdquo;Seit einiger Zeit wird es aber auch als Rauschmittel missbraucht. Dabei wird das Gas aus einem Ballon oder einer Gaspatrone inhaliert, um einen kurzzeitigen Rauschzustand zu erzeugen. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen hat diese Droge in der letzten Zeit an Beliebtheit gewonnen, da die Verfügbarkeit niederschwellig ist und es obendrein aufgrund der Farblosigkeit und weiterer fehlender Merkmale des Konsums sowie des sehr kurz anhaltenden Rauschzustandes quasi unbemerkt konsumiert werden kann.“ Hirnschäden können bei häufiger Anwendung die Folge sein Durch den freien Verkauf sowohl in Kiosken als auch in Automaten besteht aus Sicht der CDU eine hohe Verfügbarkeit der Droge, auch schon für minderjährige Kinder im Grundschulalter. Der Missbrauch von Lachgas als Droge führe jedoch gerade bei Kindern und Jugendlichen zu erheblichen Schädigungen ihrer Gesundheit, wie es im CDU-Antrag formuliert ist. &bdquo;Die Dosierung ist dabei um ein Vielfaches höher als bei dem Narkosemittel“, ergänzt Ratsmitglied Carsten Rethage. Die Ausströmtemperatur liegt bei ca. -55°C, was zu Erfrierungen an Lippen, Atemwegen und Lunge führen kann. Ferner drängt es den Sauersoff aus den Lungen und führt zu einer Unterversorgung des Gehirns, was bei häufiger Anwendung zu Hirnschäden führen kann. &bdquo;Wir beobachten auch, dass Lachgas konsumiert wird, und sehen das sehr kritisch. In solchen Fällen versuchen wir, präventiv einzuwirken und über die Risiken zu informieren“, sagt die Gütersloher Polizei-Pressesprecherin Katharina Felsch. Lachgas sollte nicht ohne ärztliche Begleitung eingesetzt werden Viele andere Alternativen als Aufklärung bleiben den Beamten nicht, denn in Deutschland fällt Lachgas nicht unter das Betäubungsmittelgesetz und ist seit 2016 frei verkäuflich. Auch Besitz, Kauf und Konsum sind laut Katharina Felsch strafrechtlich nicht relevant. Bereits vor eineinhalb Jahren waren die schwarzen Ballons in Gütersloh aufgefallen - der Trend deutete sich an. In englischen Krankenhäusern hatten Neurologen zu dem Zeitpunkt eine regelrechte Epidemie unter jungen Menschen beobachtet, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden, weil sie Lachgas konsumiert haben. Lesen Sie auch: Bielefeld bringt Lachgas-Verkaufsverbot an Minderjährige auf den Weg &bdquo;Lachgas sollte grundsätzlich nicht ohne ärztliche Begleitung eingesetzt werden. Es birgt akute Risiken“, erklärte damals Thomas Grau, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin, Notfall- und Schmerzmedizin im Klinikum Gütersloh. Stadt Gütersloh muss handeln Der Verlust der Koordinierung und des Gleichgewichts, kurzzeitige Orientierungslosigkeit und die Gefahr, sich durch Ohnmacht zu verletzen, seien ebenso zu bedenken. &bdquo;Aber auch Langzeitfolgen können durch einen übermäßigen und regelmäßigen Konsum entstehen“, spricht Grau von psychischer Abhängigkeit, einer Schädigung des Nervensystems und der Inaktivierung von Vitamin B12 im Körper. Mit dem Beschluss folgt Gütersloh dem Beispiel der Stadt Dortmund, die als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen eine ähnliche Verordnung erlassen hat. Rechtlich basiert das Verbot auf dem nordrhein-westfälischen Ordnungsbehördengesetz, das es Kommunen ermöglicht, Maßnahmen zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu ergreifen. &bdquo;Wir haben entschieden, dass wir für die Stadt Gütersloh handeln müssen“, so Carsten Schlepphorst, als Beigeordneter aktuell verantwortlich für den Bereich Ordnung. &bdquo;Im Moment gibt es noch keine bundesweit einheitliche Regelung zum Verkauf von Lachgas, deshalb erscheint es uns erforderlich, auf kommunaler Ebene entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.“ Gütersloh kündigt strenge Kontrollen an Dieses Verbot sei kein kriminalisierender Schritt, sondern eine präventive Maßnahme zum Jugendschutz, erklärt Bürgermeister Trepper. &bdquo;Wir setzen auf Aufklärung und Sensibilisierung, um Jugendliche und Eltern über die Risiken aufzuklären.“ Aktuelle News erhalten Sie täglich über den Whatsapp-Kanal der NW Gütersloh Die Stadt Gütersloh appelliert an Gewerbetreibende, sich an die neue Regelung zu halten und auf den Verkauf an Minderjährige zu verzichten. Verstöße gegen das Verbot können als Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße von bis zu 1.000 Euro geahndet werden. Wenn der Rat der Stadt dem Beschluss zustimmt, gilt die neue Verordnung voraussichtlich ab Mai, sobald das entsprechende Amtsblatt veröffentlicht wird. Außerdem will die Stadt dann verschärft kontrollieren, ob in Gütersloh das Verkaufsverbot von Lachgas an Minderjährige beachtet wird. Das kündigte Bürgermeister Matthias Trepper (SPD) an. Er sagte, er halte das Verbot &bdquo;für richtig und wichtig“. Auch in Gütersloh sei der steigende Missbrauch des Gases unter Jugendlichen zu beobachten, bestätigte Ordnungsamtsleiter Norman Rosenland. Manche Kioske, sogar direkt gegenüber vom Rathaus, würden den Verkauf des Gases offensiv bewerben, zum Teil stünden die Kartuschen in den Schaufenstern.

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